Meine Seele weiß von dir
Gedanken daran aber erfolgreich.
Werner steht schweigend und in sich gekehrt am Grill. Hin und wieder huschen seine Blicke zu Isi, und ruhen auf ihr. Erst als er bei uns am Tisch sitzt, unterhalten sich die Männer. Sie fachsimpeln begeistert über die anstehende Fußballeuropameisterschaft.
Während des Essens tauschen Monika und Isi sich lebhaft über Schwangerschaften aus: wie es damals bei Isi war und wie es jetzt bei Monika ist.
Ich beteilige mich kaum an den Unterhaltungen. Erstens bin ich nicht in anderen Umständen oder interessiere mich für Fußball, und zweitens fühle ich mich - bar jeglicher Erinnerung - stark eingeschränkt. Ich weiß schlichtweg nicht, was ich sagen soll, weil ich nicht weiß, was Sina-Mareen von sich gegeben hätte.
Als Monika gesteht, dass sie ungewollt schwanger wurde und sich trotzdem für das Kind entschieden hat, sprechen sie und Isi über Schwangerschaftsabbrüche.
„Ich finde A btreiben abscheulich“, erklärt Monika im Brustton der Überzeugung. „Als ich in der zehnten Woche war, habe ich mein Baby auf dem Ultraschall zum ersten Mal gesehen.“ Wieder ruht eine Hand auf ihrem Bauch, eine schützende Geste. „Es war gerade mal fünf Zentimeter groß, aber schon vollständig ausgebildet. Allein die Vorstellung, dass ich noch zwei Wochen hätte abbrechen können, hat mir das Herz zerrissen!“
„Das sehe ich nicht so“, wirft Isi beinahe entschuldigend ein. „Sicher haben die Gegner von Abtreibung recht, dass Schwangerschaftsabbrüche kein modernes Verhütungsmittel sind. Keine Sache, die man mal eben schnell durchführen lässt, weil man sich während einer heißen Nacht keine Gedanken über Verhütung gemacht hat; aber ich habe auch Verständnis für Frauen, die es als Möglichkeit zur Lösung ihrer Probleme nutzen. Ich bin nicht sicher , ob ich es nicht auch tun würde, wenn ich keinen anderen Ausweg sähe.“
„Natürlich ist das Kleine schon ein Individuum“, stimme ich Monika freundlich zu, nachdem sie mir einen seltsamen Blick zugeworfen hat. „I ch könnte ganz bestimmt nicht abtreiben – trotzdem habe ich Verständnis für Frauen, die es tun. Ich würde sie nie verurteilen. Schließlich stecke ich nicht in deren Haut! Selbstverständlich ist eine Abtreibung traurig, und es gibt sicher Menschen, die zu leichtfertig damit umgehen. Aber bestimmt nicht der Großteil! Und wenn man bei Abtreibung von Mord spricht, sollte man auch mal darüber nachdenken, dass man eventuell viele Frauen, die abgetrieben haben, unnötig verletzt. Wer kann schon sagen, wie viele von ihnen seelisch darunter leiden?“
Monika entgegnet starrsinnig, dass etliche sich dagegen entscheiden würden, wenn sie die Bewegungen ihres Ungeborenen spüren könnten.
„Ich komme jetzt in den siebten Monat und es ist einfach unbeschreiblich, wenn ich merke, wie sich das Kind in meinem Bauch bewegt. Seit meine Schwester Michaela es zum ersten Mal fühlte, versucht sie meinen Schwager zu überzeugen, dass es Zeit für Nachwuchs ist. Leider weiß Claude noch nicht einmal genau, ob er überhaupt Kinder haben möchte. Darüber ist Michaela nicht gerade begeistert. “
Monikas Wangen sind gerötet und ihre Augen glänzen. Sie gehört eindeutig zu den Frauen, die durch eine Schwangerschaft noch schöner werden. Immer wieder, ich glaube nicht, dass es ihr bewusst ist, legt sie ihre Hände auf die Wölbung ihres Bauches; dann scheint ihr Blick sich nach innen zu richten und ihr Lächeln vertieft sich noch.
So muss eine Fruchtbarkeitsgöttin aussehen, denke ich. In diesen Momenten beneide ich Monika brennend und kann die Enttäuschung ihrer Schwester Michaela nachfühlen.
Warum haben Leander und ich eigentlich noch keine Kinder?
Ich taste nach seiner Hand, finde sie unter dem Tisch auf seinem Knie und umschließe sie.
Er zieht sie zwar nicht weg, erwidert aber auch nicht den Druck meiner Finger. Schwer und leblos liegt sie in meiner.
„Fünfzehn Stunden habe ich damals bei unserer Britta in den Wehen gelegen“, erzählt Isi gerade. „Und Werner drehte beinahe du ...“
„Seht euch das an!“, unterbricht Monikas freudiger Ausruf Isolde. „Langsam wird meine Tochter ungeduldig.“ Und dann sehe ich es: In ihrer Bauchdecke bilden sich kleine Ausbuchtungen, verschwinden, kehren wieder. Beulchen, die umherwandern, so deutlich, dass man es durch das Kleid hindurch sehen kann.
Rick verhält sich still, er ist wohl eher der zurückhaltende Typ. Isi und Werner lachen auf und schauen sich danach
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