Meine Tochter Amy (German Edition)
elf Uhr abends. Am nächsten Tag war sie gereizt, weil der Entzug jetzt voll einsetzte. Ich kannte diese zeitweiligen Stimmungsumschwünge inzwischen, aber am 11. April schien sie die Sache hinter sich zu haben. Sie war fit genug, um die Klinik kurzzeitig zu verlassen und nach Camden in ihren Fitnessraum zu gehen. Auf Anweisung der Ärzte sollte sie abends um halb neun in die Klinik zurückkehren. Tags darauf sagte sie mir, sie könne nicht für immer in der London Clinic bleiben. Ich ließ mich überzeugen und brachte sie nach Hause.
Als ich am 15. April zum Camden Square kam, teilte mir der neue Securitymann Chris mit, Amy sei um vier Uhr früh aufgewacht und habe eine Flasche Wein getrunken. Um acht sei sie erneut aufgestanden und habe eine zweite getrunken. Als ich um halb elf ankam, war sie völlig von der Rolle und schlief mittags immer noch. Um sieben war ich wieder da; jetzt war sie wach und tat so, als wäre nichts passiert. Wir hatten einen wüsten Streit. Danach ging ich frustriert und wütend nach Hause.
Der nächste Tag war noch schlimmer. Vormittags kam ich zum Camden Square, fand Amy kollabiert auf dem Küchenboden liegend und trug sie ins Bett. Sie wollte ausgehen und weitersaufen, konnte aber nicht mal aufstehen. Sie brüllte und fluchte, und ich wusste nicht, was ich tun sollte: Amy war entschlossen, sich weiter zu betrinken. Wenn sie in diesem Zustand ausging, konnte wer weiß was passieren. Zum Glück schlief sie bald ein und bis zum folgenden Morgen durch. Ich sagte zu Chris, er solle in Zukunft versuchen, Amys Drinks unbemerkt zu verdünnen. Es war ein gewagter Versuch, der wahrscheinlich nicht funktionieren würde, aber mir war jedes Mittel recht, wenn sie nur weniger trank.
Am nächsten Morgen traf ich sie im Garten beim Milchkaffee. Für die Menge Alkohol, die sie konsumiert hatte, wirkte sie bemerkenswert wohlauf. Ihr Verhalten am Tag zuvor sprachen wir nicht an – ich hatte nicht mehr genug Kraft zum Streiten –, und so redeten wir um den heißen Brei herum, was etwas seltsam war.
„Hab ich dir schon gesagt, dass Jane und ich nächsten Monat wieder nach Teneriffa fliegen?“, sagte ich.
„Oh, das ist schön, Papa“, antwortete sie. „Ach ja, Anthony hat die Klimaanlagenfirma angerufen. Das Ding ist schon wieder kaputt. Ist sicher angenehm im Taxi mit Klimaanlage, wenn es so heiß ist.“
„Ja, stimmt. Am Freitag bringe ich das Taxi zur Inspektion.“
Ich stand auf, spazierte zum Ende des Gartens, klimperte mit dem Kleingeld in meiner Hosentasche und betrachtete das Haus. Es war wunderschön, Amy hatte viel daran gemacht; es war ihr erstes richtiges Zuhause als Erwachsene. Ich rief: „Das Haus sieht toll aus von hier, nicht wahr? Ein echtes Zuhause für dich.“
„Ja, Papa. Ich liebe es so sehr, dass ich mir nicht vorstellen kann, je wieder auszuziehen.“
Es wurde Zeit für mich. Als ich ging, hielt mich Amy zurück. „Papa, sorry wegen gestern.“
„Ist schon okay“, sagte ich. „Das gehört zu deiner Heilung dazu.“
„Ach, danke, Papa“, sagte sie, stand auf, lief zu mir und umarmte mich so fest, wie nur sie es konnte.
Am 21. April erklärte mir Amy erneut, sie sei fertig mit dem Alkohol. Das kannte ich bereits und erwartete, dass es nach zwei, drei Tagen wieder losgehen würde, aber zumindest war sie sich des Problems bewusst. Sechs Monate oder ein Jahr zuvor hätte sie das nicht eingesehen und behauptet, sie könne jederzeit aufhören. Was sie sagte, hieß also nicht, dass sie nicht mehr trinken würde. Es hieß, dass eine neue Abstinenzphase begann, von der ich wie jedes Mal hoffte, sie werde länger anhalten als die letzte davor.
Die nächsten paar Wochen hielt sich Amy erfreulich gut. Dr. Romete besuchte sie regelmäßig und sagte mir jedes Mal, wie erfreut sie über ihre Fortschritte sei. Amy war trübselig und launisch, aber fest entschlossen, trockenzubleiben.
Am 11. Mai kam sie dann wieder in die London Clinic, weil es ihr nicht gut ging. Die Blutuntersuchung ergab erhöhte Kalium- und Glukosewerte. Man sagte ihr, das könne zu Herzproblemen führen, was ihr ziemlich Angst machte. Dr. Romete meinte, es hänge möglicherweise mit Amys Entgiftung zusammen. Zur Sofortversorgung kam sie an einen Tropf, und am nächsten Tag fühlte sie sich besser. Nach einer weiteren Blutuntersuchung mit normalen Resultaten wurde sie entlassen.
Eine Weile blieb sie abstinent, und alles sah gut aus. Eines Samstagabends rief ich an, und Reg ging ans Telefon. Bevor er mich
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