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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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Tendenz, Schwulen gegenüber absolut rücksichtsvoll zu sein. Die Idee, sie könnte vielleicht taktlos wirken, blockiert sie in so einem Moment total.
    Deshalb war das Problem für mich vom Tisch.
    Später wollte ich meine Schwiegermutter besuchen gehen (da Alagia mich mit der häuslichen Betreuung nun mal drangekriegt hatte, konnte ich genauso gut auch gleich damit anfangen).
    Wir waren in der Küche, sie und Miorita (die Pflegerin), als noch eine weitere SMS kam.
    ›Scheiße, wenn du nicht sofort draufschaust und antwortest, machst du dich komplett verdächtig‹, schoss es mir durch den Kopf (tatsächlich warfen Assunta und Miorita sich verstohlene Blicke zu), woraufhin ich einen kleinen Stoßseufzer losließ und das Telefon rauszog (auch wenn ich nach all den Handyproblemen, die ich im Lauf des Tages schon am Hals hatte, liebend gern darauf verzichtet hätte).
    Ich las die Nachricht.
    Vielleicht hat mich ein leichtes Zusammenzucken verraten, aber der Text war einfach zu dämlich, um nicht wenigstens eine kleine mimische Reaktion auszulösen.
    Anstatt das Handy in die Tasche zurückzustecken, legte ich es mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch.
    Dabei beließ ich es fürs Erste und wartete auf eine Eingebung, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte.
    »Dein Problem ist«, sagte Ass, die mich damit überrumpelte (etwas, das ich noch nie leiden konnte, weil es, egal wie man’s dreht und wendet, illoyal ist, wenn man Leute überrumpelt), »dass du immer noch ein Sexualleben pflegst.«
    »Wie bitte?«, fragte ich mit der Entgeisterung des Ertappten.
    »Mach doch eine Routine draus«, argumentierte sie und unterstellte mir ganz selbstverständlich, dass ich wüsste, wovon sie sprach. »Du wirst sehen, dass dann alles einfacher wird.«
    »Es ist mir ein Rätsel, wo du diesen schönen Rat herholst«, entgegnete ich. »Und abgesehen davon sind Leben und Sex nun mal zwei grundverschiedene Dinge.«
    Sie lächelte. »Du musst gleich mal zur Toilette, stimmt’s?«
    »Was?«, antwortete ich aufrichtig verblüfft.
    »Musst du etwa nicht?«
    »Na ja … eigentlich schon, aber woher weißt du das?«
    »Weil du dringend mal musst …, nämlich der, die dir gerade geschrieben hat, antworten.«
    Ich wurde rot.
    »Wer bist du eigentlich, meine Verlobte?«
    »Gott bewahre. Ich kann es nur nicht haben, wenn Leute sich vor mir lächerlich machen.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Dann lass mich mal lesen.«
    »Wie?«
    »Ich bin nicht deine Verlobte, richtig? Dann brauchst du mir auch keinen Quark zu erzählen.«
    »In Ordnung.«
    Ich griff nach dem Handy, öffnete die SMS und reichte es ihr wie ein Automat.
    Sie las den Text auf dem Display. Ohne eine Regung zu zeigen. Gab mir das Handy zurück.
    Ich las mir die SMS überflüssigerweise auch nochmal durch (als ob ich sie nicht längst im Kopf gehabt hätte).
    Na? Du sagst gar nichts zu der SMS
    die ich dir absichtlich falsch geschickt habe?
    Wir schwiegen beide. Schätzungsweise zwei Minuten. (Zwei Minuten, ohne was zu sagen, sind verdammt lang, wenn du mit jemandem im selben Zimmer bist.)
    Miorita war zum Glück schon nach nebenan gegangen.
    »Seit wann läuft diese Geschichte schon?«
    »Es gibt keine Geschichte.«
    »Vermutlich sagst du mir jetzt, dass es nur einmal vorgekommen ist.«
    »Genau.«
    Keine Reaktion.
    »Okay, dreimal.«
    Keine Reaktion.
    »Fünf oder sechsmal, aber mehr nicht. Ehrlich.«
    »War das wirklich nötig?«
    »Nötig sind solche Sachen nie. Man macht sie einfach.«
    Sie schaute mich an, als läge ihr auf der Zunge, ›soso‹ zu sagen.
    »Jetzt bist du bestimmt ganz stolz auf dich, wo du entdeckst, wie überraschend schlau du bist.«
    Um ein Haar wäre ich schon wieder rot geworden. (Diese Frau bringt einen in Verlegenheit, ich kann euch sagen …)
    »Na ja. Vielleicht ein bisschen.«
    Pause.
    »Du bist ein ganz schönes Arsch.«
    »Wäre ja wohl noch schöner, wenn ich keins wäre!«
    »Aber ein medaillenträchtiges, das sag ich dir.«
    »Warum bist du dir da so sicher?«
    »Solche Nachrichten können nur ein ausgemachtes Arsch zum Empfänger haben.«
    Weise Worte.
    Ich wollte ihr gerade sagen, wie recht sie doch hatte, als mein schweifender Blick (ich schaffte es nicht, ihr in die Augen zu schauen) auf eine mir nicht unbekannte Flasche fiel.
    »Das ist die, die ich dir geschenkt habe, oder?«
    »Hm-hm.«
    »Aber so ganz voll ist die nicht mehr.«
    »Na und?«
    »Also, dann reden wir mal Klartext. Ich soll ein ausgemachtes Arsch sein und du eine

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