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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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kleineres Teil voller Löcher verwandelte. Er warf mir einen gelangweilten Blick zu, während er die Knöpfe bediente. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf Collura, dem er in ziemlich desinteressiertem Ton zurief: »Dottore Collura, wie geht’s?«
    Der lächelte gutmütig und nickte mit dem Kopf, als wollte er sagen, in seinem Sesselfurzerleben sei alles in Ordnung.
    »Und die Familie, Dottore?«
    »Bestens, Mario, danke.«
    »Freut mich!«
    Collura erklärte mir: »Das ist Mario, einer unserer besten Arbeiter. Wenn du mit ihm arbeitest, wirst du eine Menge lernen, der Mann hat einen Gang mehr als andere!«
    Mario wandte sich an mich. »Was ist mit deiner Nase?«, wollte er wissen. In Wirklichkeit war ihm das scheißegal, wie man seinem genervten Blick genau ansah.
    Ich zuckte bloß mit den Achseln. Nach seiner Miene und seinem Verhalten zu urteilen, hatte Mario heute wohl nicht seinen besten Tag, vielleicht wurde er aber auch ein bisschen überschätzt.
    »… und dies hier«, sagte Collura, nachdem ich ihm zu einer Werkbank aus Metall mit Seitenwänden gefolgt war, »ist die Auffangstelle. Von hier kommen die fertigen Teile in Kisten, die, wenn sie voll sind, mit dem Gabelstapler ins Lager transportiert werden, wo wir sie zusammenschweißen, lackieren oder sofort verschicken.« Er nahm ein fertig bearbeitetes Stück in die Hand, das jetzt nicht größer als ein A4-Blatt war. »Dies ist ein Einzelteil der Innenkarosserie eines BMWs.« Er zeigte auf einen dickbäuchigen Mann hinter der Werkbank, der die Bleche abwechselnd in zwei Kisten rechts und links zu seinen Füßen legte. Der Mann beachtete uns nicht, während Collura mit seinen Erklärungen fortfuhr: »Der Verantwortliche für das Abladen fertigt auch Schildchen für die Kisten, auf denen das Datum und die Menge verzeichnet werden, außerdem seine Matrikelnummer. Auf diese Weise wissen wir, an wen wir uns wenden müssen, wenn es Probleme gibt.«
    Und wem ihr den Arsch aufreißen könnt, schloss ich im Stillen, und jetzt verstand ich auch, warum der Typ so konzentriert arbeitete, dass er uns nicht einmal bemerkte.
    »Alles klar?«, fragte Collura.
    »Natürlich! Völlig klar, Dottore!«
    Er lächelte zufrieden. Wir gingen weiter zu dem, was er die »grüne Linie« nannte.
    »Wir nennen sie auch die Ritelli-Linie«, schrie er mir ins Ohr. Er erklärte mir, dass in diesem Sektor die Verarbeitung einfacher sei, aber hier seien scharfe Augen und Schnelligkeit gefordert – typisch weibliche Eigenschaften, sagte er. Darum arbeiteten nur Frauen an dieser Pressenstraße.
    Eine dickliche, bebrillte Tante, etwa siebenundvierzig, achtundvierzig, die gerade sehr viel kleinere Teile als jene, die ich zuvor gesehen hatte, in Kisten packte, lächelte Collura an und fragte, auf mich zeigend: »Was soll das heißen, nehmt ihr jetzt nur noch Kriminelle?« Dann, immer noch lächelnd, zu mir: »Wer hat dir denn die Nase zerschlagen, Nino Benvenuti?«
    Collura brach in ein schallendes Gelächter aus, das mir übertrieben vorkam. Trotzdem stimmte ich ein, denn wenn du dein Leben verbessern willst, musst du auch sinnlosen Scheiß ertragen, bei dem du gezwungen bist, sogar über dich selbst zu lachen, um weiterzukommen.
    Zu der Arbeiterin sagte ich: »Ich habe einen kleinen Unfall gehabt, Signora.«
    »Du Ärmster«, bemitleidete sie mich ohne große Anteilnahme.
    »Tja, Carmela, so ist die Jugend«, bemerkte Collura, »was soll man da machen?«
    »So ist es, Carmela!«, bestätigte ich lachend.
    Carmela wurde schlagartig ernst. »Nehmen Sie sich keine Vertraulichkeiten heraus, junger Mann!«
    Völlig verdutzt stand ich vor diesem plötzlich so sauertöpfischen Gesicht und entschied, dass es sich um eine arme frigide Geistesgestörte handeln musste. Collura, der keine Miene verzog, bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.
    Carmela starrte mir noch eine Weile mit irrem Blick hinterher, während sich an den Rändern der Bank die fertigen Teile aufhäuften.
    »Die ist nicht ganz richtig im Kopf«, erklärte mein Mentor.
    Aha, aber du bist ganz normal? dachte ich und nickte.
    Mitten auf dem Werksgelände stand eine Art Container, in dem ein Mann an einem Computerbildschirm etwas überwachte.
    Collura klopfte. »Dürfen wir?«
    Der Mann hatte eine beeindruckende Ähnlichkeit mit dem größten der Dalton-Brüder aus dem Comic Lucky Luke . Und er war wirklich sehr groß, als er sich mit einem bösen Lächeln unter dem gestutzten, sehr gepflegten Schnurrbart erhob. Er

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