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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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vielleicht auch mit ihm weinen, vor allem aber werden Sie sich wohlfühlen.
    Im Februar 1995, drei Tage vor seinem Tod, las mein Vater Sir Arthur Conan Doyles The White Company. Die Krankheit hatte ihn körperlich bereits stark ausgezehrt, doch geistig war er so vital wie immer. »Was für ein fabelhafter Autor dieser Conan Doyle doch war«, sagte er. »Ich habe dieses Buch wer weiß wie oft gelesen, aber es bereitet mir auch dieses Mal wieder genau so viel Vergnügen. Daran erkennt man einen guten Schriftsteller.«
    Mein Vater hat seinen Erfolg nie ergründet, doch eins weiß ich: An jenem Tag im Februar hat sich dieser bescheidene, uneitle Mann, dieser selbsternannte »Amateur im Schriftstellerzirkus«, unversehens mit jenen literarischen Schwergewichten identifiziert, die er als Junge so bewundert hatte. James Herriots Geschichten wurden und werden immer und immer wieder gelesen.
    Jim Wight

1 - Herbert das Waisenlamm
     
    ICH ENTDECKTE PLÖTZLICH , dass der Frühling gekommen war. Ende März, als ich ein paar Schafe in einer Bergmulde untersucht hatte, lehnte ich mich beim Abstieg im Windschatten eines kleinen Tannenwaldes gegen einen Baum, um kurz zu verschnaufen, und auf einmal spürte ich die Wärme des Sonnenlichts auf meinen geschlossenen Augenlidern, hörte den Gesang der Lerchen und das gedämpfte Rauschen des Windes in den hohen Zweigen. Obwohl der Schnee noch immer in langen Streifen hinter den Mauern lag und das Gras leblos und winterlich gelb war, schien mir, dass sich eine Veränderung vollzogen hatte, eine Befreiung, denn ohne es zu wissen, hatte ich mich mit einem Panzer gegen die harten Monate, die unerbittliche Kälte umgeben.
    Es war kein warmer Frühling. Ein scharfer Wind ließ die weißen Köpfe der Schneeglöckchen erzittern und knickte die Narzissen auf dem Dorfanger.
    Im April leuchteten die Straßenböschungen vom frischen Gelb der Primeln. Und im April kamen auch die jungen Lämmer zur Welt. Diese Geburten brachen wie eine große Flutwelle über uns herein, immer dann, wenn wir am meisten zu tun hatten.
    Im Frühjahr spürte das Vieh die Auswirkungen des langen Winters. Die Kühe standen seit Monaten im Stall und brauchten dringend grünes Gras und Sonnenschein; die Kälber hatten zu
     wenig Widerstandskraft gegen Krankheiten. Und gerade wenn wir uns fragten, wie wir mit den Erkältungen, Lungenentzündungen und Azetonämien fertig werden sollten, überflutete uns die Welle der neugeborenen Lämmer, und in den folgenden zwei Monaten verdrängten diese wolligen kleinen Dinger nahezu alles andere.
    Da waren zunächst die Früherkrankungen der Mutterschafe, die Blutvergiftungen während der Trächtigkeit und die Verfallserscheinungen. Dann kam die Geburtenwelle, deren Folge oft Kalzium-Mangelerscheinungen waren oder die fürchterliche brandige Mastitis, bei der das Euter schwarz wird und Schrunden bildet. Und dann die Krankheiten der Lämmer. Allmählich ebbte die Flut ab, und Ende Mai war sie praktisch versiegt. Die Schafe wurden wieder zu den wolligen kleinen Dingern auf den Berghängen.
    In diesem ersten Jahr war ich fasziniert von den Lämmergeburten, und so ist es seither geblieben. Das Lammen erschien mir ebenso aufregend wie das Kalben und obendrein längst nicht so mühsam für den Geburtshelfer, weil die Schafe meist im Freien warfen, entweder in zugigen Verschlagen, die man aus Strohballen und Gattern improvisiert hatte, oder, häufiger noch, draußen auf dem Feld. Es kam den Bauern nicht in den Sinn, dass das Schaf seine Jungen lieber im warmen Stall zur Welt gebracht hätte oder dass der Tierarzt nicht gerade begeistert war, wenn er stundenlang in Hemdsärmeln im strömenden Regen hocken musste.
    Die eigentliche Arbeit war dagegen sehr einfach. Nach meinen Erlebnissen bei der Korrektur von Fehllagen bei Kälbern machte es geradezu Spaß, den winzigen Geschöpfen auf die Welt zu helfen. Lämmer werden meistens zu zweit oder zu dritt geboren, und dabei kommt es mitunter zu einem großen Durcheinander. Ein Knäuel von Köpfen und Beinen will gleichzeitig heraus, und es ist Aufgabe des Tierarztes, die einzelnen Körperteile zu sortieren und festzustellen, welches Bein zu welchem Kopf gehört. Ich genoss es sehr, endlich einmal stärker und größer zu sein als der Patient, doch ich habe über diesem Vorteil nie vergessen, dass beim Lammen zwei Dinge sehr wichtig sind – Sauberkeit und Sanftheit.
    Alle Jungtiere sind niedlich, aber das Lamm besitzt einen besonderen Charme. Ich

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