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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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dann fehlt von mir jede Spur. Wochen später wirst du es dann in deiner Verzweiflung vielleicht bei der Fernsehsendung Vermisst versuchen. Tote Hose. Keine Nachricht. Ich werde verschwunden sein wie deine Exfrau, bloß dass ich so was wie eine LEICHE sein werde, irgendwo im Wald vergraben oder an einen Felsen gefesselt, um in den Tiefen eines Sumpfes zu vermodern. Nach knapp einem Jahr wirst du dich damit abgefunden haben. Und das Beerdigungsinstitut rufen.«
    Also stand ich auf, und er sah mich nur stumm an. Dann drückte ich die Zigarette aus, nahm meine Jacke und sagte: »Ich geh mal ’ne Runde drehen.«
    Bevor er irgendetwas erwidern konnte, war ich schon unten. Als ich die Eingangstür aufmachte, sagte Vì gerade, auf die Wand zeigend, zu ihrem größten Fan: »Und hier würde das schöne Gemälde, das ich bei mir zu Hause habe, ganz wunderbar hinpassen …«
    Tony Champion war schon da. Groß und dunkel in der tiefen Nacht, nur von einer einsamen Straßenlaterne beleuchtet. Er war die Macht der Jugend, der Koloss der Schönheit, und alles ringsumher schien seiner Herrschaft unterworfen. Er kam mir gewaltig und ungeheuer mächtig vor. Bei ihm waren Moderzahn und ein anderer aus seiner Clique.
    Ich überquerte den Platz, nach rechts und links blickend, wie ich es heute Nachmittag getan hatte, jetzt aber achtete ich nicht auf das, was ich sah. Die Bar war geschlossen, die Rollläden heruntergelassen. Tony stand vor seiner Harley Davidson, die anderen plauderten, auf ihre Motorräder gestützt, als wäre dies ein Bikertreffen.
    Moderzahn entdeckte mich als Erster. »Da ist er!«
    Ich trat in den Lichtkegel der Laterne, wie man in den Schattenkegel des Todes tritt.
    Der andere, der Federico hieß und der berühmteste Pusher im Ort war, lachte höhnisch.
    Tony machte Moderzahn mit dem Kopf ein Zeichen, worauf der sein Motorrad abstellte und auf mich zukam.
    »Arme hoch!«, knurrte er.
    Ich hob sie hoch, die Augen starr auf Tony gerichtet, der meinen Blick mit brutal verzogenem Mund erwiderte. Sein Handlanger klopfte mich hier und da ab, eine oberflächliche Leibesvisitation, in der er Übung zu haben schien.
    »Er ist sauber«, sagte er dann.
    Tony machte einen Schritt auf mich zu. Er wies auf das Motorrad. »Siehst du, wie du meine Maschine zugerichtet hast?« Als wäre völlig klar, dass ich es war.
    Ich schüttelte den Kopf. Es war mir so was von scheißegal. Ein einsamer Schweißtropfen lief mir zwischen die Arschbacken. Ich presste sie zusammen.
    »Ein Schaden von fast dreihunderttausend Lire«, klärte Tony mich auf.
    »Das ist doch bloß noch ein Motorrad für Idioten wie die vollgedröhnten Penner in Easy Rider , total anachronistisch, so eine Karre fährt heute kein Schwein mehr.« Meine Stimme war ruhig, in absolutem Gegensatz zu der Angst, die sich wie ein Schwamm in mir ausdehnte.
    Die drei sahen mich erstaunt an.
    »Nachdem das gesagt ist«, fügte ich eilig hinzu, »was zum Henker wollen wir hier jetzt eigentlich, Tony?«
    »Nein, erst musst du mir erklären, warum du die Harley umgeworfen hast«, zischte er. »Danach werden wir sehen, was zu tun ist.«
    In der Nähe parkte ein einzelnes Auto im Dunkeln. Ich sah niemanden am Steuer sitzen und dachte, dass es wohl ihnen gehörte. Wahrscheinlich würden sie mich, nachdem sie mich kaltgemacht hatten, in den Kofferraum schmeißen und an den Arsch der Welt fahren.
    »Kannst du beweisen, dass ich es war?«, fragte ich.
    Moderzahn und Federico, der Pusher, brachen in Gelächter aus. Letzterer sagte: »Das halbe Viertel hat dich gesehen, du Hurensohn.«
    Tony lachte nicht. »Nun sag schon!«, drängte er.
    »Also gut«, sagte ich. »Ich war es. Ich gestehe. Und weißt du, was ein Hammer ist?«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Wenn ich einen Hammer zur Hand und etwas mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte ich dir dein Scheißmotorrad so sauber zertrümmert, dass nicht mal für den Schrotthändler irgendein anständiges Stück übriggeblieben wäre.«
    Das hatte er nicht erwartet, dass ich mich so aufführte. Auch die anderen hatten es nicht erwartet. Wieder sahen sie sich bestürzt an.
    »Jetzt mach ich dich alle«, sagte Tony nach einer Weile, aber so, als würde er über die Worte grübeln, noch während er sie aussprach. Als dächte er an sein Publikum aus zwei Volltrotteln und an seine zum ersten Mal getrübte, mythische Aura. »Aber vorher musst du mir erklären, und ich frage dich zum letzten Mal im Guten, WARUM DU DAS GETAN HAST!« Das Finale kam im

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