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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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des Regisseurs in die Überwachungskamera.
    »Der … der ist«, stottert sie, »mal eben für die Außenaufnahmen nach draußen und …«
    »… und Sie wissen nicht mal, wo Ihr Kameramann steckt. Gut gut, wir haben schon verstanden.«
    »In Ordnung, Herr Ingenieur«, geht die Journalistin schmollend und in einer Anwandlung von Würde zum Gegenangriff über, »Sie haben mich in Schwierigkeiten gebracht. Erlauben Sie mir jetzt eine Frage?«
    »Ich bin nicht hier, um Interviews zu geben.«
    »Aber Sie wollten doch selber das Fernsehen dabeihaben, wenn ich nicht irre«, gibt sie pikiert zurück. »Dann lassen Sie uns jetzt bitte schön auch unsere Arbeit machen!«
    Das hätte sie vielleicht besser nicht sagen sollen, denn Ingenieur Romolo Sesti Orfeo gerät schon wieder auf die Palme.
    » Eure Arbeit? Und was für eine Arbeit habt ihr für meinen Sohn gemacht, ihr Schmierenkomödianten? Hat Ihre Nachrichtensendung ihm einen Korrespondentenbericht, eine Extranotiz oder einen Kommentar gewidmet? Habt ihr mich vielleicht um eine Stellungnahme dazu gebeten? Ihr hättet aus dem Blutbad an zwei unschuldigen jungen Männern einen Fall machen müssen – das wäre eure Scheißaufgabe gewesen: Stattdessen habt ihr aus der Tragödie eine Kurzmeldung im Nachrichtenüberblick gemacht.«
    Er legt los wie ein D-Zug, nicht zu stoppen.
    »Nun gut, ich habe eine Neuigkeit für Sie: An dieser Stelle übernehme ich. Und ich schwöre Ihnen – ich mache sie besser. Ach, was sage ich: Ich habe meine Sache schon längst besser gemacht; ihr Journalisten kriegt ja nichts gebacken! Das bisschen Abfilmen und Live-Übertragen traue ich euch gerade noch zu. Und wisst ihr was? Eigentlich habt ihr so einen Service gar nicht verdient! Wie auch immer: Sie können machen, was Sie wollen – bleiben oder gehen –, ich werde keine Fragen beantworten. Ende der Ansage!«
    Die Journalistin will etwas sagen, als sich zu ihrer Verteidigung plötzlich, so ungefragt wie unangebracht, Mary Stracqua einmischt.
    »Lassen Sie sie doch eimpfach in Ruhe!«, ruft sie in einem überwältigenden Anfall weiblicher Solidarität aus.
    »Ist die immer noch da?«, wendet sich Ingenieur Romolo Sesti Orfeo an mich .
    Allgemeines Gelächter.
    Angesichts dieser weiteren Wende der Tragödie zur Farce verspüre ich wieder den (mittlerweile schier unbezwingbaren) Impuls zum Weggehen.
    »Einverstanden«, sage ich zu Ingenieur Romolo Sesti Orfeo, »ich bleibe.«
    Er starrt mich an, als wolle er sagen: ›Habe ich dich etwa darum gebeten?‹
    Ich lasse das jedoch auf sich beruhen (auch weil er irgendwie recht hat). Und setze nach gebührender Pause nochmal an.
    »Was meinen Sie«, frage ich ihn, »sollen wir hier nicht für ein Minimum an Benehmen sorgen, Herr Ingenieur? Meiner Meinung nach gibt’s hier nichts zu lachen.«
    »Sie haben völlig recht, Herr Anwalt. Machen wir endlich Schluss, das ist bestimmt besser.«
    Und er richtet die Pistole auf Matrix.
    Der beißt mit herausfordernder Miene die Zähne zusammen. (Ob er so reagiert, weil er keine Angst vorm Sterben hat oder weil ihm sein krimineller Instinkt sagt, dass Ingenieur Romolo Sesti Orfeo noch nicht vorhat, ihn zu erschießen, sei dahingestellt.)
    Ich für meinen Teil habe keinen kriminellen Instinkt (glaube ich zumindest), würde aber in diesem Moment auf das Letztere tippen.
    Mulder sieht das offenbar anders, denn vom Monitor aus richtet er sich sogar mit erhobenen Händen, als wäre er derjenige unter Beschuss, an Ingenieur Romolo Sesti Orfeo.
    »Warten Sie, Herr Ingenieur!«
    »Was wollen Sie, Capitano?«, fragt Romolo Sesti Orfeo, ohne jedoch die Pistole sinken zu lassen.
    »Tun Sie’s nicht«, säuselt Mulder, als ob er den Entführer um einen ganz persönlichen Gefallen bitten würde.
    Ingenieur Romolo Sesti Orfeo hält tatsächlich kurz inne.
    »Und warum sollte ich das nicht tun?«
    »Weil es unnötig ist! Sehen Sie nicht, dass Sie Ihr Ziel längst erreicht haben?«
    »Meinen Sie? Welchen Tag haben wir heute?«, entgegnet der Ingenieur.
    Mulder ist sprachlos.
    Deshalb antworte ich für ihn:
    »Mittwoch.«
    »Richtig, Herr Anwalt. Und wissen Sie, was seit über einem Jahr jeden zweiten Mittwoch passiert?« (Eine ebenso rhetorische wie inquisitorische Frage, ganz klar, zumal er dabei voller Verachtung auf Matrix schaut.) Die Antwort gibt er direkt im Anschluss:
    »Jeden zweiten Mittwoch kommt dieser ekelhafte Bastard hier in diesen Supermarkt und kauft Joghurt.«
    Mulder sagt nach wie vor keinen Ton.
    Worauf

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