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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf könnte von den Schultern abheben und explodieren wie eine rote Farbbombe. Irgendwann hatte ich die Übelkeit niedergekämpft und zwang mich, den nächsten Brief zu öffnen.
    Ich habe letzte Woche Mrs Montgomery geschrieben, um sie zu fragen, ob sie mir den Gefallen tun würde und mir jedes Jahr schreibt. Ich habe keine Antwort bekommen, und ich glaube nicht, dass sie mir zurückschreiben wird. Ich wollte Sie fragen, ob Sie so gut wären und ihr schreiben und ihr erklären, dass ich sie nicht mehr belästigen werde, wenn sie mir nur einen Brief jedes Jahr schreibt und ein kleines Foto von Jane schickt, wenn sie eines übrig hat. Ich weiß, ich habe keinen Anspruch mehr auf sie, ich will nur Sicherheit haben, dass ihr nichts Schlimmes passiert.
    Die Antwort der Vorsitzenden lag mit im Umschlag.
    Die Adoptiveltern haben vollstes Verständnis und Mitgefühl für Sie, aber sie wünschen sich von Herzen, das kleine Mädchen als ihre eigene Tochter anzusehen, und haben alle Voraussetzungen, ihr eine gute Erziehung angedeihen zu lassen. Nachdem die Adoption mittlerweile vollzogen wurde, haben Sie keinerlei Anspruch mehr auf das Kind und können es auch nicht zurückfordern. Seien Sie versichert, dass sich Ihr kleines Mädchen glücklich schätzen kann. Die Adoptiveltern wünschen keine weiteren Briefe von Ihnen zu empfangen und lassen
ausrichten, dass sie bedauern, auch keine Fotos schicken zu können. Das kleine Mädchen wurde kürzlich in einem Studio fotografiert, und ein Abzug dieses Bildes wird Ihnen zugeschickt werden, aber dieses Bild muss das letzte bleiben. Wir hoffen, dass Ihre Befürchtungen damit ausgeräumt sind, und werden das Bild an Sie weiterleiten, sobald wir es erhalten haben. Die kleine Jane kann sich wirklich sehr, sehr glücklich schätzen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Die Vorsitzende des Adoptionsausschusses
    Ein ganzes Zweitleben rollte sich vor mir aus wie ein roter Teppich vor einem Mitglied der königlichen Familie. Die kleine Jane konnte sich keineswegs sehr, sehr glücklich schätzen, und die Vorsitzende des Adoptionsausschusses, die selbst Mutter war, wusste das genau, ganz gleich, was sie behauptete. Jagger war abgehakt. Das war unwichtig. Jetzt war nur noch wichtig, dass ich Sarah Paula fand, meine Mrs und Mr Hershlag in Personalunion. Natürlich hatte Mummy diese Briefe unterschlagen wollen. Die glühende Liebe, die daraus sprach, war einer zugeknöpften Frau wie ihr zutiefst wesensfremd, aber selbst Mummy musste ihre Macht spüren und wissen, dass eine so unbändige Liebe alle Jahre überdauern und mich irgendwann erreichen würde und dass ich, wenn ich Sarah Paula erst gefunden hatte, in ihre Arme sinken würde, ohne je wieder zurückzublicken.

KAPITEL 9
    Ich rief Greg an. Greg war Privatdetektiv und der Chef von Hound Dog Investigations. Wir hatten uns bei einer Dinnerparty kennen gelernt und auf Anhieb verstanden. Er war unhöflich, ohne dass es ihm etwas ausmachte, und das machte mir einen Mann sympathisch. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, als ich ihm erklärte, dass ich meine richtige Mutter aufspüren wollte. Kein Problem. Greg besaß emotionale Intelligenz. Im Gegensatz zu manch anderen Leuten - du erzählst ihnen etwas Trauriges über dich, sie heulen los, und statt gerührt zu sein, bist du angewidert, weil du genau weißt, dass ihr Geheule nichts mit dir zu tun hat, sondern dass es dabei ausschließlich um sie selbst geht.
    Er hörte mir zu und erklärte, er brauche so viele Fakten wie möglich - »keinen Mist wie: ›Sie geht gern in die Oper.‹ Ich brauche Informationen, anhand derer ich sie identifizieren kann. Ihr Geburtsdatum weißt du nicht zufällig?«
    »Ich habe eine Adresse.« Ich spürte einen schmerzhaften Stich. Wie konnte ich nicht wissen, wann meine Mutter Geburtstag hatte? »Und eine Telefonnummer. Ich glaube, ihre Eltern leben immer noch dort. Ich dachte, vielleicht tust du so, als wärst du von der Meldestelle, rufst bei ihnen an und horchst ihre Mutter aus, wo sie wohnt.«
    Ich verschwieg ihm, was ich insgeheim dachte, und das war, hoffentlich artet das nicht zu einer langen, mühsamen
Suche aus, bei der wir Woche um Woche Geburtsurkunden oder Heiratsurkunden unter die Lupe nehmen müssen. Ich wollte, dass es bei einem kurzen Anruf mit ein paar harmlosen Lügen blieb, so als wäre die Sache vollkommen problemlos.
    »Wir werden sehen«, sagte Greg. »Und was treibt dich zu diesem Schritt?«
    »Ach«, antwortete ich

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