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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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oder wenigstens mit einem Biowaschmittel ohne Weichspüler. Stiefelchen braucht das Baby auch. Und Westen und Strampler und Kratzhandschuhe, sie haben Fingernägel wie Rasierklingen, bei der erstbesten Gelegenheit kratzen sie sich blutig, die süßen Dinger! Fäustlinge für draußen - vergiss nicht die Fäustlinge - und Mützchen, und dann müsst ihr euer Haus kindersicher machen. Werdet ihr einen Luftreiniger ins Kinderzimmer stellen? Diese Umweltgifte richten weiß Gott was für Schäden an. Und werdet ihr euch bei den Haushaltsreinigern einschränken? Das Zeug ist voller krebserregender Chemikalien, wo Zitronensaft und Essig genauso effektiv sind, und du brauchst wenigstens keine Gewissensbisse zu haben - niemand möchte, dass das Baby von seiner Atemluft vergiftet wird, sie sind in diesem Alter ja so empfindsam. Oder lasst ihr es in eurem Zimmer schlafen? Natürlich nicht in eurem Bett, ihr könntet euch im Schlaf auf den Kleinen legen und ihn zerquetschen, warte, ich gebe dich an Martin weiter …«
    »Hallo, meine Beste, freut ihr euch schon auf den Neuankömmling? Ich habe mir die nächsten fünf Wochenenden freigeschaufelt, damit ich dir und Tim im Haus helfen kann.
Bestimmt wollt ihr die Tapeten im Kinderzimmer abmachen, bevor ihr es streicht. Zufällig habe ich vor kurzem im Internet nachgesehen, und es gibt inzwischen eine giftfreie Wandfarbe. Ich persönlich würde lieber einmal öfter streichen, weil die normale Farbe haufenweise giftigen Schnickschnack enthält, damit sie leichter aufgetragen werden kann, ich könnte mir also vorstellen, dass dieses Biozeugs ein bisschen dünner ist. Und ihr werdet hier und da etwas spachteln müssen, das bleibt nicht aus, wenn man Tapeten entfernt. Und ihr solltet den alten Teppich rausreißen. Und den Boden sandstrahlen. Und dann lackieren. Für die Kellertreppe braucht ihr noch ein Treppengitter. Genau wie unten an der Treppe. Und oben. Was meinst du zu den Stufen vor eurem Haus? Es wird nicht einfach sein, einen Kinderwagen die Stufen rauf- und runterzubugsieren. Es wäre keine große Sache, die Stufen zu einer Rampe umzugestalten. Den Zementmischer kann man mieten, ich habe mich schon erkundigt …«
    Schließlich legte ich den Hörer ab und sah Tim mit eigenartiger Miene in der Tür stehen. »Hi!«, sagte er.
    »Hallo!«, jubilierte meine Mutter, die hinter ihm zum Vorschein kam.
    »Vivica war einkaufen«, erklärte Tim. »Sie bringt uns … Sachen.«
    Ich starrte sie an. Vivica kam nie unangemeldet vorbei.
    »Ein paar Kleinigkeiten für mein erstes Enkelkind!«, verkündete unsere Mutter. »Wir wissen noch nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, nicht wahr, darum habe ich alles in Gelb genommen!«
    Meine Mutter begann Tüte um Tüte aufzureißen und mich mit winzigen Hosen und Jacken zu bombardieren, bis alles um mich herum verschwamm. Ich fühlte mich an Gatsby erinnert, der für Daisy die Hemden aus seinem Schrank reißt.
Ich hob eine puppengroße Weste auf. Sie hatte die Farbe von vollfetter Milch, und über dem Herzen war ein kleiner roter Schmetterling aufgestickt.
    »Baby Dior!« , sagte meine Mutter. »Die Franzosen sind einfach nicht zu schlagen!«
    Ich versuchte mir den kleinen Menschen auszumalen, der in diese Weste passen würde, aber das schaffte ich nicht. Als meine Mutter sieben Minuten später zum Friseur entschwand, ließ sie ein Meer von Einwickelpapier in meiner Küche zurück.
    »Tim«, sagte ich. »Dieses Baby wird uns zwanzigtausend Pfund kosten, bevor es auch nur auf der Welt ist. Wir haben nicht so viel Geld. Aber wir brauchen all diese Dinge«, stellte ich klar. »Alle.« Ich holte Luft. Ich hörte mich sprechen, und meine Stimme klang hoch und hysterisch. »Da wäre zum Beispiel das Symphony-in-Motion-Drei-D-Frühförderungs-Mobile. Es spielt Mozart, Bach und Beethoven. Es wurde von einem Team von Experten für frühkindliche Pädagogik entworfen, darunter Psychologen und Musikwissenschaftler, und basiert auf den neuesten Forschungen zur Aufnahmefähigkeit von Säuglingen und zum Einfluss klassischer Musik auf die geistige und emotionale Entwicklung, und es kostet vierzig Mäuse, vierzig Mäuse , eines von Millionen Dingen, die wir kaufen müssen, wir müssen einfach, wir brauchen es, das Baby braucht es, und wenn wir es nicht kaufen, wird das Baby …«
    »Zurückgeblieben sein?«, fragte Tim. »Mein Gott! Wie schaffen das nur die Afrikanerinnen?«
    Zu seinem Glück läutete jemand an der Tür. Ich machte auf und stand vor einem

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