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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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helfen, um mir dann mit einer total verfälschten Geschichte von der Prügelei mit Tony Champion zu kommen«, erklärte ich.
    »Ist mir scheißegal!« Sie öffnete die Wagentür, als wollte sie sie herausreißen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt sind wir wieder so weit wie heute Morgen. Mist!«
    »Ich hab’s dir gesagt. Du gefällst mir nicht. Immer suchst du Streit. Hau ab.« Sie stieg ins Auto, startete den Motor. Nervös ließ sie das Fenster runter. »An meiner Arbeitsstelle! Mit diesem bescheuerten Kollegen!«
    »Warte Chiara, he, warte nur einen Moment!«, schrie ich fast, während sie schon den Rückwärtsgang einlegte und mich fast angefahren hätte. Sie wendete und wollte losfahren, aber ich stellte mich vor das Auto.
    »Verpiss dich, oder du landest unter den Rädern!«
    Mit einem Satz war ich an ihrer Tür. Ich riss sie auf und zog Chiara mit einer einzigen, ebenso aggressiven wie verzweifelten Bewegung aus dem Auto, das noch ein paar Meter weiter ruckelte und dann stehenblieb.
    Sie starrte mich aus weit aufgerissenen, sehr grünen Augen an. »Was … was soll …«, versuchte sie zu sagen.
    Ich drückte sie an mich und küsste sie.
    Sie wehrte sich, indem sie den Kopf abwandte und ein »Nein« zwischen ihre und meine Lippen presste. Aber diesmal war ich nicht bereit, aufzugeben, ich erstickte das »Nein« mit einem zweiten Kuss.
    Doch sie fühlte sich an wie ein Stück Holz in meinen Armen. Als ich sie losließ, lag ein undefinierbarer Ausdruck auf ihrem Gesicht. Beide waren wir wahrscheinlich kurz davor, etwas zu sagen. Aber keiner sprach.
    Also trat ich ebenso schnell den Rückzug an, wie ich die Tür aufgerissen hatte, um sie zu küssen.
    Diesmal kam sie nicht hinterher, um mir auf den Rücken zu klopfen. Ich hörte sie nur die Wagentür zuschlagen und in die entgegengesetzte Richtung davonfahren.
    Am nächsten Morgen hatte ich gleich nach dem Aufstehen in der Küche eine kurze Begegnung mit dem Chef. Seit der Nacht der Prügelei mit Tony waren wir nicht mehr allein miteinander gewesen.
    »Wann lässt du dir die Nase untersuchen?«, fragte er, seinen Kaffee schlürfend.
    »Morgen.«
    Er starrte durchs Fenster in die Ferne. »In deinem Alter habe ich mich oft geprügelt, ich erinnere mich nicht mehr, warum.«
    »Warst du ein vernachlässigter kleiner Mann, Chef?«
    »Aber ich habe sie alle grün und blau geschlagen«, sagte er, ohne auf meine Provokation zu achten. Plötzlich war sein Gesicht schmerzverzerrt. Er kippte den Rest des Kaffees in die Spüle. »Ich trinke zu viel davon«, flüsterte er.
    »Und du warst mal ein harter Kerl«, spottete ich.
    Er sah mich ernst an. »Früher. Ja.« Ich war darauf gefasst, dass jetzt eine Drohung kam, aber er sagte nichts.
    Mit zwanzig Minuten Verspätung klingelte ich an der Tür des Zentrums für Blutentnahme. Zu Hause hatte ich nur ein Glas Wasser getrunken. Ich sollte ja nüchtern sein, aber ich hätte sowieso nichts herunterbekommen, mein Magen war wie zugeschnürt, nachdem Chiara sich nicht gemeldet hatte und ich den ganzen Abend damit zugebracht hatte, stumpfsinnig auf das Telefon zu starren.
    Als die Tür aufging, erkannte ich augenblicklich, dass meine Hoffnung, die Sache in Kürze hinter mich zu bringen, vergeblich war. Ich befand mich in einem riesigen Wartesaal voller Menschen. Auf orangen, an allen vier Wänden des Saals aufgereihten Sesselschen saßen die Glücklicheren, die bestimmt schon seit fünf Uhr morgens hier waren. Viele waren jünger als ich.
    »Scheiße!«, brummte ich. Das Stimmengewirr im Saal verschluckte meinen Fluch, doch manche drehten sich um und glotzten auf meine verbundene Nase. Ich antwortete mit bösen Blicken. Dann sah ich eine Tussi im weißen Kittel hinter einer Glasscheibe mit der Aufschrift REZEPTION – ein Wort, um das sich in jenen Tagen mein ganzes Leben zu drehen schien.
    »Bitte?«, fragte sie lächelnd.
    Meine Fresse, gebt mir einen Fotoapparat, dachte ich. Sie war so schön wie ein Fotomodell, das zufällig im Schwesternkittel dort herumläuft. Ich nannte meinen Namen und gab ihr das Papier von der Trak. Während sie etwas in einem großen Ringbuch überprüfte, fragte ich: »Geben Sie mir jetzt eine Nummer, oder wie läuft das hier?«
    »Nein, man wird Sie aus einer der Türen rufen«, antwortete die Powerfrau und trug meinen Namen in das Ringbuch ein.
    Ich blickte mich um und sah, dass es nur drei Türen gab, eine trug ein Schild mit der Aufschrift »Toilette«.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte

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