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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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eingestellt, Alfonso. Das sind schlaue Kerlchen. Geh zu ihnen.«
    Er watschelte mit Hämorrhoidenschritten auf sie zu.
    Ich hatte nicht mal Zeit, mich umzudrehen, da zog mich ein baumlanger Mensch um die fünfzig, ein bisschen buckelig, die Trinkernase übersät mit geplatzten Blutgefäßen, zur Seite. »Bist du neu?«, fragte er, als wollte er mich einschüchtern.
    »Soeben aus dem Mutterleib«, antwortete ich, auf seine Nase starrend.
    Er kam noch näher und flüsterte: »Du weißt, dass dies hier die Brötchenpause sein sollte?«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Also?«
    Er zeigte mir einen Automaten, der etwas versteckter war als der Kaffeeautomat. »Wenn du also Hunger kriegst, was machst du in solchen Fällen?«
    »Ich verprügle jemanden?«
    »Nein. Ich heiße übrigens Giuliano.« Dann grub er etwas aus seiner Tasche. Es war genauso ein kleiner Schlüssel wie der von Alfonso, nur dass dieser hier gelb war. »Mit diesem Ding kannst du dir jedes Brötchen holen, das du haben willst. Brötchen mit Schinken. Mit Mortadella. Mit Salami. Es gibt sogar welche mit Koteletts.«
    »Wahnsinn!«, rief ich aus.
    Er hielt mir den Schlüssel unter die Nase. »Wenn du ihn haben willst, gebe ich dir ein Formular. Du füllst es aus und kriegst den Schlüssel von mir.«
    »Und Brötchen mit Thunfisch?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Gibt es auch Brötchen mit Thunfisch?«
    Er runzelte die Stirn. »Auf das Formular, das ich dir gebe werde, schreibst du, dass du Brötchen mit Thunfisch haben willst.«
    »Sehr demokratisch«, gab ich zu.
    »Nur noch eins.« Mittlerweile drückte er mich fast gegen die Wand. »Das ist sehr wichtig.«
    »Was ist es, Giuliano?«
    »Mit diesem Schlüssel kannst du dir Brötchen nehmen, ABER DU DARFST IHN NICHT für den Kaffeeautomaten benutzen. Das sind zwei getrennte Angelegenheiten.«
    »Ihr seid mir ja eine richtig kriminelle Vereinigung«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Gib mir nur noch ein bisschen Zeit, um zu überlegen«, bat ich. »Das sind schwierige Entscheidungen.«
    Er nickte: »Sag Bescheid«, und steckte das Schlüsselchen wieder in seine Tasche, wobei er sich wachsam umschaute. Er konnte es wohl kaum erwarten, mit seinem Komplizen in die Karibik abzuhauen.
    Ich blieb allein und beobachtete die anderen Arbeiter. Viele von ihnen schwangen Schlüsselbunde, während sie redeten. Und daran hingen auch die blauen für den Kaffee und die gelben für die Brötchen. Das Geschäft boomte. Dann bemerkte ich einen roten Schlüssel. Und ein etwa Dreißigjähriger schlug mir auf die Schulter.
    »Magst du Coca-Cola?«, fragte er.
    Aber da heulte die Sirene, und wir mussten den Handel verschieben.
    Auf dem Weg zur Presse überlegte ich, dass man bloß einen Universalschlüssel für Kaffee, Brötchen und Getränke herstellen müsste, um alle Arbeiter verarschen zu können, und dann wären die Mauritius-Inseln das anvisierte Paradies.
    »Vierhundert in der Stunde müssen wir machen«, sagte George feindselig zu Vincenzo, der von der Prägemaschine gekommen war, um ihn zu bitten, er möge langsamer arbeiten. Der Schwarze wartete gerade auf den Gabelstaplerfahrer mit einem neuen Stapel Bleche zum Misshandeln.
    »Aber mein Band ist voll, George!«
    »Ich will nichts davon wissen! Ruf Giulio und frag ihn.«
    Ich wühlte in meinen Seitentaschen nach den Zigaretten. Es gab eine Menge Taschen in diesen Hosen. Zwei auf jeder Seite und hinten zwei. Wäre ich Sylvester Stallone in Rambo gewesen, hätten sie mir für die Messer, die Kompasse und die Handgranaten gute Dienste geleistet, aber ich war mehr so ein Typ wie Rocky. Endlich fischte ich eine halb zerdrückte Fluppe aus der Hose, zündete sie mir an und beobachtete den Schwarzen und den Molisaner.
    Wer weiß warum, aber jetzt lachten sie auf einmal, die ganze Bitterkeit von vorhin schien sich beim gemeinsamen Durchschneiden von Verpackungsriemen aufgelöst zu haben.
    Ich schlenderte auf sie zu. »Was geht ab?«, fragte ich.
    Vincenzo schlug George auf die Schulter. »Wir sind schon dicke Freunde!«
    George stampfte mit dem Fuß auf, als hätte der andere einen unwiderstehlichen Witz gemacht. »Der ist aus Molise!«, rief er. Auch Vincenzo fing wieder an zu lachen.
    »Super«, sagte ich.
    »Im Molise hatte ich eine Frau«, gestand George.
    »Er war mit einer aus Isernia zusammen, dieser Lustmolch!«, erklärte Vincenzo.
    »Kaum zu glauben, wie klein die Welt ist«, kommentierte ich. George mimte mit der Hand eine Kolbenbewegung und Vincenzo tat es ihm noch

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