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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Mein Heim. Und ein Ton tiefer, glücklicher Befriedigung schwang in seiner Stimme mit.
    Kroeber beruhigte sich. Ishi würde sich schon zurechtfinden. Es waren noch einige Fragen zu klären, vor allem Ishis Unterhalt betreffend, aber dafür hatte er, Kroeber, die Lösung zu finden und nicht »der wilde Mann aus Oroville«.
    Kroeber kurvte noch einige Zeit im weiten Gelände des Golden Gate Parks herum, weil es ihm Spaß machte, wenn Ishi erkennen ließ, daß er einen besonderen Baum, eine charakteristische Buschgruppe wiedererkannte. Ishi mußte sich instinktiv und so gut wie unbewußt alles einprägen, an dem er vorüberkam. Wie hätte er sonst weite Strecken in unmarkierter Wildnis zurücklegen können?
    Und dann riß es Ishi wieder einmal vom Sitz.
    Kroeber hatte die Schar Wachteln auf der abgelegenen Straße zunächst gar nicht gesehen. Er bemerkte sie erst, als der Wagen nur wenige Meter von den unscheinbaren, erdfarbenen Vögeln entfernt war. Da schreckten die Vögel auf und schwirrten davon.
    Ishi kannte diese Vögel aus seinem Yahiland. Er hatte sie oft gejagt, seine Mutter hatte ihn immer sehr gelobt, wenn er ein oder gar zwei davon nach Hause gebracht hatte. Ihr zartes Fleisch war eine willkommene Abwechslung zum zähen und harten Dörrfleisch der Rehe oder Hirsche.
    »Chikakatee!« rief Ishi. »Chikakatee«, rief er, und er sah den Davonschwirrenden nach, bis sie hinter einer Bodenwelle verschwanden.

    Die nächsten Tage verliefen weniger ruhig für Ishi. Da waren als erstes die Vorbereitungen im Museum für einen großen Empfang zur offiziellen Eröffnung des Hauses. Kisten wurden ausgepackt, Regale und Vitrinen angeliefert. Die heillose Unordnung einer Übersiedlung mit vielen Einzelstücken, darunter kleine und kleinste, zerrte an den Nerven aller Mitarbeiter. Kroeber mußte immer wieder unverständigen Transportarbeitern und Hilfskräften klarmachen, daß es ein Unding sei, ägyptische Mumien zu Rüstungen des Mittelalters zu legen, und daß Fundstücke aus dem alten Rom nicht zu den Gebeinen aus der Steinzeit gehörten. Es war alles genau geplant gewesen und gut durchorganisiert, man hatte die Kisten numeriert und vermerkt, in welche Zimmer oder Säle sie kommen sollten. Man hatte nur mit einem nicht gerechnet, daß die Arbeiter die schweren Kisten unten auspackten und nur die leichten nach oben trugen.
    Dazu kamen noch Störungen von außen. Ishis Ankunft in San Francisco war nicht verborgen geblieben, die Zeitungen hatten darüber als Neuigkeit berichtet. Jetzt war es an der Zeit, über Ishi ausführlicher zu schreiben. Reportagen zu machen mit möglichst vielen Fotos. Aber nicht nur Journalisten und Fotografen gaben einander die Türklinke in die Hand. Das Museum empfing noch ganz anderen Besuch.
    Die Impresarios zweier großer Varietebühnen in San Francisco tauchten nacheinander auf, zuerst und in einem pompösen Wagen der vom »Pantages«. Er müsse unbedingt Professor Kroeber sprechen, der gerade genug anderes im Kopf hatte.
    Der Chefpräparator Warburton rannte im Haus umher, bis er Professor Kroeber, halb in einer Kiste steckend, gerade eine keltische Kostbarkeit bergend, fand.
    »Da ist ein aufdringlicher Mann, Sir, der Sie unbedingt sprechen will. Ich hab’ versucht, ihn abzuwimmeln, aber er ist bereit, sagt er, eine größere Summe fürs Museum zu spenden. Wenn es sein muß, sagt er. Den Namen hab’ ich vergessen, aber er kommt vom >Pantages<.«
    Kroeber konnte sich nicht vorstellen, warum ausgerechnet ein Mann der Unterhaltungsbranche Kontakt mit ihm suchte, rannte aber hinunter in sein Büro.
    »Oh, es ist nett, daß Sie kommen, Sir«, rief der Mann theatralisch, hob mit der einen Hand seinen Stock mit Silberknauf und mit der anderen den Zylinder. »Was ich Ihnen zu bieten habe, ist fabelhaft. Ich weiß, daß ein Museum wie dieses knapp bei Kasse ist und immer mal Geld braucht. Expeditionen, Forschungen, Ankäufe und keine staatliche Unterstützung. Geld gibt’s nur über ein Kuratorium. Ich weiß das, Sir...«
    »Wir sind gerade beim Einrichten«, unterbrach ihn Kroeber, »wenn Sie sich etwas kürzer fassen könnten...«
    Der Angeredete tat es. »Hier haben Sie das Programm meines Hauses. Wenn Sie etwas davon verstehen, werden Sie sehen, daß es ein erstklassiges Programm ist, das sich mit denen an der Ostküste oder in Europa ohne weiteres messen kann. Und nun könnte ich zwischen Programmpunkt dreizehn und vierzehn eine neue Nummer einbauen. Titel der Nummer nur >Die große

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