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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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strenge Ton von Georges Stimme hielt mich zurück. »Lass das!«, sagte er. »Du willst doch da stehen, oder?«, und er zeigte auf die Tiefziehpresse. »Wenn du dort arbeiten willst, bist du allein. Wenn du ihnen hilfst oder dich entschuldigst, versuchen sie sofort, weniger Stücke zu machen.«
    Offenbar war der Arbeiter an der Tiefziehpresse zur Einsamkeit verdammt. So wie ich George verachtet hatte, so wurde ich jetzt von allen gehasst. Da war nichts zu machen, ich würde an der ersten Presse für immer allein bleiben.
    Ich wartete, bis die Bänder sich geleert hatten und alle ihre Stückzahlen eintrugen.
    »Los«, sagte George irgendwann. »Fang wieder an!«
    Ein letzter Blick zu Vincenzo und ich machte weiter.
    Beim Schichtwechsel, als George sich mit einem Schulterschlag von mir verabschiedete und Geheimratsecke mit Pferdeschwanz, in der Hand den Magneten und seine Handschuhe, mit erstaunter Miene auf meinen Platz zukam, war ich unschlüssig, ob ich ihn grüßen sollte.
    »Ciao«, sagte er schließlich, da ich den Mund nicht aufkriegte. »Wieso bist du hier?«
    »Seit heute arbeite ich an der Tiefziehpresse.«
    Er wurde blass. »Und George?«
    »George schafft es nicht mehr«, antwortete ich und zündete mir eine Kippe an.
    Als auch für mich Schluss war, überprüfte ich, wie viel Stück ich in den letzten zwei Stunden gemacht hatte, ohne auf den Ratschlag dieses Versagers zu hören: fünfhundertfünfzig in der vorletzten und fünfhundertachtzig in der letzten Stunde.
    Ich war schon auf dem Weg in den Umkleidecontainer, als Giulio mit meinem Produktionsblatt hinter mir herkam. »Kamerad! Gimme five!«, rief er begeistert und hielt mir seine Handfläche hin.
    Ich hatte dieses Gimme five schon immer total schwachsinnig gefunden, aber natürlich schlug ich gegen seine Hand.
    »Hey!«, sagte ich.
    Er legte mir seine Pranke in den Nacken. »Ich möchte, dass du weißt, dass ich stolz auf dich bin und dass ich dich morgen zu Collura schicke, damit du den unbefristeten Anstellungsvertrag unterschreibst!«
    Gerade als er das sagte, marschierten die Molisaner an uns vorbei, Vincenzo voran. Sie grüßten Giulio mit einer förmlichen Korrektheit, dass einem speiübel werden konnte, dann trotteten sie, heftig aufeinander einredend, in Richtung Container.
    Giulio beobachtete sie, bis sie von den Türen verschluckt wurden, dann warf er den Kopf zurück und brach in Gelächter aus. »Hast du gesehen, wie der Neid sie auffrisst? Hahaha!«
    Aber dann wurde er abrupt wieder ernst und legte die schärfste teutonische Färbung in seinen Bergamasker Akzent: »Wage es ja nicht, auch morgen zu spät zu kommen, sonst fängst du bei null wieder an. Ist das klar?«
    Ich setzte meine reuevollste Miene auf. »Ja, Giulio. Und bitte entschuldige noch mal …«
    Wieder ein sehr männlicher Hieb auf die Schulter, dann ein militärischer Gruß mit an die Stirn gelegter Hand, und der Duce der Metallarbeiter entfernte sich, bei jedem Schritt die Hinterbacken aneinanderreibend.
    Ich ging zu meinem Spind. Als ich mich umzog, kam Vincenzo in die Umkleide. »Also haben sie dich wirklich eingestellt?«, fragte er mit spöttischem Unterton.
    »Ihr habt’s gehört, denke ich … Von der Höhe eures diskreten Wesens herab.«
    Vor der Tür hatten sich unterdessen seine Landsleute versammelt.
    »Scheiße!«, rief Vincenzo aus. »Wir wollten dich beglückwünschen: zwei Tage, und schon bist du unbefristet angestellt!« Seine Stimme hatte einen hässlichen sarkastischen Ton. Und seine Genossen da draußen waren noch hässlicher.
    »Ich danke euch«, sagte ich. »Alles eine Frage des Könnens.«
    Sie blickten sich an, und plötzlich brüllte einer: »Willst du uns verarschen?«
    Vincenzo sah mich drohend an, machte zwei Schritte auf mich zu und stützte sich mit ausgestrecktem Arm gegen den Spind. Sein pestilenzialischer Mundgeruch wehte mir direkt ins Gesicht. Um uns drängten sich seine Genossen. Hinter mir war der Spind, vor mir eine Gruppe stinksaurer Molisaner. Keine angenehme Situation, aber ich hatte schon schlimmere erlebt.
    In solchen Momenten waren Kaltblütigkeit und Muskelkraft gefragt. Beides besaß ich, aber ich wollte ihnen eine Chance geben. Also tat ich, als wollte ich gehen, doch Vincenzos Handfläche prallte gegen meine Brust und stieß mich zurück, so dass ich mit dem Rücken gegen den Spind schlug, der mit einem metallischen Klang antwortete.
    Ich hatte keine Wahl, ich musste reagieren.
    Mit aller Kraft verpasste ich dem Spind einen

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