Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Brille.
»Lubrano Matteo?«
»Hier!«
»Muschiato Vincenzo?«
»Das bin ich!«
»Loreto Giovanni?«
»Hier!«
Dann rief sie meinen Namen. Wie ein Mann drehten sich die vier Molisaner betroffen zu mir um.
»Das bin ich«, sagte ich, »aber … hören Sie, das muss ein Irrtum sein.«
»Wieso?«
»Mich schickt der Fußballclub Turin, Signora.«
»Wer?«
Ich stand auf und wiederholte, was ich gesagt hatte. Mein Hintern kribbelte.
»Hm, ich weiß nicht«, murmelte sie. »Hier ist die Liste, die uns die Trak geschickt hat.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Außerdem«, fuhr sie unbeirrt fort, »sind wir hier für Sportmedizin nicht zuständig.«
»Aber es handelt sich ja auch nur um die Nase, wie Sie sehen können.« Aus dem Augenwinkel beobachtete ich die vier Molisaner. Freundlich sahen sie nicht aus.
»Aber das hier ist ein Zentrum für Blutentnahme. Für Firmenangehörige.«
Ein Gemurmel erhob sich. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, Signora«, meinte ich. »Aber ich weiß, dass mir tatsächlich auch Blut abgenommen werden sollte.«
»Hier bei uns?«
»Tja, offenbar …«
»Sehr seltsam, denn …«
»Hören Sie!«, unterbrach ich sie, »Hier warten eine Menge Leute«, und zeigte in alle Richtungen.
Sie überlegte einen Augenblick. Dann sagte sie: »In Ordnung. Die von der Trak Aagee kommen bitte ins Behandlungszimmer.« Und zu mir: »Sie warten hier, ich erkundige mich.«
Die vier Molisaner gingen an mir vorbei, sichtlich nachdenklich geworden.
»Viel Glück!«, wünschte ich ihnen.
Ohne zu antworten, folgten sie der Krankenschwester ins Behandlungszimmer.
Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, tat ich einen Seufzer der Erleichterung.
»Das hätten wir!«, rief ich eine Stunde später beim Betreten des Behandlungszimmers aus, als hätte ich den Irrtum persönlich geklärt. Ich hatte vermieden, den vier Molisanern noch einmal zu begegnen, indem ich mich rasch aufs Klo verdrückte, als sie herauskamen. »Das war ein Missverständnis. Der FC Turin hatte mir einen ganz anderen Untersuchungstermin reservieren lassen. Hierher schickt mich tatsächlich die Trak.«
Die Krankenschwester sah mich erstaunt an, dann warf sie ihrer flachbrüstigeren Kollegin einen Blick zu.
»Legen Sie sich dorthin«, befahl sie endlich.
Ich gehorchte.
Sie band mir den Unterarm ab, suchte lange vergeblich nach der Vene und stach dann so grob mit der Nadel zu, dass sie mir fast die Eingeweide durchlöchert hätte.
»He, verflucht!«, schrie ich.
Die Flachere kam näher, und als das erste Röhrchen gefüllt war, ersetzte sie es durch ein zweites. Danach durch noch eins.
»Moment mal«, sagte ich, »wollen Sie mich leerpumpen, meine Damen?«
Während mir ein Pflaster auf den Einstich geklebt wurde, betrachtete ich mein Blut in den Röhrchen. Dann warf ich den beiden einen bösen Blick zu. Blöde, frustrierte Kühe. Das ganze Leben lang mit Fläschchen und der Jauche anderer Leute herumhantieren.
Draußen drehte sich mir der Kopf. Ich entdeckte das Schild eines Cafés und beeilte mich, hineinzukommen.
Am selben Abend parkte Virginias Audi vor unserem Haus. Mein Vater holte zwei riesige Kartons aus dem Kofferraum und kam aufs Haus zu, gefolgt von seinem mit Tüten und Päckchen beladenen Weib.
Die Robbe ging ihnen das Gartentor aufmachen. Dann schlüpfte auch sie in das Auto, um noch mehr Pakete herauszuholen.
Ich riss die Tür für den Chef auf. »Was ist da drin, seid ihr beim Roten Kreuz vorbeigefahren?« fragte ich. Aber ich ahnte schon, worum es sich handelte.
»Das ist ein Teil meiner Sachen«, antwortete Vì beim Eintreten. Mit einem erschöpften Seufzer stellte sie ein Paket ab, das nicht schwerer wog als ein Kissen.
»Hat man dich aus deiner Wohnung geschmissen?«
Der Chef rückte die Riesenkartons an die Wand.
»Nein«, sagte sie mit einem Lächeln, das mir ziemlich boshaft vorkam. »Ich ziehe bei euch ein.«
Und mein Vater: »Sie wohnt jetzt bei uns.«
Alle freuten sich wie die Schneekönige. Die Mönchsrobbe war gerade zur Tür hereingekommen und hatte gehört, was mein Vater gesagt hatte. Sie schien überglücklich.
»Wie lange?«, fragte ich.
»Bis dass der Tod uns scheidet!«, rief Vì, ihren Kerl anstrahlend.
»Hm«, machte ich spöttisch. »Und wie steht es um deine Gesundheit?«
»Halt den Mund«, sagte der Chef.
»Wie schön!«, kreischte die Robbe und warf sich ihrer Vì in die Arme.
»Geh den Rest der Sachen holen«, befahl der Chef.
»Und dann schließ das
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