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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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sogar einen Namen verpasste, wodurch sie mich ironischerweise rettete.
    Alessandra Persiano, die zwischen ihren allmählich nachlassenden Lachkrämpfen nach Luft schnappte, kam wieder aufs Bett gestiegen und kroch auf allen vieren an meine Seite, wobei sie sich mit den kleinen Fingern die Tränen aus den Augen tupfte.
    »Hey, Filippo, wie geht’s?«, sagte sie kichernd.
    »Haha, sehr witzig«, antwortete ich mit einem nobelpreisverdächtigen Arschgesicht.
    »Na, hast du dich schon entschieden, hi, hi, hi, kommst du heute Abend bei mir vorbei?«
    »Jaja, mach du nur Witze«, verstieg ich mich in ein heuchlerisches Crescendo, dass ich schon eine Gänsehaut kriege, wenn ich nur dran denke. »Stell dir mal vor, ich hätte wirklich eine SMS von meiner Geliebten gekriegt, und nicht eine offensichtlich fehlgeleitete. Was meinst du? Was hätte ich dir dann erzählt? Hm?«
    »Wie bescheuert du doch bist, Vince’.«
    »Wie bescheuert du doch bist, dass du denkst, mir schreibt eine andere.«
    Genau in diesem Augenblick tauchte der Engel auf. Stand mit verschränkten Armen zwischen den Vorhängen und dem Fernseher und klopfte mit dem rechten Fuß aufs Parkett.
    ›Gott im Himmel, du bist echt widerlich‹, sagte er.
    ›Schickes Hotel, was?‹, antwortete ich auf telepathischem Weg.
    »Na ja, ehrlich gesagt, kam es mir eben noch so vor, als hättest du ganz schönes Muffensausen«, bekannte Alessandra Persiano.
    »Nur weil ich wollte, dass wir beieinander auf dem Bett liegen bleiben? Ihr seid vielleicht misstrauisch, ihr Frauen!«
    (Der Engel legte eine Hand an seine Stirn und schüttelte angewidert den Kopf.)
    »Oh. Allerdings!« Alessandra Persiano wurde urplötzlich ernst.
    »Allerdings was?«
    »Nichts, nur … ich dachte an diesen Filippo. Der muss ja wohl ein ziemlicher Hengst sein, wenn er sich dermaßen bitten lässt.«
    »Was?«
    Sie gab keine Antwort. Lächelte, als würde sie einer witzigen Intuition nachgehen.
    »Hey, Persiano«, sagte ich und bemühte mich, entsetzt zu klingen, »ich erkenne dich ja gar nicht mehr wieder.«
    »Weißt du, was wir machen? Jetzt rufen wir die Frau an, beziehungsweise ich, das macht sich besser, und dann frage ich ganz einfach nach der Telefonnummer von diesem Filippo. Und wenn sie dann wissen will, warum, sage ich einfach: Weißt du, du hast nämlich versehentlich an meinen Freund geschrieben. Und im Gegensatz zu Filippo ist der nicht gerade … also in dieser Hinsicht … du verstehst schon, ja? Hi, hi, hi.«
    Ich war wie vom Donner gerührt.
    »Was gibt’s da zu verstehen?«, herrschte ich Ale an. »Ach, leck mich doch!«
    »Jetzt komm schon«, sagte sie und versuchte mir das Handy zu entwinden (das ich in dem Moment nicht mal unter Drohungen rausgerückt hätte). »Was glaubst du, wie witzig das wird?«
    ›Boah, zum Totlachen‹, dachte ich. Laut sagte ich (so entschieden wie möglich): »Vergiss diese geniale Idee, hörst du?«
    »Aber weshalb denn bitte?«
    »Weil … erstens ist das ein fieser Scherz; zweitens zeugt er von schlechtem Geschmack; und drittens verstehe ich nicht, warum du ausgerechnet von meinem Handy aus anrufen musst.«
    An der Pause, die darauf folgte, merkte ich, dass ich voll in der Kacke gelandet war.
    »Du hast recht. Ich ruf von meinem aus an. Komm, gib mir die Nummer!«, sagte Ale leichthin. Und stand auf, um nach ihrer Tasche zu greifen.
    Jesus, was für eine Pest.
    In dem Moment hatte ich garantiert 39 Grad Fieber. Tendenz steigend.
    »Hör mal, vergiss es, ja?«, versuchte ich es noch einmal.
    »Warum musst du mir eigentlich immer den Spaß verderben, entschuldige mal?«
    »Warum, fragst du?«
    »Ja – warum wohl?«
    Ich hatte nicht die geringste Idee, was zum Teufel ich ihr sagen sollte, aber plötzlich sah ich im tiefsten Dunkel ein Licht (warum, kriegte ich später mit: der Engel war angewidert von meiner Performance aus dem Zimmer gegangen).
    »Weil … Weil … weil«, stotterte ich herum. »Wer hat dir gesagt, dass das unbedingt eine Frau sein muss, entschuldige bitte?«
    Sie wechselte jäh ihren Ausdruck.
    »Oh. Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen«, murmelte sie. Und verfiel in Trance.
    Da wusste ich, dass ich sie völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Allein schon die Aussicht, am anderen Ende der Leitung eine Männerstimme zu hören, in eine Intimsphäre einzudringen, die ihr nicht vertraut war, brachte sie von dem geplanten Scherz wieder ab.
    Wie viele andere Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts hat Alessandra Persiano die

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