Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Partei ehren‹.« Mitten auf seiner Stirn bildete sich eine bedrohliche Falte.
In diesem Moment wusste ich instinktiv, wie ich es anstellen würde, in dieser Umgebung meinen Arsch zu retten. Ich streckte den Arm zum römischen Gruß aus. Noch nie hatte ich an irgendwas und irgendjemanden geglaubt außer an mich selbst und an das enorme Potential meiner Sinnlichkeit, also konnte mir die Politik im Allgemeinen oder eine bestimmte politische Richtung gestohlen bleiben. Doch an diesem schwülen Nachmittag Ende Juli brauchte ich Arbeit, weil ich mir meine Brötchen verdienen musste, also durfte ich nicht zimperlich sein.
Giulio richtete sich kerzengerade auf. »Sag bloß … Mann, Wahnsinn!«, rief er aus. »Du bist ein Kamerad?«
»Kamerad seit eh und je, Giulio!«, schrie ich.
Er stand auf. Tief gerührt. Der drohende Ton, mit dem er unsere Begegnung von Anfang an unterfüttert hatte, löste sich in seinem leidenschaftlich bewegten Blick völlig auf. Er breitete die Arme aus. Ich zögerte einen Moment. Dann warf ich mich ihm an die Brust.
»Willkommen bei der Trak!«, rief er. Er stank nach frittierten Broccoli. Vielleicht stank ich auch nach irgendeinem in Öl getränkten Gemüse. Aber was zählte das in diesem großen Moment? Er hatte ein neues Mitglied für seine höchstpersönliche Partei der Schwachköpfe des Betriebs gefunden. Und ich hatte entdeckt, wie ich ihn verarschen konnte.
Wir lösten uns ein wenig verlegen aus der Umarmung. Sofort gewann er seinen Aplomb teilweise zurück. »Du wirst dir hier auf jeden Fall den Arsch aufreißen müssen, Kamerad.« Er richtete einen Finger auf mich. »Du wirst sogar doppelt so viel wie die anderen arbeiten müssen, um zu beweisen, dass wir Leute mit Eiern aus Stahl sind!«
Oje. Vielleicht wurde ich ja von ihm verarscht.
»Vergiss nicht, dass ich derjenige bin, der am Ende der Probewoche zu entscheiden hat, ob du hierbleibst oder nicht.«
»Probewoche?«, fragte ich erstaunt.
Er lächelte, und das Draculagrinsen kehrte zurück. »Hat man dir das nicht gesagt?«
»Nein.«
»Was ist los, Kamerad, machst du dir jetzt Sorgen?«
Ich blickte ihn ernst an. »Niemals!«, sagte ich.
»Jetzt geh ins Büro zurück.«
»Jawohl!«
Und ich grüßte ihn, wie es von jetzt an zwischen uns abgemacht war.
Bei Collura im Büro ließ ich mir die Sache mit der Probewoche erklären.
Zwischen zwei Telefonaten mit ungemein wichtigen Personen, wie seiner Frau und dem Fallschirmspringer-Sohn, bestätigte er im Wesentlichen, was mir der Faschist gesagt hatte.
»Auf den ersten Blick scheinen Sie mir jedoch ziemlich in Ordnung zu sein«, schloss er. »Und ich habe mich bei einer Einstellung noch selten geirrt.«
Mir schwoll die Brust vor Stolz. »Danke, Dottore.«
»Jetzt das hier«. Er reichte mir ein Blatt Papier. Darauf stand »Zentrum für Blutentnahme« und eine Adresse. »Dort bist du morgen früh um acht und zwar nüchtern, verstanden?«
»Ich frühstücke nie!«, log ich.
Mit einem kraftvollen, vielleicht ein wenig feuchten Händedruck verabschiedete ich mich.
Mittlerweile traf ich Mauro andauernd bei mir zu Hause an. Wenn ich auftauchte, lösten die Schmuddelige und er sich immer aus einer geilen Umarmung oder einem Zungenkuss. Meistens schüttelte ich nur angeekelt den Kopf. An diesem Nachmittag, als ich von der Trak zurückkam, sagte ich etwas in der Art: »Willst du Wöchnerin werden, bevor der Chef erfährt, was du hier treibst?«
Sie verdrehte ärgerlich die Augen zum Himmel. »Wir haben nichts Schlimmes gemacht. Wir haben geredet.«
»Ja, du mit seiner Zunge und er mit deiner.«
Mauro wurde tiefrot. Außerdem erschreckte ihn der Zustand meiner Nase. Sie saßen Hand in Hand auf dem Sofa. Ich setzte mich ihnen gegenüber, als würde ich mir einen Horrorfilm im Kino anschauen, und steckte mir eine Kippe in den Mund.
»Nun?«, fragte Mauro. »Wann fängst du mit dieser Arbeit an?«
»Wieso, brauchst du mein Geld?« Ich blies den Rauch an die Decke. Dann versuchte ich, ihn aus der Nase zu stoßen, aber das war eine ganz schlechte Idee: Es tat höllisch weh, und ich nieste Rauch und Rotz.
»Du bist ekelhaft«, sagte die Robbe und krümmte sich wie eine Katze.
»Fick dich.«
Als ich mich erholt hatte, fuhr ich fort, die beiden anzustarren. Wahrscheinlich ahnten sie nicht, dass ich an diesem Nachmittag absolut nichts zu tun hatte.
»Und wie geht es deiner Nase?«, fragte Mauro.
»Was glaubst du wohl, wie’s ihr geht?«, knurrte ich.
Und die Robbe: »Man hat
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