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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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Crescendo und so heiser, dass es Tote erschrecken konnte.
    »Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen«, sagte ich. »Gerüchte, dass du und deine Lakaien hier, ABER VOR ALLEM DU, ARSCHGESICHT, überall von meiner Mutter redest und Geschichten über sie erfindest, um die Weiber zum Lachen zu bringen, und weil du ums Verrecken nichts anderes zum Erzählen hast.«
    Vorsichtiges Schweigen.
    Sie brauchten mir natürlich nicht zu sagen, dass diesen Typen seit seiner Geburt keiner je »Arschgesicht« zu nennen gewagt hatte.
    Tony stritt es nicht ab. Er schüttelte den Kopf und zischte wieder: »Und du konntest nicht direkt zu mir kommen, um dir was in die Fresse geben zu lassen, es musste unbedingt erst meine Harley sein?«
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu, zog mir die Jacke aus und warf sie auf den Boden. Auch das hatten sie nicht erwartet, sie waren an Weicheier gewöhnt, die vor Angst schlotterten, und an Weiber, die um sie herumscharwenzelten, eine ganze Generation von Hosenscheißern, die sich beim ersten Anzeichen von Gefahr aus dem Staub machten.
    »Erklär mir das mal«, sagte ich. »Du hast das Recht, meine Mutter mit Dreck zu beschmeißen, von der du übrigens gar nichts weißt, und von mir erwartest du, dass ich deiner Scheißkarre nicht mal einen kleinen Stoß gebe, wenn ich sie vor mir sehe?«
    »Mann, was für ein Bastard!«, rief der Pusher aus und versuchte ein Lachen, in das die anderen beiden nicht einstimmten.
    Meine Angst war verflogen, zusammen mit allem, was bis jetzt unwiderruflich gesagt und getan worden war.
    »Jetzt mach ich dich alle, Tony!«, schrie ich, »und du tust mir jetzt schon so leid, dass ich dir die dreihunderttausend Lire persönlich ins Krankenhaus bringen werde, sobald ich meinen Lohn bekomme.« Allmählich kam ich in Fahrt. »Kennst du Oscar Moya, Arschgesicht? Bevor ich dir sehr wehtun werde, sollst du noch wissen, dass das ein Boxer ist und als Boxer ein Genie, aber ich schlage schlimmer zu als er.« Die nächsten Sätze kamen mit zusammengebissenen Zähnen: »Der Letzte, der sich mit mir angelegt hat, Tony Champion, liegt noch immer in der Notaufnahme und müht sich damit ab, Comics zu kapieren.«
    Tony sah die beiden an, als müsste er sie fragen, was er tun sollte. Er. Tony Champion, von allen gefürchtet, Sieger in allen Disziplinen der Athletik und Kampfsportarten, in denen er jemals angetreten war.
    Federico, der Pusher, sagte: »Mann, Tony, worauf zum Henker wartest du?«
    »Tony hat Angst«, sagte ich grinsend, während ich eine Stellung einnahm, in der ich jede Art Angriff abwehren konnte, jedenfalls glaubte ich das.
    Aber er hatte keine Angst. Und meine Haltung war nicht gerade die perfekte Verteidigungsposition. Denn im nächsten Moment, etwa eine Nanosekunde später, stürzte dieser mehrtürige blonde Kleiderschrank sich mit einer Geschwindigkeit und einer Gewalt auf mich, gegen die es schlichtweg keine Verteidigung gab. Ich weiß nur, dass ich einen Augenblick zuvor noch aufrecht stand, mein klassisches Grinsen im Gesicht, voll gesunden Selbstbewusstseins, unversehrt an Leib und Seele, und im nächsten schon etwa vier Meter weiter rückwärts lag, hingestreckt von einem Schulterstoß, der mich zwischen Nase und Kinn erwischt und zu Boden geschleudert hatte, ohne dass ich auch nur eine Silbe sagen konnte, ohne irgendetwas zu begreifen. Bloß ein paar rasche Seitenschritte von Tony und dann diese Riesenschulter gegen mein Gesicht, und Bum! – schon wurde ich aus dem normalen Zustand der Schwerkraft gehoben und fand mich auf dem harten, staubigen Asphalt wieder.
    Einen ewigen Augenblick lang blieb mir die Luft weg, und während ich benommen mit den Lidern flatterte, spürte ich, wie mir eine zähflüssige, süßliche Flüssigkeit über die Lippen und die Zunge lief. Am Geruch und Geschmack und auch an dem irgendwie schmerzhaften Gefühl im Gesicht erkannte ich, dass Tony mir soeben die Nase gebrochen hatte.
    »Scheiße!«, rief ich aus.
    Tony machte zwei Schritte und holte zu einem Tritt in Höhe der Leber aus, ein Tritt, der mir wehtat, obwohl der Ausdruck »wehtat« oder sogar »sehr wehtat« praktisch nichts besagt, denn gewisse Dinge spürt man und basta, weil es kein Wort gibt, das sie beschreiben könnte. Fragt einen Boxer, fragt jemanden, der bei einer beliebigen Kneipenschlägerei zu Boden geht. Ich spuckte Blut auf seine Hosen, in meiner rechten Seite wütete ein stechender Schmerz, und ich stieß mit der Nase gegen den Asphalt. Die schien ihre Schleusen noch

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