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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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eingeredet, dass ich es glaube.«
    Sie überlegte kurz und sagte dann: »Und weshalb?«
    Ihre Miene ließ keine Tränen zu. Ich erwiderte: »Die ganze Welt fühlte sich so schwarz an.« Ich bot ihr ein schwaches Lächeln an.
    Ich zögerte. Bevor alles zerbrochen war, hatte ich viel über Babys gelesen, und zu den eigenartigen Dingen, die Babys tun, gehört, dass sie erschrocken Arme und Beine ausstrecken, wenn man sie zu unsanft in ihr Bettchen zurücklegt. Man nennt das den Klammerreflex. Das Neugeborene ist gewöhnt, eng zusammengekuschelt im Mutterleib zu kauern, und die weiten Räume der Außenwelt machen ihm Angst, dass alles auseinanderfliegen könnte. Es war kein guter Zeitpunkt,
das Cassie zu erzählen, aber nach der Fehlgeburt war mein Kopf oft zum Platzen voll gewesen, während meine Arme leer waren, und mein Gehirn war so verrückt und desorientiert, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte auseinanderfliegen und meine Gliedmaßen von mir wegschleudern.
    »Du warst ein Opfer«, sagte sie. »Aber das heißt nicht, dass du ewig eines bleiben willst.«
    Ich nickte. Das Wissen, dass sie adoptiert war, machte sie verletzlicher, und ich wollte diesmal alles richtig machen - ich wollte überhaupt etwas richtig machen. Ich sagte: »Ich würde gern mit George sprechen - und mit seinen Eltern. Wenn es dir recht ist.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie. » Ich mache das. Wenn die Zeit dazu gekommen ist.« Dann ergänzte sie: »Ich hoffe, dass du wieder mit Tim zusammenkommst.«
    Sie war wirklich sehr nett zu mir. Ich spürte warme Zuneigung. Vivica hatte nicht gelogen. »Danke, Cass.«
    Ich folgte ihr ins Haus - wir hatten uns auf der Türschwelle unterhalten. Im Flur standen drei Kartons. Ich wollte sofort die Chance nutzen, mich nützlich zu machen. »Soll ich die irgendwohin tragen?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das sind Georges CDs. Kraftwerk, solche Sachen. Ich habe sie gestern zusammengepackt und werde ihn bitten, sie morgen abzuholen.«
    Ich schluckte. »Ist das nicht ein bisschen schnell?«
    Sie lachte. »Du machst Witze, oder? Diese Ehe geht schon seit Jahren den Bach runter.«
    Ich seufzte.
    »Was ist denn?«
    »Cassie, willst du wirklich eine alleinerziehende Mutter werden?«
    Cassie verzog das Gesicht. »Georges Mutter, Sheila, hat
mir oft erzählt, als George noch klein war, hätte sie es wesentlich anstrengender gefunden, Ivan im Haus zu haben und zusehen zu müssen, wie er das Baby falsch behandelte, als wenn er bis tief in die Nacht arbeitete und sie alles allein erledigen musste.«
    »Ich habe das Gefühl, dass das alles meine Schuld ist.«
    »Nein.« Cassie klang streng. »Das geht nur George und mich etwas an. Das Baby wird trotzdem genug männliche Bezugspersonen haben. Ich mache es wie Liz Hurley. Benenne zehn Patenonkel. Peter-der-Friseur kann die Rolle von Elton John übernehmen. Greg von Hound Dog macht den Hugh Grant. Den Haudegen. Tim kann -«
    »Tim und ich sind nicht mehr zusammen«, sagte ich.
    »Er ist trotzdem die Nummer eins auf meiner Patenliste«, erwiderte Cassie.
    »Im Ernst?«, fragte ich. »Dann werde ich dir lieber nicht erzählen, wie er Tomas einmal zu Tode erschreckt hat, weil er ihn eine Halloween-Episode der Simpsons schauen ließ, und ihn anschließend eine Woche lang in Angst versetzte, indem er ihm immer wieder einbläute: ›Du brauchst keine Angst vor dem Skelett zu haben, Tomas, du hast ein Skelett in dir drin !‹«
    »Ist mir egal«, sagte sie.
    »Na gut.« Ich hatte Respekt vor ihr, aber ich konnte nicht lockerlassen. »Aber ein männlicher Einfluss ist nicht dasselbe wie ein Vater. Ich befürchte, dass George dich möglicherweise verachten könnte wegen dieser … Fehlinformation … Es wäre grauenvoll, wenn das die Beziehung zu seinem Kind beeinträchtigen würde. Er muss wissen, dass es sein Kind ist. Es wäre falsch, ihm etwas anderes vorzugaukeln.« Ich hörte das Flehen in meiner Stimme. »Wenn er der Vater ist, darfst du ihm das nicht vorenthalten.«

    Jetzt schüttelte Cassie den Kopf und hob die Hand, um mich zu stoppen, aber eines musste ich noch loswerden. »Und dem Baby darfst du es auch nicht vorenthalten. Solange ein Kind nicht von seinen Eltern misshandelt wird, sind die leiblichen Eltern der beste Einfluss auf ein Baby. Das ist eine Sache des Blutes , Cassie. Kein Patenonkel wird dieselbe Verbindung spüren wie -«
    »Lizbet«, fiel mir Cassie ins Wort. »Glaubst du ernsthaft, Mummy und Daddy würden die Hershlags länger als fünf

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