Meine Seele weiß von dir
Hörbuch-Krimi mitzuwirken.
„Wir stecken in der Schlussphase. Es sind nur noch Kleinigkeiten nachzusprechen. Spätestens Ende der Woche werde ich zurück sein. Schaffst du es, die paar Tage ohne mich zu bleiben?“
„Klar. Warum nicht?“
In Wahrheit überkommt mich ein mulmiges Gefühl. Außerdem bin ich enttäuscht, weil er mir vorher nichts von seinen Reiseplänen erzählt hat, und das sage ich ihm auch.
„Ich weiß es selbst erst seit Kurzem. Gestern wollte ich in Ruhe mit dir darüber reden, aber es hat sich irgendwie nicht ergeben und am Abend dann ...“
Er lässt den Satz unvollendet und sagt stattdessen: „Morgen kommt Frau Hischer zurück. Du wirst nicht allein sein .“
Ah ja. Die Haushaltshilfe.
„Denk bitte an deinen Termin bei Doktor Yvonne“, erinnert er mich.
„Am Donnerstag, ja, in Ordnung. - Leander?“
„Hm?“
„Warum haben wir eigentlich keine Kinder?“
Ich höre das Zischen seines Atems, als hätte er sich am Kaffee verbrannt. Er antwortet nicht sofort. Erst nachdem ich die Frage eindringlich wiederhole, bringt er hervor: „Du willst keine.“
Ich bin ehrlich überrascht! „Warum nicht?“
Er schweigt wieder einen Augenblick und ich sehe, dass sich seine Kiefermuskeln verhärten. „Du bist der Ansicht, dass ich nicht genug Zeit finde, um mich angemessen um ein Kind zu kümmern. Aus diesem Grund hast du diese Entscheidung für uns getroffen.“
„Und du?“, will ich zaghaft wissen.
„Ich?“ Seine grünen Augen verklären sich. „Ich hätte es schön gefunden.“
Er nimmt einen langen Schluck aus seiner Tasse, die seine Hände fest umschlossen halten. Meine Blicke werden unwiderstehlich von diesen Händen angezogen. Ich muss an gestern denken, an Monikas runden Bauch, an Leander, der behutsam seine Hand darauf legte. Wie er dabei ausgesehen hat.
Augenblicklich wünsche ich mir heftig, ich wäre schwanger und es wäre mein Bauch, auf dem seine Hände ruhen, um die Bewegungen unseres Kindes zu spüren. Ich male mir aus, wie wir uns dabei ansehen und bin aufgewühlt und randvoll mit Liebe.
„Man kann seine Ansichten ändern, oder nicht, Leander?“
Nichts.
„Möglicherweise hätte ich das getan, wenn es passiert und ich schwanger geworden wäre“, wende ich nachdenklich ein. „Hm. Vielleicht war ich mir nur noch nicht ganz sicher“, überlege ich laut.
„Doch, das warst du.“
„Woher willst du das so genau wissen?“
Jetzt klingt seine Stimme verhalten, als hätte er einen harten Brocken im Hals stecken, an dem er schluckt: „Weil du eine Abtreibung hast vornehmen lassen, ohne mit mir darüber zu reden.“
Hätte Leander mir ins Gesicht geschlagen, es hätte mich nicht mehr schmerzen können. Diese Mitteilung macht mich stumm vor Betroffenheit. Mein Körper fühlt sich wie betäubt an , als hätte man mir ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt. Eine lähmende Taubheit breitet sich bis in jedes Glied und jeden Nerv meines Körpers aus.
„Sina -Mareen ?“
Ich schüttele den Kopf, wieder und wieder. „Das ... das glaube ich nicht. “
„ Es ist die Wahrheit.“
„ Nie und nimmer! “
„ Doch. Als du den Abbruch hast durchführen lass en, war ich in Berlin. Ich erinnere mich haargenau an deinen Anruf, als du es mir gesagt hast. Deine Worte habe ich noch heute in den Ohren! Ich wünschte, alles wäre ganz anders, d as kannst du mir glauben. Aber so ist nun einmal nicht . Leider. “
Seine klaren, offenen Züge lassen keinen Zweifel daran, dass es stimmt, was er sagt. Und auch nicht der Schatten des Kummers in seinem Gesicht.
„Das kann doch nicht sein“, flüstere ich dennoch .
„ Du findest den Verbindungsnachweis auf unserer Telefonrechnung. Herrgott noch mal , tut mit leid ! Das war falsch von mir, es dir zu sagen ! Ich hätte das unterlassen sollen, wie gesagt, tut ...“
„Warum hast du es dann getan?“, unterbreche ich ihn bitter.
„ Es war keine Absicht! E s ist einfach passiert.“
Draußen hupt ein Auto. Ein langgezogener, aufdringlicher Ton.
„ Hör zu, i ch werde abgeholt.“
Ich spüre, dass er gehen will. Fliehen. Weg von hier. Weg von mir .
Er sagt in beherrschtem Ton: „Wir müssen reden, wenn ich zurück bin. Unbedingt! Es gibt da einige Dinge, die du wissen solltest. Verstehst du, ich kann nicht länger warten, bis du dich endlich von allein daran erinnerst. Egal, was Doktor Yvonne meint , egal, was alle meinen !“
Die zwei kurzen Huptöne, die diesmal heraufschallen, mahnen ihn zur Eile.
Leander
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