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Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Titel: Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fröhlich
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Köpfe einschlagen, doch nach einigem Hin und Her konnte ich alle davon überzeugen, dass man die Probleme bezüglich der territorialen Zugehörigkeiten im Kaukasus unmöglich von Hamburg aus lösen würde. Das sahen sogar die georgischen Sturköpfe ein.
    Weiterhin führte ich aus, dass der Hauseigentümer sich bei mir gemeldet hätte, um sich über die verfeindeten Mieter zu beschweren, und sogar mit einer Räumungsklage drohe. Das war glatt gelogen, aber ich fand, dass der Zweck die Mittel heiligte. Keiner der Anwesenden wollte seines Heims beraubt werden, mit zusammengebissenen Zähnen reichte man sich daher die Hände und gelobte, zukünftig den häuslichen Frieden zu wahren.
    Befriedigt räumte ich die Unterlagen ins Regal und machte innerlich ein Häkchen hinter diesen Fall. Entspannt lehnte ich mich zurück, schlürfte einen Kaffee und dachte: Gut gemacht, Matthes!
    Da rief Irina: »Bernhard!«
    »Was ist?«
    »Bernhard am Telefon.«
    Ich rollte mit den Augen. »Sag ihm, ich bin nicht da. Oder beschäftigt. Ich ruf zurück.«
    »Er sagt, er weiß, du bist da. Ist dringend.«
    Seit unserer letzten Verabredung hatte Bernhard mehrfach versucht, mich zu erreichen. Jedes Mal ließ ich ihn von Irina abwimmeln. Ich hatte keine Lust auf seine vergeblichen Avancen.
    »Leg auf!«, insistierte ich deshalb.
    »Ist unhöflich«, antwortete Irina und stellte durch.
    »Paula?«
    »Am Apparat. Was gibt’s?«
    »Wir müssen uns treffen …«
    »Vergiss es. Ich bin verheiratet. Ich will nichts von dir. Lass mich in Ruhe.«
    »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Ich will nichts hören.«
    »Solltest du aber. Es geht um deinen Mann …«
    »Egal, was es ist, es interessiert mich nicht. Tschüss.«
    »Warte! Oder ist es dir lieber, wenn ich gleich zur Polizei gehe?«
    »Bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden. Heut Mittag, vierzehn Uhr, bei unserem Italiener.«
    Dann tutete es aus dem Hörer. Ein ungutes Gefühl bemächtigte sich meiner. Ein wirklich ungutes Gefühl. Was meinte der Spinner nur? Sollte ich Artjom anrufen? Besser nicht. Mein Gatte hatte die Nacht gekrümmt auf dem viel zu kleinen Sofa verbracht. Am Morgen war er mit schmerzverzerrtem Gesicht schweigend an mir vorbeigehumpelt. Ein Ende der Eiszeit war noch nicht abzusehen. Außerdem würde ich mit Bernhard leicht alleine fertig.
    Die Zeit bis zum Nachmittag überbrückte ich mit längst fälligen Aufräumarbeiten. Ich heftete Papiere ab, sortierte den Inhalt diverser Aktenordner, erst nach Datum, um mich letztendlich doch für eine alphabetische Reihenfolge zu entscheiden. Währenddessen wuchs meine Wut. Was bildete sich dieser gelackte Hosenscheißer eigentlich ein? Versuchte er mich zu erpressen?
    Andererseits machte ich mir Gedanken, was Bernhard über Artjom wissen konnte, was ich nicht wusste. Das ungute Gefühl verstärkte sich und füllte gegen halb drei meinen Bauchraum aus. Ich gab Irina für den Rest des Nachmittags frei und fuhr nach Eppendorf.
    Diesmal war ich die Erste. Ich suchte einen Tisch, der etwas abseits von den anderen stand – vielleicht würde es laut werden –, und wartete. Zwanzig nach drei schlenderte Bernhard, um Lässigkeit bemüht, ins Restaurant. Mit einem ebenso siegessicheren wie falschen Lächeln setzte er sich zu mir.
    »Hallo, Paula. Entschuldige die Verspätung, aber es ist so schön draußen, ich bin noch ein wenig spazieren gegangen.«
    »Ich bin nicht hier, um mit dir übers Wetter zu plaudern. Also, was willst du?«
    »Hu, warum denn so aggressiv? Geht’s dir nicht gut?«
    »Mir geht es ausgezeichnet. Was willst du?«
    »Ich mache mir einfach Sorgen um dich, Paula.« Seine Hände schnellten über den Tisch und versuchten, meine zu ergreifen. Ich entzog sie ihm.
    »Um mich muss man sich keine Sorgen machen. Schon gar nicht du.«
    »Paula, Paula …«, betrübt schüttelte er den Kopf, »ich meine es doch nur gut. Du bist da in etwas hineingeraten, dessen Tragweite du noch gar nicht abschätzen kannst. Liebe macht ja bekanntlich blind.«
    »Hör auf, hier rumzuschwurbeln, und sag endlich, was du willst.«
    »Ich will nur dein Bestes. Deshalb habe ich mir erlaubt, mal ein wenig den Hintergrund der Familie Polyakow zu recherchieren.«
    »Was immer du herausgefunden hast, ich will es nicht wissen. Es interessiert mich nicht, das sagte ich bereits am Telefon.«
    Ich hatte meinen Hintern schon halb vom Stuhl erhoben, da wechselte Bernhards Lächeln von falsch zu gehässig.
    »Wie du meinst. Aber Erschleichung des

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