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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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meinen Rat Tim einen Korb gegeben und stattdessen George aufgesucht.
    Er sah mich wütend an und meinte: »Warum hast du keine Jacke an? Es ist eiskalt! Und es zieht! Ist bei uns eingebrochen worden?« Er bellte die Worte wie ein deutscher Schäferhund.
    Ich musterte ihn von oben bis unten. »Sieht nicht so aus«, sagte ich lächelnd.
    »Warum hast du dann die Schlösser auswechseln lassen?«, fuhr er mich begriffsstutzig an. »Und warum in aller Welt hast du mir nicht die Wahrheit gesagt? Meine Eltern waren verrückt vor Angst! Und was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe? Hm? Hm? Gepeinigt von der Vorstellung, dass ich mit dem Mann Tennis gespielt habe, der gleichzeitig in meinem Porridge rührt! Ich habe ihn ins Lloyd eingeführt!«
    »Ich bin kein Porridge«, sagte ich nur.
    »Ich fühlte mich als Mann herabgesetzt«, schwadronierte George weiter. »Ich konnte förmlich spüren, wie mein Ego dahinschwand. Der Kern meines Selbstbildes zersprang in zahllose Fragmente. Zuletzt lag ich auf dem Boden, in der Fötusstellung -«
    »Hey, ist das die, die man einnimmt, bevor man einen Purzelbaum macht? Also, es ist wirklich schön, so in der Kälte
zu plaudern, aber ich nehme an, eigentlich würdest du gern reinkommen und dein Zeug abholen, oder?«
    George stampfte mit dem Fuß auf und brüllte: »Hast du irgendwas von dem gehört, was ich gesagt habe? Wie kannst du es wagen, frech zu werden? Wenn eine Frau das gesagt hätte und ein Mann das gesagt hätte, was du gesagt hast, würdest du ihm an die Kehle springen!«
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich würde der Frau raten, sich wie ein Kerl zu benehmen.«
    George sah mich wutentbrannt an. »Ich weiß nicht, worauf du anspielst«, sagte er.
    Allmählich verlor ich die Geduld. »George, ich bin keine Frau, die mit jedem ins Bett springt. Nachdem du so lange mit mir verheiratet warst, habe ich angenommen, du würdest das wissen. Dass du es nicht weißt, enttäuscht mich zutiefst, um es milde auszudrücken.«
    »Hör auf, so geschwollen daherzureden!«, krakeelte George. »Du klingst ja wie beim Schlussplädoyer.«
    Das ich auch irgendwie hielt. »Ich habe dir immer wieder versichert, dass ich dich nicht betrogen habe. Du jedoch hast es dir nicht nehmen lassen, auf deinen unsäglichen Unterstellungen zu beharren.« (Ich konnte es einfach nicht lassen.)
    »Hör auf mit dem Anwaltsgequatsche!«
    »Ich hatte es satt!«, brüllte ich ihn an. »Ich wollte nur meine Ruhe! Und wenn du so blöd warst zu glauben, dass ich mit Tim bumsen würde, hast du es absolut verdient, in der Scheiße zu landen!«
    George sah mich aufsässig an. »Deine Schwester hat doch eine Schraube locker«, sagte er.
    »Ach ja«, sagte ich. »Der Kern deines Selbstbildes zerspringt in zahllose Fragmente, aber sie hat eine Schraube locker.«

    »Solche Lügen zu verbreiten! Mich vor deiner gesamten Familie zu entmannen! Sie reitet doch hoffentlich nicht immer noch auf ihrer Fehlgeburt rum, oder? Die war in der verfluchten Eiszeit!«
    »George.« Ich merkte, wie unbändige Wut in mir aufflammte. »Das sagst du, während ich mit deinem Kind im Bauch vor dir stehe? Gott weiß, was du empfindest, aber ich bin eine Mutter.«
    Ich begriff das erst in dem Moment, in dem ich es aussprach - aber es stimmte. Ich war schockiert, wie mächtig die Gefühle waren, die ich für diesen winzigen Zellhaufen hegte.
    »Für den Rest der Welt ist es vielleicht nur ein kleiner Fleck auf dem Ultraschallschirm, aber für mich ist es mein Baby. Glaubst du etwa, dass Lizbet anders ist? Sie hat ihr Kind verloren. Und damit ihre Hoffnungen, ihre Träume, ihre Zukunft. Der Schmerz hat sie in die Knie gezwungen. Er hat alles Leid wieder aufgerührt, das sie je erlebt hat.« Ich holte Luft. Ich sprach nicht mehr zu George, sondern zu mir selbst. »Meine Eltern haben mich immer vorgezogen. Das war nicht leicht für sie.«
    »Ach so, und darum nimmt sie ihre Fehlgeburt als Vorwand, um bei Mummy und Daddy um Aufmerksamkeit zu buhlen.«
    »Du willst es einfach nicht verstehen, nicht wahr, George? Aber falls Lizbet einen Vorwand gesucht hätte, um Aufmerksamkeit zu kriegen, hätte sie sich einen extravaganten Hut aufgesetzt.«
    »Klar«, sagte er.
    »Alles, was sie je verloren hatte … erwachte wieder zum Leben.«
    »Faszinierend. Dürfte ich jetzt in mein Haus?«
    » Dein Haus?«

    »Unser. Haus.«
    Ich schloss die Tür auf, trat ein und schob mich an der Reihe mit Kartons vorbei, um die Alarmanlage auszuschalten.
    »Was ist das?«, fragte

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