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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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laut.
    Sie taten, als hörten sie mich nicht, während die Robbe log, sie wisse von nichts.
    Acht Uhr zwanzig. In weniger als drei Stunden würde ich ein toter Mann sein.
    Ich zeigte auf die Küche. »Ich esse nicht«, sagte ich und lief in das, was wahrscheinlich nur noch für kurze Zeit mein Zimmer war. Ob Tony mich nun umbringen würde oder nicht, der Chef und Vì bereiteten auf jeden Fall meinen Auszug vor. Ich sah mich um. Das Bett ungemacht, die Kleider auf dem Boden verstreut, die Möbel voller Staub. Dann betrachtete ich mich im Spiegel.
    Oh, Gottogott!
    Der Typ würde mich metertief in den Asphalt rammen. Mit einer Hand. Oder einem Fuß. Mühelos. Mir würden sämtliche Knochen in einem einzigen Moment mit ohrenbetäubendem Knacken brechen.
    Scheißspione! Aber ich war auch bescheuert gewesen. Am helllichten Tag! Fünf oder sechs Häuser standen um die Bar herum. Wahrscheinlich hatte die Beschreibung eines sabbernden Pensionärs genügt, der vom Balkon aus alles beobachtet hatte. Oder eine vom üblichen Nachmittagsfilm im Privatfernsehen gelangweilte Hausfrau, die einen Augenblick lang aus dem Fenster geguckt hatte.
    Verflucht.
    Waffen hatte ich keine. Sicher, mein rechter Haken hatte schon mehr als einen durchtrainierten Wichser zur Strecke gebracht. Aber Tony Champion war ein anderes Kaliber. Ich probierte ein paar Bewegungen mit dem Oberkörper, hüpfte herum. Ich schlug in Richtung Spiegel und untermalte meine Boxhiebe mit bösen Nasallauten. Besonders beeindruckend war das nicht. Fast wäre ich auf die Knie gefallen, um irgendwas Nützliches zu beten. Lieber nicht, ich ließ es.
    Ich ging wieder nach unten.
    »Warum isst du nichts?«, wollte die Mönchsrobbe wissen. Rührung überkam mich. Sie würde zur Frau werden ohne einen echten Mann, der ihr den Rücken stärkte. Mein Vater war auf dem absteigenden Ast, und Mauro würde nie ein Mann sein.
    »Keine Lust.«
    »Aber Virginia ist doch da!«, flüsterte sie emphatisch.
    »Offenbar ist noch immer nicht klar, dass die mir hochgradig am Arsch vorbeigeht.«
    Ich stellte mir Virginia künstlich gramgebeugt bei meiner Beerdigung vor, vorausgesetzt, Tony Champion gestattete das Auffinden meiner Leiche. Vielleicht würde er mich aber in einen Abwasserkanal schmeißen oder in eine Müllverbrennungsanlage.
    Jedenfalls stellte ich mir Vì Arm in Arm mit dem Chef vor, wie sie eifrig Rosenkranzandacht und Leichenschmaus organisierte, das zufriedene Grinsen hinter einer dicken Schicht Schminke verborgen.
    Etwas später verließen die beiden Turteltäubchen das Haus und schlossen die Tür hinter sich. Noch während sie über die Straße gingen, hörten wir sie einige Sekunden lang etwas von »Mauern einreißen« und »Wände hochziehen« sagen. Die war wirklich drauf und dran, sich hier häuslich einzurichten, ich hatte mich nicht geirrt.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab.
    »Geh nicht hin!«, sagte eine Stimme, die ich nicht erkannte.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Ich bin’s, Chiara.«
    Das Herz hüpfte mir bis in die Kehle. Schnell schluckte ich es wieder herunter. »Wer hat dir meine Nummer gegeben?«, knurrte ich böse.
    Ich hörte, wie sie genervt in den Hörer schnaubte. »Es gibt Telefonbücher«, sagte sie, »außerdem wissen inzwischen alle, wo du wohnst, leider!«
    »Dass mir Ruhm und Ehre vorbestimmt waren, habe ich immer gewusst, meine Liebe.«
    »Hör mit dem blöden Gelaber auf! Geh da nicht hin, der bringt dich um.« In ihrer Stimme lag aufrichtige Sorge.
    »Was kümmert es dich?« Ich liebte sie. Sie liebte mich. Noch blieben mir ein paar Stunden, vielleicht würde ich meinen Fick als Abschiedsgruß an die Welt doch noch bekommen. Aber wenn ich an Chiara dachte, wollte mir das Wort »ficken« nicht einfallen, keine Ahnung warum.
    »Ich sage das für dich. Ich kann mit Tony reden. Wir kennen uns schon lange.«
    »Glaube ich gerne. Ihr seid unzertrennlich wie Bonny und Clyde.«
    Sie sprach hastig, aber bestimmt: »Hör auf, dich lächerlich zu machen, okay? Ich sage dir, dass du heute Abend nicht in die Bar gehen sollst, ich rede dann später mit ihm.«
    Meine Schwester beobachtete mich. Ich machte ihr ein Zeichen, abzuschieben. Eins, zwei, drei Mal. Beim vierten Mal raffte sie sich auf.
    »Ich verstecke mich nicht unter Frauenröcken. Die Verantwortung für meine Probleme übernehme ich immer selbst!«
    »Aber der bringt dich um, echt!«, kreischte sie.
    »Du hast mich noch nicht in Aktion gesehen, Chiara.«
    Sie lachte hysterisch. »Nein,

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