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Meine Tiere, mein Leben

Meine Tiere, mein Leben

Titel: Meine Tiere, mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Lammen, oder nicht?«
    »Normalerweise schon«, keuchte ich, »doch auch plötzliche Anstrengung und Stress können es herbeiführen.«
    »Hab ich gar nicht gewusst«, antwortete Rob außer Atem. »Wie passiert das denn?«
    Da ich mich nicht vollends verausgaben wollte, verzichtete ich auf einen Vortrag über die plötzliche Störung der Nebenschilddrüse. Mich beschäftigte vielmehr die Sorge, ob ich genügend Kalzium für fünfzig Mutterschafe dabei hatte. Die lange Reihe runder Blechkappen aus ihrem Pappkarton hervorlugen zu sehen war sehr beruhigend; ich musste kürzlich aufgestockt haben.
    Dem ersten Schaf injizierte ich das Kalzium direkt in die Blutbahn, um meine Diagnose zu überprüfen – bei Schafen wirkt es so schnell –, und verspürte eine leise Euphorie, als das bewusstlose Tier anfing, zu blinzeln und zu beben, und sich schließlich auf den Bauch zu drehen versuchte.
    »Den anderen spritzen wir es unter die Haut«, sagte ich, »das erspart uns Zeit.«
    Ich arbeitete mich durch das Feld. Rob zog bei jedem Schaf das Vorderbein hoch, damit ich die Nadel unter den praktischen Flecken nackter Haut direkt hinter dem Ellbogen einführen konnte.
    Als ich die Böschung zur Hälfte hinauf war, wanderten die unteren schon umher und steckten ihre Köpfe in Futtertröge und Raufen.
    Dies war eine der gewaltigsten Genugtuungen meiner Laufbahn. Nicht genial, doch eine wundersame Wandlung – von Verzweiflung zu Hoffnung, von Tod zu Leben binnen weniger Minuten.
    Als ich die leeren Fläschchen in den Kofferraum warf, fand Rob seine Sprache wieder. Verwirrt blickte er zu den letzten Mutterschafen hinauf, die am anderen Ende der Weide auf die Beine kamen.
    »Also, Jim, ich sag Ihnen was. So was hab ich überhaupt noch gar nie gesehen. Aber da gibt es was, das beschäftigt mich.« Er wandte sich mir zu, und seine wettergegerbten Züge verzogen sich zu einer einzigen Frage. »Versteh ja, wie sowas passieren kann, wenn ein Hund die Schafe jagt – bei einigen von ihnen, aber warum hat’s die ganze verdammte Herde erwischt?«
    »Rob«, antwortete ich, »das weiß ich nicht.«
    Und selbst dreißig Jahre später ist die Frage noch unbeantwortet. Ich weiß noch immer nicht, warum es die ganze verdammte Herde erwischt hat.
     
    Da mir schien, dass Rob momentan genug Sorgen hatte, wies ich ihn nicht auf weitere zu erwartende Komplikationen hin, die der Schäferhund-Episode folgen mochten. Es überraschte mich nicht, als ich wenige Tage darauf erneut zu seiner Farm gerufen wurde.
    Wieder trafen wir uns am Berghang, und derselbe Wind peitschte über die Hürden. Die Lämmer waren in Scharen auf die Welt gekommen, und der Geräuschpegel war erheblich angestiegen. Rob führte mich zu meiner Patientin.
    »Die hat den Bauch voll toter Lämmer, schätze ich«, sagte er und deutete auf ein Mutterschaf, das schwer atmete und den Kopf hängen ließ. Es stand praktisch reglos da und machte keine Anstalten wegzulaufen, als ich näher kam. Dieses Tier war ernsthaft krank, und als mir der Verwesungsgeruch in die Nase stieg, wusste ich, dass Bensons Diagnose zutraf.
    »Nach dieser Hetzjagd war es wohl bei mindestens einem Tier unvermeidlich«, sagte ich. »Mal sehen, was wir tun können.«
    Diese Art der Geburtshilfe entbehrt jeglichen Charmes, ist jedoch zur Rettung des Mutterschafs notwendig. Ich brachte die kleinen Körper so behutsam wie möglich heraus. Als ich fertig war, sank der Kopf der Mutter fast zu Boden, sie keuchte schwer und knirschte mit den Zähnen. Nichts konnte ich ihr bieten – kein zappelndes kleines Geschöpf zum Ablecken, das ihre Lebensgeister hätte wecken können. Sie brauchte eine Penicillin-Injektion, doch wir schrieben das Jahr 1939, und Antibiotika waren noch nicht in Sicht.
    »Da ist wohl nicht mehr viel zu machen«, grummelte Rob. »Können Sie noch irgendwas tun?«
    »Ich werde ihr eine Spritze geben, aber was sie wirklich braucht, ist ein Lamm, um das sie sich kümmern kann. Sie wissen so gut wie ich, dass sich Mutterschafe in diesem Zustand für gewöhnlich aufgeben, wenn sie keine geeignete Ablenkung haben. Sie haben nicht zufällig noch ein Lamm übrig, das Sie ihr geben könnten?«
    »Im Moment nicht. Und sie braucht es jetzt, auf der Stelle, morgen ist zu spät.« Bei diesen Worten tauchte ein vertrautes Wollgeschöpf auf. Es war Herbert, das verstoßene Lamm, das in seiner unverkennbaren Art von Schaf zu Schaf strich und ein wenig Nahrung zu erschleichen suchte.
    »Meinen Sie, sie würde den kleinen

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