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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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dürfen?«
    Sie erstarrte. »Was geht dich das an, Arschloch?«
    »Heikles Thema, Feinkosterin?«
    »Hör mal …« Ihre zarten Züge verzerrten sich. Sie tat einen Schritt nach vorn und war fast wieder dort, wo sie vorher gestanden hatte.
    Sie wollte etwas sagen. Doch da öffnete sich die Tür hinter meinem Rücken mit einem Klingeln. Sie blickte über mich hinweg, und die Kanten in ihrem Gesicht glätteten sich urplötzlich durch ein Lächeln, das jedoch nicht mir galt.
    »Tony!«, rief sie freudig überrascht aus.
    »Ciao Chiara!«, sagte eine klare, lebhafte männliche Stimme.
    Ich drehte mich um.
    Es war Tony Moscalda, Tony Champion genannt, die Sportlegende unseres Städtchens. Groß, blond, blauviolette Augen, ein Gebiss wie aus der Zahnpastawerbung, die breiten Schultern eines Wettkampfschwimmers und Gewichthebers, der Brustkorb wie ein Fels, die liebenswürdige, aber leise verächtliche Art eines in allen Bereichen des Lebens unbesiegten Mannes, drei Jahre älter als ich, aus einer schwerreichen Familie, darum mit einer Harley Davidson motorisiert, Karate- und Aikido-Meister, Judolehrer und regionaler Rekordhalter im Fünfzig- und Hundertmeter-Rückenschwimmen.
    Ein Terminator, wahrlich was anderes als dieser Jammerlappen Riccardo!
    Er umarmte Chiara so fest, als wollte er sie mit seiner glänzenden Gestalt verschmelzen lassen. Chiara verschwand in dieser Umarmung wie in einem Portal, hinter dem die verzauberte Welt von Oz lag. Und es öffnete sich für jede Frau, die Tony begegnete.
    Mit einem Stich im Herzen erwartete ich den Kuss, der all meine Ambitionen in Bezug auf diese Frau im Keim ersticken würde.
    Doch der Kuss kam nicht. Nur ein verschwörerisches, heimliches Getuschel. Ich spitzte die Ohren, ohne eine einzige Silbe zu erhaschen.
    Als Chiara aus dieser Umarmung und diesem Geflüster wieder auftauchte, war sie sichtlich erregt und bedachte Tony Champion von Kopf bis Fuß mit bewundernden Blicken. Auch Tony taxierte sie, das Raubtier, das die Beute abschätzt.
    »Du siehst phantastisch aus«, sagte er.
    Sie errötete, und während das Wundertier dem Barmann zur Begrüßung ein Gimme five gegen die Handfläche schlagen ging, wobei er mich ignorierte wie eine zerquetschte Mücke auf dem Visier seines Motorradhelms, kreuzte sie meinen Blick, als hätte sie mich nie zuvor gesehen, als wäre ich eine beschissene Vase mit Plastikblumen auf irgendeinem unpersönlichen Cafeteriatisch. Widerwillig schien sie mich aus dem schwarzen Loch des Nichts aufsteigen zu lassen, mich wiederzuerkennen und mir einen Namen zu geben, nachdem sie einige Erinnerungsfetzen aus ihrer jüngsten Vergangenheit zusammengefügt hatte. Dann reckte sie eitel ihre Ein-Meter-und-ein-paar-Zerquetschte, wie in der Sekunde, bevor sie mich im Minimarkt geschlagen hatte, und als sie ihren Blick hinüber zu Tony »The Champion« schwenkte, schien sie mich endgültig in den Mülleimer zu werfen.
    Ich hatte vom ersten Augenblick an recht gehabt: Sie gefiel mir nicht, sie passte nicht zu mir, sie nervte mich bloß.
    Bevor der Blonde zu ihr zurückkehren konnte, machte ich eine Art Verbeugung, die sie nicht zu bemerken schien, ließ etwas Kleingeld auf der Theke zurück, verabschiedete mich vom Barmann, der mir nicht mal antwortete, so gefesselt war er von der Sportlegende an seiner Theke, und ging hinaus.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Wie vorhin weckte das Bimmeln der Kirchenglocke meine Aufmerksamkeit.
    Die Messe war zu Ende, und die heuchlerischen Lügner und Diebe, ihre verlogenen, untreuen Gattinnen und ihre noch eine Zeitlang unverdorbene Brut schwärmten über den Kirchhof, um sich unter herzlichen Grußworten oder förmlichen Höflichkeitsgesten in alle Richtungen zu zerstreuen, ihren Gelüsten nach Essen oder Sex folgend.
    Ich schlug den Weg nach Hause ein, drehte mich aber noch einmal um und spähte in die Bar. Tony sprach mit der Feinkosterin, sprach mit neuen Kunden, die ihn begrüßten, sprach mit allen, als hätte er eine Unmenge Scheiß zu erzählen und als wären alle bereit, sich das anzuhören, es gierig in sich aufzusaugen. Ihr Dasein war so mies, dass es sich mit dem Widerschein seiner Existenz als Lebensinhalt begnügte. Die Harley Davidson stand ganz in der Nähe, mächtig und glänzend in der soeben hervorgekommenen lauen Sonne.
    »Wichser«, brummte ich.
    Dann blickte Chiara in meine Richtung, und vielleicht, es schien mir so, ich könnte es wirklich nicht beschwören, deutete sie eine Verbeugung an.
    Sie gefiel

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