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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Winehouse
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Offenbar suchte sie nach einer Ausrede, um zu trinken. Wir fetzten uns ein bisschen, versöhnten uns wieder, dann ging ich und erfuhr später von Andrew, dass meine Angst unbegründet war: Amy trank an diesem Tag nichts. Ich fragte ihn, ob sie Gitarre spiele und im Studio arbeite, und er sagte, im Studio sei sie nicht gewesen, er habe sie aber in ihrem Zimmer spielen gehört.
    Ein paar Tage später traf ich Raye und teilte ihm mit, Amy spiele zwar wieder, schreibe allerdings kaum. Er war nicht überrascht und meinte, das Album sei wohl noch ein gutes Stück entfernt, und er zweifle, ob sie fit genug sei, auf Tour zu gehen. Amy hatte uns beiden gesagt, sie wolle unbedingt auftreten und werde das auf jeden Fall schaffen. Ohne Zweifel hatte ihr der Aufenthalt in der Priory sehr geholfen. Raye und ich sahen deutliche Anzeichen, dass sie dabei war, den Alkoholismus zu überwinden. Wir waren uns jedoch einig, mit der endgültigen Zusage für die Osteuropatour lieber noch abzuwarten.
    Die folgende Woche blieb Amy weiterhin trocken. Am 9. Juni besuchte ich sie am Camden Square. Sie sprühte vor Vorfreude auf die anstehenden Konzerte und zeigte keine Anzeichen von Entzugserscheinungen. Wir sprachen über Reg und Blake. Sie erklärte mir, sie liebe Reg, aber Blake tue ihr nun mal leid, und sie wolle ihm helfen.
    „Das ist natürlich deine Entscheidung, Amy“, sagte ich. Sie wusste, es gefiel mir nicht, wenn sie mit Blake sprach, und schon gar nicht, wenn sie ihm half.
    „Klar, Papa, aber ich kann ihn doch nicht im Stich lassen?
    “ Er war ein übler Typ, ich hätte ihm niemals geholfen. Aber so war Amy: Sie sah in jedem Menschen etwas Gutes, sogar in Blake.
    Drei Tage später gab sie ein Konzert für Freunde und Familienangehörige im 100 Club in der Oxford Street im West End. Es war eine Art „Probegig“ für die anstehende Osteuropatournee. Sie trank nach wie vor nicht und war, abgesehen von einer leichten Heiserkeit, in fantastischer Form. Ihre Band spielte einige Nummern ohne sie, dann sang Dionne ein paar Songs, und schließlich kam Amy auf die Bühne. Sie kannte jeden im Publikum persönlich und wurde von tosendem Applaus und Jubel begrüßt. Ich wusste, wie nervös sie vor der Show war, und befürchtete, sie werde sich mit einem Drink beruhigen, aber das tat sie nicht. Und als sie zu singen begann, war das Nervenflattern wie weggeblasen.

    © Paul Sassienie
    Amy mit Katie, der Tochter meines Freundes Paul, im 100 Club in der Oxford Street, Juni 2011. Eines der letzten privaten Bilder von Amy überhaupt
    Sie war großartig, lachte und scherzte mit dem Publikum, sprach mit den Leuten und zog mich und andere Familienmitglieder auf. Mit der Band gab es viel Hin und Her. Einmal schaute Amy auf die Setliste und wandte sich an Dale: „Oh, das spielen wir jetzt nicht, oder? Ich mag das jetzt nicht spielen, lieber später. Was spielen wir stattdessen?“
    Dale lachte und sagte: „Spielen wir ‚Valerie’“, und Amy hüpfte zu ihm rüber und sagte für uns alle hörbar: „Nein, ‚Valerie’ spiele ich heute nicht, also was sonst?“
    Die ganze Band lachte. Es schien wirklich alles sehr entspannt. Amys Hals tat weh, und sie fragte, ob zufällig jemand Honig dabeihabe. Fünf Minuten später stand ein Glas Honig auf der Bühne. Weil sie unter Freunden und Familie war, sagte sie: „Ich gehe kurz in meine Garderobe und nehme den Honig. Derweil wird mein Papa ein paar Songs für euch singen.“
    Ich fiel fast in Ohnmacht. So gern ich singe und jederzeit dazu bereit bin – ich war überhaupt nicht vorbereitet, das war schließlich Amys großer Moment. Trotzdem ging ich auf die Bühne und sagte den Leuten, sie sollten sich kurz selbst unterhalten, während ich mit Amys Pianist besprach, welche Songs aus meinem Repertoire er ohne Noten spielen konnte. Wir fanden ein paar, und als ich den ersten davon sang, stand Amy jubelnd und pfeifend im Publikum. Ich wollte den Song zu Ende singen, damit sie wieder auf die Bühne konnte, aber sie rief: „Mach weiter, Papa“, und ich gehorchte.
    Dann war Amy wieder dran und sagte zur allgemeinen Freude zu Dale: „Gut, fangen wir mit ‚Valerie’ an.“ Und sie machte weiter, wie sie aufgehört hatte, mit viel Gelächter und ihrer wunderbaren Musik. Bei „Rehab“ wandte sie sich direkt an mich, als sie „My daddy says I’m fine“ sang. Ich lachte mich schlapp, alle anderen ebenfalls. Wir amüsierten uns den ganzen Abend lang großartig. Es war eher eine Party als ein Konzert, und

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