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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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eisblauen Augen, bevor er sich bückte, um Giulio zu helfen, der das Band verfluchte. Da kam, fröhlich hüpfend, als springe er auf nackten Füßen durch den Urwald, hinter der ersten Maschine ein schwarzer Arbeiter hervor.
    »Hier funktioniert gar nichts«, sagte er zu Giulio.
    Der Fette meinte: »Tja!«, der Blonde rief: »Allerdings!«, Giulio fluchte noch ein paar Mal, dann schrie er: »Weg mit diesem Scheiß, holen wir ein anderes, das funktioniert!«
    »Die Bänder sind alle besetzt«, sagte ein Typ mit blutleerem Teint.
    Ich bückte mich, um die roten und gelben Kabel zu überprüfen. Während die anderen noch quatschten, steckte ich meine Hand in das Gewirr und zog aufs Geratewohl an einem roten Kabel. Es gab eine Art metallischen Furz, dann setzte sich das Förderband in Bewegung und rollte wie die anderen.
    »Scheiße, wie hast du das denn gemacht?«, fragte Giulio. Alle sahen mich erstaunt an.
    »Kleiner Expertentrick«, sagte ich mit einem schlauen Lächeln.
    Giulio erhob sich, rot vor Stolz, und verpasste mir einen gewaltigen Schlag auf den Rücken. »BRAAAVOOO KAMERAD!« Ich machte fast eine ganze Drehung um mich selbst, der Fettwanst hielt mich fest, bevor ich stürzte, die ganze Linie fing an zu lachen. »Endlich mal kein Weichei, sondern einer mit Mumm in den Knochen!«, rief Giulio. Vermutlich waren wir beide kurz davor, den faschistischen Gruß auszutauschen, doch wir hielten uns zurück.
    Giulio nahm zwei Paar Handschuhe und Ohrenstöpsel von einem Wagen neben der Presse. Er reichte sie mir und Vincenzo.
    »Anziehen!«
    Mit etwas Mühe drückten wir uns die Stöpsel in die Ohren. Die Handschuhe waren leicht überzuziehen, aber sehr warm innen. Meine Hände fingen sofort an zu schwitzen. Die anderen Molisaner gafften uns an, ohne zu verstehen.
    Giulio zeigte auf mich: »He, Kamerad!« Und zu Vincenzo: »Und du, Arschkriecher, ihr seid schon bereit für die Wingartes.« Einen Augenblick lang dachte ich, er wollte mich in irgendeine Abteilung des preußischen Heeres stecken, doch dann fing er meinen fragenden Blick auf und erklärte: »So nennen wir diese blaue Linie hier.« Dann schickte er mich an die zweite Maschine, die Schneidepresse, während Vincenzo an die dritte Presse für das Biegen und Richten gestellt wurde.
    Die Arbeiter an den Maschinen schienen heilfroh, dass sie ihren Platz für uns räumen durften. Die Molisaner, die nicht ausgesucht worden waren, beobachteten uns verlegen.
    »Giovanni, Piero«, sagte unser Parteiführer zu dem Blonden und einem Typen mit buschigen Augenbrauen. »Bringt diese Schlappschwänze an die automatischen Maschinen und zeigt ihnen, was sie zu tun haben!«
    Bedrückt schlossen die glücklosen Neuangestellten sich den beiden an.
    »Nun?« fragte mich Giulio. »Bist du bereit?«
    »Immer!«, brüllte ich.
    »Steht er dir?«
    »Hart wie ein Diamant!«
    Er lachte. Dann gab er dem Schwarzen, der uns hinter dem Schlund der Tiefziehpresse beobachtete, mit theatralischer Gebärde ein Zeichen. »Los, George! Wirf das Blech rein!«
    Der Schwarze lächelte selig wie ein Kind, dem der Papa das soeben reparierte Spielzeug zurückgibt. Mit dem Magneten packte er die Ecke eines rechteckigen Blechs und schob es in die Presse. Ich sah, wie er auf Knöpfe drückte. Dann senkte sich die Presse und quetschte das Stück, so dass sich seine Form änderte. Der mechanische Arm krümmte sich, um es aus der Presse zu holen, und ließ es mit einem scheppernden Geräusch auf das Förderband fallen. Als das Stück sich mir auf weniger als zwei Meter genähert hatte, bekam ich Angst, aber Giulio scheuchte mich weg, ergriff das Teil und schob es in die Schneidemaschine. »Drück die Knöpfe immer gleichzeitig, Pimpf, und lass sie nicht los, bis das Stück herauskommt, sonst blockierst du mir hier alles!«
    Ich drückte, und die Presse ging schlagartig los. Die Klingen verbissen sich in das Blech, das einen herzzerreißenden Schrei auszustoßen schien, und wieder bekam ich Angst. Aber ich ließ die Knöpfe nicht los, und als das Maul des Ungeheuers sich wieder öffnete, um seine Beute auszuspucken, seufzte ich erleichtert. Zum ersten Mal empfand ich mich offiziell als Arbeiter bei der Trak, ein Metaller, ein Blue Collar, ein richtiger Mann, produktiv und zu etwas nütze.
    Ich drehte mich um, wollte diesen großen Moment mit Giulio teilen, aber da kam mir schon das nächste Stück auf dem Band entgegen.
    »Greif dir das Teil, wie ich es gemacht habe, steck es in die Presse, und ab geht’s

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