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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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wurde, auch zu einer Schwester, schwieg mit dem anderen, wenn der schwieg, und unterhielt sich mit seinem Gegenüber, so gut er konnte, wenn er angesprochen wurde. Und wenn man es wünschte, sang er die Lieder seines Stammes. Die Zuhörer wußten nie, klangen sie so traurig, weil ihr Inhalt traurig war, oder deshalb, weil Ishi sie sang, der sehr gut wußte, daß nach ihm keiner mehr die Lieder singen würde.
    Abends waren sie dann wieder unter einem Dach vereint, Ishi und Juan, die ohne den weißen Mann sonst nie zusammengekommen wären.
    Ishi erzählte Juan, daß ihn ein Museumsbesucher gefragt habe, ob er auch Körbe flechten könne. Eine taktlose Frage, die nur ein Weißer einem Mann der Yahi stellen könne.
    Juan begriff, was Ishi gesagt hatte. »Und was hast du geantwortet?« fragte er.
    »Vergessen, alles vergessen.« Ishi strahlte.
    Juan wollte wissen, warum er dem Weißen nicht gesagt habe, daß man eine solche Frage einem Mann nicht stelle.
    Ishi ließ sich mehrmals fragen, dann meinte er, daß er nicht so unhöflich sein wollte wie der weiße Mann.
    Als Ishi einen Apfel in zwei Hälften teilte, um Juan die eine Hälfte zu geben, schüttelte Juan den Kopf. »Du mußt ihn in vier Teile teilen.« Ishi verstand nicht recht, da machte es Juan. Er teilte die Hälfte noch einmal in die Hälfte und gab nun Ishi zwei Viertel und nahm sich die beiden anderen Viertel des Apfels.
    Ishi begriff das nicht, und obwohl er nie mit Brüchen gerechnet hatte, war ihm klar, daß jeder nach wie vor einen halben Apfel hatte.
    Vier war jedoch die heilige Zahl für Juan Dolores. Sein Großvater hatte ihn gelehrt, alles, was zu teilen war, durch vier zu teilen. Nur dann war es gut.
    Vier war die Zahl der Ausgeglichenheit und der Schönheit.
    Vier war oben und unten und links und rechts.
    Aus vier Richtungen kamen die Winde.
    In vier Richtungen konnte man gehen.
    Vier war vorne und hinten und links und rechts.
    Vier Ecken hatten die armseligen Häuser der Papago-Indianer...

    Der Bogen war aus Eschenholz, die Sehne vom Hirsch. Den Bogen hatte Ishi im Museum geschnitzt, an einem Sonntag, als die Leute ihm zusahen. Und die Sehne hatte sich in den Beständen Warburtons »Worbinnas« gefunden. Auch die Pfeile hatte Ishi im Museum geschnitzt und die Pfeilspitzen aus einem Obsidian herausgeschlagen.
    Zuerst hatte Ishi an der Sehne gezupft und das Ohr an sie gehalten, wie ein Orchestermusiker sein Instrument vor der Aufführung einer Sinfonie prüft. Dann hatte er an der Sehne gezogen, um die Kraft des Bogens zu prüfen.
    Es war ihm unmöglich gewesen, einen Bogen zu schnitzen wie im Yahiland, wo die Frauen, sofern sie gut erzogen waren, sich sofort entfernten, wenn der Mann daranging, einen Bogen zu schnitzen. Zu viele Frauen waren im Museum um ihn herumgestanden und hatten zugesehen. Und Ishi war zu höflich gewesen, sie auf ihr schlechtes Benehmen aufmerksam zu machen. Die Schwäche der Frauen übertrug sich nämlich auf alles Jagdgerät, das in ihrer Gegenwart von einem Mann hergestellt wurde.
    Oh, Ishi wußte eine Geschichte von einem Yahimann, der eine Frau hatte, die ihn so sehr liebte, daß sie ihn nicht einmal verlassen wollte, wenn er Bogen schnitzte und Speerspitzen aus dem Obsidian schlug. Sie hing um seinen Hals und küßte ihn und herzte ihn und achtete nicht auf das Gesetz, das einer Frau verbietet, in der Nähe des Mannes zu sein, wenn er solche Arbeit tat. Und weil der Mann wußte, daß es Gesetz war, in der Nacht vor der Hirschjagd enthaltsam zu sein, ging er nicht in sein Haus, sondern schlich sich ins Buschwerk, um dort allein zu schlafen. Da weckte ihn eine Berührung, und er meinte, es sei der Tau. Aber es war nicht der Tau, sondern sein Weib war ihm nachgeschlichen, und sie bat ihn so lange, doch ins Haus zu kommen, bis er hineinging und mit ihr sein Lager teilte.
    Und dann kam der nächste Tag. Der Tag der Jagd. Der Mann zog mit Pfeil und Bogen und dem Speer davon, und er merkte schon auf seinem Weg, daß er kraftlos war und seine Waffen nichts taugten. Für Kaninchen wird es schon reichen, tröstete er sich, obwohl er den Hirsch hatte jagen wollen. Und dann stand plötzlich der Bär vor ihm, und der Mann schoß den Pfeil ab, traf ihn aber nicht im Gaumen, wo der Grizzly verletzlich ist, sondern streifte nur sein Ohr. Und sein Speer zerbrach am starken Brustbein des Bären. Da jagte der Bär den Mann, und der Mann wurde, weil er schwach war, die Beute des Bären. So ging es dem Mann und seiner Frau. Suwa!
    Ishi stand

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