Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
Vom Netzwerk:
von Inquisitoren trainieren. Der Schwachsinn im Kino war nichts dagegen.
    »Ich studiere.«
    »Und was studierst du?«
    »Politische Wissenschaften.«
    »Das Diplom der Drückeberger«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Das sagt man so.«
    »Was sagt man?«
    »Dass wer seinen Arsch für nichts hochkriegt, sich entweder aufhängt oder politische Wissenschaften belegt.«
    »Und du … was machst du?«
    »Ich beobachte und denke nach.«
    »Von Beruf, meine ich …«
    »Was soll der Scheiß?«, platzte ich los. »Willst du mich verhören?«
    Ich machte einen aggressiven Schritt auf ihn zu. Es gibt kein Erbarmen in mir, dachte ich. Nicht mal ein Krümelchen Barmherzigkeit.
    »Nein, bestimmt nicht. Entschuldige.«
    Ich hatte genug von ihm. »Weißt du, was du jetzt Schönes tust? Du verschwindest, okay?« Ich zeigte ihm den Weg. »Zieh Leine.«
    »Aber …«
    Die Andeutung eines weiteren Schrittes in seine Richtung genügte.
    »Ja, gut«, sagte er zurückweichend. »Aber sag ihr nichts, ich bitte dich!«
    »Bewegung!«
    Ein letzter Blick auf die Residenz der Prinzessin Schmuddelig auf der Erbse, dann brummte er etwas in sich hinein und setzte sich in Bewegung, kerzengerade und stocksteif, als steckte ihm ein Besenstiel in der heiligsten aller Körperöffnungen.
    Kurz darauf kam ein Kleintransporter, am Steuer ein Methusalem mit zutiefst verbittertem Gesichtsausdruck. Ich winkte ihn heran, und er beäugte mich misstrauisch.
    »Bist du das, dem ich das Zeug anliefern soll?«, fragte er, nachdem er das Fenster heruntergekurbelt hatte.
    Ich blickte mich um. Keine Chefs und Mönchsrobben in Sicht. »Ja«, sagte ich, »laden Sie alles hier ab.«
    Mit jedem Blick unheilvolle Verwünschungen austeilend, stieg er aus dem Transporter. Ich kratzte mich am Sack, während dieser Stachanowist die hintere Tür aufmachte und die Einkaufstüten hervorholte, um sie mir vor die Füße zu werfen.
    Als er fertig war, grub er in seiner Jeanstasche und zog einen zerknitterten Kassenzettel hervor.
    Ich nahm den Zettel und zahlte.
    Statt sich vom Acker zu machen, blieb er reglos stehen und fixierte mich.
    Ich schnalzte mit der Zunge. »Und nun?«, fragte ich. Er wartete auf das Trinkgeld. Ich wartete auf eine Möse, einen Batzen Geld, eine Wohnung in Paris.
    Kopfschüttelnd brummte er irgendwas sicher nicht besonders Wohlerzogenes über mich. Dann spuckte er aus dem Fenster auf den Boden, ließ den Motor an und kratzte die Kurve, mit knallendem Auspuff.
    Ich nahm die Tüten.
    Das Volk hasste mich.
    Die restlichen Tage der Woche wurden von Langeweile und dem Wahnsinn meiner Mitbewohner verschluckt.
    Der Sonntag kam wie ein Himmelsgeschenk, um mich von ihren Obsessionen in Sachen Sauberkeit, Geruch, Eleganz der Einrichtung, Vorzüglichkeit und Vielfalt der Speisen, gutes Benehmen im Allgemeinen und meines im Besonderen zu erlösen. Schon das Anziehen war deprimierend: Zurückgekehrt von einer Zwangsdusche, fand ich schon um neun Uhr, sorgfältig für mich auf dem Bett bereitgelegt, einen perfekt gebügelten, weinroten Anzug mit Jacke und Hose, ein Hemd in Kotzegrün, Unterhemd, Slip und wunderbarerweise nicht durchlöcherte Socken. Unter dem Bett schaute ein Paar glänzender schwarzer Schnallenschuhe hervor. Ich würde wie der Abteilungsleiter einer Bank aussehen, der es kaum erwarten kann, sich auf den heißersehnten, aber stark hämorrhoidenfördernden Sessel hinter seinem Schreibtisch zu setzen, um entschlossen nebulöse Ammenmärchen über Investmentfonds auf dem – noch nicht globalen – Markt am Ende des Jahrtausends zu verbreiten.
    »Ziegelsteine, Signora, Ziegelsteine! Investieren Sie in Ziegelsteine, Signora; das rate ich Ihnen dringend, verlieren Sie den Ziegelstein nicht aus dem Blick!« Meine Fresse, das tat weh.
    Wie ein zum Tode Verurteilter zog ich mich vorschriftsgemäß an. Dann überprüfte ich im Spiegel auf der Innenseite der Schranktür, wie ich mit dem Anzug aussah. Der Anblick war gar nicht übel. Mutter Natur – nicht die Verschollene mit dem Pumpenschwengel, versteht sich – hatte mich mit einem schönen Körper ausgestattet, da konnten die überbezahlten Models von Armani oder Gucci oder diverse auf dem Sektor operierende Schwuchteln nur vor Neid erblassen. So viel stand fest. Ich richtete mich zu meiner ganzen herrlichen Größe auf und ging mit raffinierten Bewegungen aus dem Zimmer in das mit Wohlgerüchen geschwängerte Wohnzimmer meines mit Wohlgerüchen geschwängerten Hauses.
    Aus dem Klo drang das Geräusch eines

Weitere Kostenlose Bücher