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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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trug ein kurzärmeliges schwarzes Hemd und ebenso schwarze, perfekt gebügelte Jeans.
    »Das ist Giulio, der technische Leiter«, erklärte mir Collura. Dann stellte er mich als »unser neuer Lehrling« vor.
    Giulio, der technische Leiter, blickte einen Augenblick lang auf meine Nase, dann reichte er mir eine große, gepflegte Hand, ich steckte meine hinein, und er drückte sie entschlossen. Mit starkem lombardischen Akzent sagte er: »Willkommen. Du bist ja wirklich noch ein Junge.«
    »Nicht so, wie es scheinen mag.«
    Collura sagte: »Giulio, ich lass ihn dir für deine kleine Ansprache da.« Er zwinkerte ihm zu, und Giulio nickte, ohne eine Miene zu verziehen. An mich gewandt, fügte der Schlapparsch hinzu: »Danach kommst du wieder ins Büro.«
    Kaum hatte Collura den Container verlassen, wurde die Luft im Inneren drückend wie Blei. Wenn dieser Giulio Talente besaß, dann garantiert nicht die Fähigkeit, dafür zu sorgen, dass sein Gegenüber sich wohl fühlte. Er beäugte mich mit dem Ausdruck, mit dem die Sklavenhändler in der Neuen Welt eine neu angekommene Ladung Schwarzer bedachten, wenn sie diese Menschen einkauften wie Nutzvieh.
    »Woher kommen deine Eltern?«, fragte er endlich.
    Ich sagte es ihm.
    »Ich bin aus Bergamo«, erklärte er und reckte sich stolz zu seiner vollen Höhe von ein Meter neunzig oder mehr auf. »Weißt du, was man von den Bergamasken sagt?«
    »Dass sie hartgesottene Kerle sind?«, versuchte ich.
    »Abgesehen davon.« Sein Lächeln entblößte eine Reihe Hauer mit Abständen dazwischen. »Gar nichts sagt man von den Bergamasken!«, brüllte er. »Denn niemand wagt, über uns zu sprechen. Ist dir klar, was das bedeutet?«
    Nicht wirklich, Idiot, dachte ich bei mir. Aber ich musste nicken. »Völlig klar.«
    Er setzte sich wieder an seinen Computer. »Nimm dir einen Stuhl.«
    Ich entdeckte einen Hocker unter einem mit Papieren beladenen Schreibtisch, auf den Papieren sah man Zahlen und Daten und Grafiken, einige handgezeichnet, andere gedruckt. Ich nahm den Hocker und setzte mich.
    Giulio machte eine Handbewegung in seine Richtung. »Komm näher.«
    Ich gehorchte.
    Er setzte eine leidenschaftliche Miene auf und ließ mich nicht aus den Augen, während er sprach: »Als ich in diese Fabrik eingetreten bin, hatte ich ein paar Kenntnisse im Bereich Gussformenmontage, mehr nicht. Das war vor sieben Jahren. Und jetzt bin ich der Boss. All diese Leute hier, alle Arbeiter der Trak«, sagte er, hinter sich zeigend, »gehorchen meinen Befehlen, ohne zu widersprechen, ohne Wenn und Aber und dergleichen Mist. Verstanden?«
    »Absolut.«
    »Wie habe ich es geschafft, all diese Leute unter mir zu lassen, obwohl ich bei null angefangen habe?« Das war eine rhetorische Frage, deren Antwort mir gründlich am Arsch vorbeiging. Er fing wieder an: »Ich habe die Schwachköpfe reingelegt, so hab ich das gemacht. Tag für Tag, einen nach dem anderen. Denn Ehrgeiz nützt nichts ohne Engagement und Disziplin. Bist du ehrgeizig?«
    »Ja, Signore. Wahnsinnig ehrgeizig.«
    »Nenn mich ruhig Giulio und sag Du.«
    Das war schon ein Befehl. »Einverstanden, Giulio.«
    »Sag mal«, fragte er ernst. »Was willst du in deinem Leben werden?«
    »Rechter Mittelfeldspieler bei Torino«, antwortete ich.
    Sofort bereute ich es. Wann würde ich endlich lernen, mein Maul zu halten? Er sah mich an, als hätte ich in seiner Familienkapelle geflucht. Aber dann warf er den Kopf zurück, und seine Züge entspannten sich bei einem Gelächter, das etwas Grobes und Wahnsinniges zugleich hatte. Er hieb mir mit der Faust auf den Rücken.
    Es tat höllisch weh, trotzdem ließ auch ich ein herzhaftes Gelächter durch diesen tristen, vom ohrenbetäubenden Kreischen der sterbenden Bleche umzingelten Container hallen.
    Urplötzlich hörte er auf zu lachen, wie die Bösewichter in drittklassigen amerikanischen Filmen. Nur dieses verwaschene Grinsen blieb. »Ich bin Fan von Atalanta, und das erste Gebot der Arbeiter bei der Trak lautet ›Du sollst Atalanta ehren‹. Alle anderen Mannschaften kommen danach, auch dein Scheißtorino. Ist das klar?«
    »Klar, Giulio.«
    »Das zweite Gebot«, fuhr er fort, nunmehr ohne den Hauch eines Lächelns, »lautet … warte mal.« Er tippte etwas in den Computer, und auf dem Bildschirm erschien im Vollbildmodus das feiste Gesicht von Benito Mussolini mit Helm und quadratischem Kiefer, den Blick auf irgendwelche heroischen Horizonte gerichtet. »Das zweite Gebot lautet ›Du sollst die faschistische

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