Meine Spur löscht der Fluß
verborgen trug. Und fast hätte er den >big chiep< nach dem Sinn dieses großen Werkes des weißen Mannes gefragt. Im letzten Augenblick aber verkniff er sich die Frage.
Er war ein guterzogener Yahi. Es war unhöflich, nach Dingen zu fragen, über die der andere schwieg.
Am Abend, schon im Bett sitzend, stieß er noch einmal seinen Atem in das kleine Ding. Der Ton ging durch Mark und Bein. Das war ein Wunder! Und das Feuer im Schächtelchen war ein Wunder. Und auch der Leim.
Aber nicht der lahme, fliegende Apparat.
Den Tag über waren viele Leute im Museum gewesen, obwohl es kein Sonntag war. Und wie immer galt es, nachher sauberzumachen. Es war bemerkenswert, wieviel die Leute im Museum liegen ließen, besonders die Schulklassen. Unter den Bänken deponierten sie gerne zu Kügelchen gerollte Wickelpapiere von Bonbons, auch die eine oder andere Zigarettenpackung fand sich da, ebenso Fahrkahrten vom Trolleybus oder von der Fähre, wenn die Leute über die Bucht herübergekommen waren.
Eines Nachmittags kam Ishi mit einem Eimer voll dieser Dinge von oben herunter in die große Halle, und er sah schon vom zweiten Stockwerk aus unten einen Mann stehen, der mit Poyser sprach.
Aus Gründen, die Ishi nicht wußte und nicht deuten konnte, begann sein Herz zu klopfen. Er verlangsamte lautlos seinen Schritt und blieb schließlich auf halbem Weg vom ersten Stock zur Halle stehen.
Der großgewachsene Mann stand nun allein mitten in der Halle und sah zu ihm hinauf.
Er sagte etwas in einer Sprache, die Ishi nicht verstand.
Es war die Sprache der Papago-Indianer.
Dann fragte er Ishi in einer Sprache, die er vom Gefängnis in Oroville her noch im Ohr hatte. Das war Spanisch. Zum Schluß fragte ihn der Mann auf englisch, ob er der berühmte Ishi sei.
Ishi nickte, ging zwei, drei Stufen tiefer und wandte keinen Blick von dem Mann. Erst als der Fremde sagte, er sei ein Freund des leider gerade abwesenden Professor
Kroeber, ging Ishi auf ihn zu und verneigte sich vor ihm. Und da war Ishi gewiß, daß er keinen saltu, sondern einen Yahi vor sich hatte.
Der Mann war ein gebildeter Papago-Indianer, der sich Juan Dolores nannte und aus Arizona kam. Juan beherrschte Spanisch und Englisch in Wort und Schrift und schrieb die Papagosprache für die Professoren Waterman und Kroeber auf, er reiste, wenn er sich mit Pferdehandel genug Geld verdient hatte, in die winzigen Papagodörfer, die allesamt in unwirtlichem und unfruchtbarem Land lagen, um die Lieder seiner Stammesbrüder und ihre Geschichten aufzuschreiben.
»Ich habe von dir in der Zeitung gelesen«, sagte Juan, »und ich habe Professor Kroeber geschrieben und gebeten, daß ich kommen darf.«
Als er merkte, daß Ishi ihn nur mühsam oder kaum verstand, sagte er nur noch einen Satz: »Ich bin gekommen und will deine Sprache hören.«
Da Juan ein Gästezimmer neben dem Zimmer Ishis bezogen hatte, saßen sie oft beisammen und unterhielten sich. Viel verstanden sie nicht vom anderen, aber das besserte sich fast stündlich.
Als dann Waterman zu ihnen stieß, entdeckte er doch einige Gemeinsamkeiten. Was für die Yana, die Bergindianer, die Talindianer, die Maidu waren, das waren für die Papago, die unwirtliches Land, halb Wüste, halb Steppe, in der Gila-Wüste bewohnten, die artverwandten Pima, Flußindianer, die am Gilafluß lebten und ein kilometerlanges Bewässerungssystem aufgebaut hatten, das sie gegen jeden Eindringling verteidigten. Was für die Yana die Eicheln, waren für die Papago die Bohnen, die einzige Frucht, die in ihrem trockenen Territorium halbwegs gedieh. Und da die Reicheren immer die Ärmeren verspotten, nannten die Pima die Papago »die Bohnenleute« und nützten ihre oft hungrigen armen Vettern bei der Arbeit auf ihren Feldern weidlich aus.
Bauten die Yana Rundhäuser halb in die Erde hinein, so bauten die Papago rechteckige Pfahlhäuser mit flachen Dächern, die manchmal eine ganze Seite offenließen und ein großes Vordach hatten, das Schatten spendete. Außer den Bohnen, die nur magere Ernten abwarfen, verzehrten die Papagos eßbare Kakteen, wilde Beeren und verschiedene der spärlich wachsenden Pflanzen. Ihre Jagd war unergiebig. Wie sich später herausstellte, war Ishi dem Juan Dolores im Bogenschießen hoch überlegen. Das wunderte Ishi nicht, wenn er die abgearbeiteten Hände von Juan betrachtete.
Immer wieder war Ishi auch drüben im Krankenhaus, besuchte die Patienten, lächelte, setzte sich zu einem Arzt oder, wenn er dazu aufgefordert
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