Meine Schwester und andere Katastrophen
seiner stichsicheren Weste im Polizeiwagen saß und gähnte. »Und was für ein Verbrechen wäre das?«, fragte er. Hörte ich nicht richtig, oder klang er nicht mehr ganz so freundlich wie gerade eben?
»Er … er hat zwei Köpfe !« Ich deutete mit dem Finger auf ihn und bettelte den Polizisten an: »Schauen Sie selbst!« Aber im selben Moment legten sich eisige Klauen um mein Herz: Der Polizist hatte auch zwei Köpfe. O Gott. Ich war das fette Mädchen im Zombiefilm, das grässlich zugrunde gehen muss.
Ich schrie auf und wollte losrennen, stolperte dabei aber gegen den zweiten Tim und kippte in seinen Mantel. Der zweite Tim legte die Hand um meinen Hinterkopf, sodass mein Gesicht in den Stoff gepresst wurde.
»Ig ergigge!«, rief ich, aber er hörte mich wohl nicht.
»Viel Glück noch«, hörte ich den Polizisten sagen, dann brauste der Streifenwagen davon.
»Ich kann nichts dafür«, sagte ich, als Tim mich wieder losließ.
Wirklich.
Tobys Abschiedsgelage hatte schon übel begonnen. Alle standen unter Schock. Der arme Fletch, er hätte einen tollen Chefredakteur abgegeben. Stattdessen hatten wir dieses Arschloch von Kevin bekommen. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Aber perverserweise wollte ich, dass er mich mochte. Vielleicht hatte das etwas damit zu tun, dass ich nicht gefeuert werden wollte. Ich hatte Tim angerufen, ihm die Neuigkeit erzählt und ihn gebeten, mit mir ins Pub zu kommen. Er hatte sich geweigert! Er hatte gesagt: »Was ist mit dem Essen bei deinen Eltern? Es ist Freitagabend, deine Mutter erwartet uns.« Unglaublich! Dabei ist er gar kein Jude! Ich erklärte ihm, dass er zu meiner Mutter fahren könnte; ich hätte diese Woche keinen Bock auf eine Lebensmittelvergiftung. Ich würde ins Pub gehen, und wenn er wollte, könnte er später zu mir stoßen. Daraufhin blieb es still. »Was denn?«, fragte ich.
»Du isst freitags immer bei deinen Eltern«, sagte er.
»Ganz genau«, sagte ich und legte auf.
Also. Toby gab mir ein Bier aus. Dann gab Fletch mir ein Bier aus. Dann gab ich Toby, Fletch und mir ein Bier aus. Und dann gab ich Kevin ein Bier aus, weil er mir leidtat, wie er so allein in seiner Ecke saß und vorgab, seine Mailbox abzuhören. Kevin freute sich so, dass er ein Bier von einer weiblichen Ziege spendiert bekam - »Das ist echt schräg post-feministisch!«, sagte er immer wieder (er war eigenartig) -, dass er mir drei Bier ausgab. Und je mehr Bier er mir ausgab, desto netter wurde er.
»Weißt du«, sagte ich und tätschelte dabei seine Hand, »diese neue Wichsion - ich meine Vision, die du für Ladz Mag hast …«
»Ja?«
»Ich …« Ich zog die Brauen zusammen.
»Was denn?«, fragte Kevin und beugte sich vor, bis unsere Köpfe nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.
»Ich glaube nicht -«
»Spuck’s aus! Ha! Das hab ich noch nie zu einer Tussi gesagt!«
»Ich glaube, da ist nicht genug Sex drin!« Ich klatschte, vor Lachen kreischend, in die Hände - und hörte erst wieder auf, als Kevin mich an den Schultern packte und mir in die Augen sah.
»Dann«, sagte er und pustete seinen Bieratem genau in meine Nase, »wirst du , Biskuit -«
»Lizbet«, korrigierte ich.
» Du, Biskuit, so wirst du nämlich bei mir heißen, klar? Biskuit, weil, weil du so … süß bist!«
»Ach! Das ist aber nett!«
»Und weil dich die Männer vernaschen wollen!«
»Oh. Das ist gruselig!«
»Also. Du, Biskuit, musst mir eines versprechen.«
»Was denn?«
»Erst musst du es versprechen.«
»Äh … also gut, versprochen!«
Kevin breitete die Arme aus und drückte mich an seine Brust. »Herzlichen Glückwunsch, Biskuit!«, sagte er. »Ich weiß jetzt, wer die neue Sexkolumne für Ladz Mag schreibt.«
»Echt?« Ich kämpfte mich aus seiner Umarmung. »Und wer?«
»Du, Biskuit! Du schreibst unsere neue Sexkolumne!«
»Ich?«
»Genau! Mit monatlich neuem Bild. Keine Panik - ein Airbrush kann Wunder bewirken! Wir stylen dich als Schulmädchen. Als Domina. Als Pornolehrerin -«
» Porno lehrerin?«
»Klaro, wie in einem Porno? Zugeknöpft, die Himbeeren pressen sich durch die dünne weiße Bluse, sie hat eine eckige Brille auf und einen Dutt und einen engen, engen Rock, und sie schaut streng -«
»Du meinst wie eine … Pornobibliothekarin?«
»Bingo! Du hast es erfasst! Und dann macht sie -«
»O, wow. Ich meine, super. Aber du weißt doch gar nicht, ob ich überhaupt schreiben kann!«
» Schreiben ?« Kevin rümpfte die Nase. Dann lachte er grölend. »Biskuit«,
Weitere Kostenlose Bücher