Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
energischer nach. Wieder stampfte der Schwarze lachend mit dem Fuß auf. Der Molisaner verpasste ihm den x-ten Schulterschlag, und beide brachen abermals in Gelächter aus. Ich nickte, tat amüsiert. Wirklich zwei Volltrottel, die beiden.
»Darf ich erfahren, was zum Henker ihr hier treibt?«, brüllte jemand hinter uns.
Wir drehten uns um. Giulio bedachte uns mit dem strengen Blick eines Schiedsrichters, der Foulspieler zurechtweist.
Ich trat einen Schritt zurück, um mich von der Szene zu distanzieren. George brummte etwas Unverständliches. Vincenzo sagte: »Es ist nichts, Giulio, ich hab ihm nur beim Auspacken geholfen«, und fing aus unerfindlichen Gründen an, das erste der soeben ausgepackten Bleche zu säubern.
»Zurück an euren Arbeitsplatz, SOFORT!«
In der nächsten Stunde schafften wir die vierhundert Teile Standardsoll. Ich lief sogar noch zu George, um ihm beim Auswechseln eines Packens Bleche zu helfen. Kreuzband, Zange, der Knall beim Durchschneiden der Riemen. Voilà. Der Schwarze wechselte ein paar Worte mit dem Gabelstaplerfahrer, er wollte, dass er mit der Palette näher heranfuhr. Ein bisschen mehr rechts, winkte er, ein bisschen nach links. Der Fahrer trug Jeans und Oberhemd, offenbar wollte er sich auf diese Weise von uns Arbeitern unterscheiden. Er mochte fünfundzwanzig oder fünfundvierzig Jahre alt sein, ein dichter Bart verbarg seine Züge. Beim Manövrieren schob er die Zunge in die Richtung, in die er gerade fuhr, sie ragte ihm übertrieben weit aus dem Mund, und er leckte sich die Barthaare in der näheren Umgebung.
»Ja, okay so!«, sagte der Schwarze. Augenblicklich zog der Fahrer die Zunge wieder ein und fuhr an uns vorbei aus der Halle. Dabei blickte er auf uns zurück, als wären wir Zollbeamte an der Grenze, die er jetzt auf dem Weg in ein sehr viel interessanteres Land überschritt.
Von nun an behielt ich Georges Rhythmus bei und Vincenzo meinen und die anderen idem, bis zur Sammelstelle.
Um halb eins, genau zweihundert gepresste Bleche waren in den Kisten verstaut, ertönte das Heulen der Sirene. Sofort zog George seine Handschuhe aus, der Blonde ebenso, und der an der Auffangstelle rief mir und Vincenzo zu: »Essen!«
Die graue Tür zur Kantine war noch geschlossen und blieb es auch, bis fünf oder sechs Männer und Frauen anfingen, mit Fäusten dagegen zu schlagen, ob vor Wut oder vor Freude oder aus welchem Grund auch immer, konnte ich nicht herausfinden.
Ich saß an einem Tisch mit den Molisanern, vor mir auf dem Tablett einen mickrigen Teller Pasta und ein von den Köchen, die uns an der Theke bedient hatten, schlecht durchgebratenes Stück Fleisch. Lustlos kauend, betrachtete ich die anderen Tische, alle rechteckig, alle identisch, bis auf einen etwas abseits stehenden, runden Tisch, groß genug für eine weihnachtliche Rommérunde der ganzen Verwandtschaft, an dem Giulio und die anderen Bosse saßen. Da war der Chef der Montage, wie ich erfuhr, der Leiter der Wartungsabteilung und der Boss der Gabelstaplerfahrer, außerdem zwei oder drei mit unerfindlichen Aufgaben, und alle saßen im schwarzen Kittel um Giulios noch schwärzeren Kittel herum.
»Na«, lenkte mich einer der Molisaner ab, »wie ist es euch an der blauen Linie ergangen?«
»Und euch? Ihr ward bei den automatischen Maschinen, oder?«
Vincenzo und ich wechselten einen Blick und grinsten überlegen. Vincenzo sagte etwas im Dialekt, ein harter Sound wie Maschinengewehrfeuer, dann fing er an zu lachen. Ich sah die anderen erbleichen. Also stimmte ich in sein höhnisches Gelächter ein, obwohl ich nicht die Bohne verstand.
Er musste es bemerkt haben, denn er beeilte sich, mir zu erklären: »Ich hab gesagt, dass die Leute an den Automatischen meistens einen Dreck wert sind und entlassen werden. Uns beide aber«, und er zeigte auf sich und mich, »hat man an die Tiefziehpresse und die Schermaschine gestellt, weil sofort klar war, dass wir keine Weicheier sind. Oder?«
»Genau«, nickte ich. »Nur Männer mit extrastrong Eiern an der blauen Linie.«
Der, der vorhin geredet hatte, Luigi, genannt Gigio, sah sich seine verängstigten Kumpane an. »Wer weiß«, sagte er mit vollem Mund, »vielleicht schickt man uns ja auch noch an die Tischziehpresse.«
»Aber klar doch!«, Vincenzo fing wieder an zu lachen.
Ein anderer, Stefano, jammerte: »Und warum hat man uns dann nicht gleich an die Schermaschine und die Zischpresse gestellt?«
»Wer von uns hat denn die Stücke zusammen mit diesem Bimbo
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