Meine Seele weiß von dir
werde weich, ganz weich, als hätte mein Körper weder Knochen noch Muskeln.
Ich lehne mich zurück, lege den Kopf auf den Wannenrand und Leander schäumt mit streichelnden Bewegungen meine Beine ein. Ich kann nicht sagen, ob es ihm bewusst ist, aber ich spüre es deutlich: Seine Berührungen haben sich allmählich verändert, sind zärtlicher, schmeichelnder und zugleich fester geworden.
Seine Hände gleiten ebenso über meine Unterschenkel wie seine sehnsüchtigen Blicke. Schließlich sitzt er am anderen Ende der Badewanne auf dem Rand, wäscht meine Füße und singt sehr, sehr leise I don't wanna miss a thing.
Er hebt leicht mein Bein an. Wasser kriecht silbrig über meine Haut. Mir stockt der Atem. Ihm auch. Unsere Blicke begegnen sich in der dunstigen Luft. Verfangen sich. Träge führt er meinen Fuß an seine Lippen.
Und küsst ihn.
Kapitel 22
Ein, zwei Atemzüge lang passiert nichts. Die Luft um uns herum erscheint mir dicht und süß wie Zuckerwatte . Sie dämpft alle Geräusche.
Leander rutscht näher. Er lässt mich dabei nicht aus den Augen.
Ich lasse ihn auch nicht aus den Augen. Wie von unsichtbaren Seidenschnüren geführt, setze ich mich auf und schaue zu, wie meine Hände nach ihm greifen und ihn zu mir in die Wanne ziehen.
Das Wasser schwappt über, aber das ist mir egal. Mir ist alles egal, als ich halb unter ihm liege, das Hemd aus seiner Hose zerre und es aufknöpfe; was schwieriger wird, je mehr es sich mit Wasser vollsaugt. Am Ende gelingt es mir.
„Schließ die Augen“, murmelt Leander. Ich tue es und er küsst meine Lider. Seine Finger liebkosen meinen Nacken und seine Lippen streifen meine, bevor er mit seiner Zunge meinen Hals entlangfährt. Ein sanfter Biss lässt mich erbeben.
Ich streichele seine nackte Brust, die sich unter seinen drängenden Atemzügen unregelmäßig hebt und senkt. Seine Haut ist gebräunt und glatt . Sie ist erhitzt und nass wie der geheime Ort zwischen meinen Beinen.
Plötzlich stöhnt Leander. „Verdammt!“ Er springt auf und überschwemmt das Bad ein zweites Mal. Wütend und klitschnass versucht er sein Hemd zurück in die Hose zu stopfen, die an ihm klebt wie eine zweite Haut und in der sich seine Erregung deutlich sichtbar abzeichnet. „Ich muss raus hier. Sofort! Sonst falle ich womöglich über dich her.“
„Bitte“, stammele ich, „bitte. Falle über mich her.“
Er sieht mich an, als wäre ich von Sinnen. Und das bin ich. Das bin ich!
Wortlos reißt er ein Badetuch von der Stange und trocknet damit notdürftig seine Kleidung ab.
„Und dann?“, fragt er. „Was dann, Sina?“
„Wir könnten es noch einmal miteinander probieren!“ Ich klettere aus der Wanne und stelle mich dicht vor ihn hin. Das Wasser auf meinem Körper rinnt an mir herab und bildet kleine Teiche um meine Füße.
Einmal mehr fehlen mir die passenden Worte, um ihm zu sagen, was ich sagen will. Ich weiß nur, dass er nicht gehen soll. Ohne ihn zu berühren, schaue ich zu ihm auf.
Er nimmt meinen Bademantel vom Haken neben der Tür und legt ihn mir um. Wohl eher, damit er mich nicht länger nackt sehen muss als aus Fürsorge.
Ich ziehe den Mantel an und schließe ihn. „Leander“, beschwöre ich ihn, „hör mir zu. Bitte! Alles, was ich bisher über mich herausgefunden habe, deutet darauf hin, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. Ich kann mir noch nicht erklären, wie es dazu gekommen ist, aber es fühlt sich nicht gut an, dass ich gehandelt habe, wie ich es offenbar getan habe. Ich muss zugeben, dass es dumme und unverzeihliche Fehler waren. Trotzdem bitte ich dich, genau das zu tun: Verzeih mir.“ Hilfloses Schweigen füllt die nächsten Augenblicke, dann flehe ich noch einmal: „Bitte!“
Unter seinen dunklen, zusammengezogenen Augenbrauen funkelt er mich aufgebracht an. Wasser tropft aus seinen Haaren und läuft seine Wangen hinunter. Er antwortet nicht, aber als ich beschwichtigend meine Hand auf seinen Arm lege, weicht er auch nicht zurück. Das flößt mir neues Selbstvertrauen ein.
„Gib mir eine Chance.“
„Nein!“, stößt er hervor und schüttelt wie zur Bekräftigung den Kopf. „Das kommt überhaupt nicht infrage!“
„Warum nicht?“
„Weil es vorbei ist, deswegen.“
„Aber das da eben, in der Wanne, oder neulich unter der Linde, das war echt! Das war Pulsrasen, Nähe, das war Liebe. Ganz egal, was du mir einzureden versuchst! Also, warum willst du mir nicht die Möglichkeit geben, unser Leben wieder in
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