Meine Tochter Amy (German Edition)
spielte oder steppte, wühlte Amy im Kleiderschrank meiner Mama. Als sie zwölf war, fing sie an, Sachen von meiner Mutter zu tragen, Schals und Tops. Sie kriegte es hin, dass sie nicht wirkten wie Sachen von ihrer Oma, sondern echt stylish; sie band sich Hemden um den Bauch und so was, und sie fing an, sich zu schminken – nie zu viel, immer zurückhaltend. Ihr Teint war von Natur aus schön, daher hatte sie Make-up nicht nötig, aber mir fiel auf, dass sie Kajal und ein bisschen Lippenstift trug – „Stimmt, Papa, aber sag Mama nichts davon.“
Meine Mutter ließ Amys Experimente mit Make-up und Klamotten durchgehen, aber andere Zurschaustellungen ihrer Individualität gefielen ihr nicht. Sie hasste Amys Piercings, und später, als Amy sich tätowieren ließ, bekam sie ordentlich was zu hören. Den Namen „Cynthia“ ließ sich Amy erst nach dem Tod meiner Mutter stechen – sie wäre furchtbar wütend darüber gewesen.
Eine hübsche Glückwunschkarte von Amy, die sie mir mit zwölf Jahren schenkte – kurz nach einem weiteren Treffen mit Amys Lehrern aufgrund ihres Verhaltens
Als Teenager erhielt Amy mit anderen Schülern von Sylvia Young die ersten bezahlten Jobs. Sie spielte in einem Sketch der Serie The Fast Show auf BBC2, stand in Don Quijote im Coliseum in der St. Martin’s Lane eine halbe Stunde lang auf einer wackeligen Leiter (für elf Pfund pro Vorstellung, die ich für sie einkassierte, weil sie sie komplett für Süßigkeiten ausgeben wollte), und sie wirkte in einem richtig langweiligen Stück über Mormonen im Hampstead Theatre mit. Ihr Beitrag war ein unglaublicher Zehn-Minuten-Monolog gegen Ende. Amy war begeistert von der Bühne und den kleinen Jobs; aber wie gesagt: Die akademische Seite interessierte sie überhaupt nicht. Sie sah einfach nicht ein, dass sie immer noch Schülerin war und lernen musste.
Schließlich bat der Oberlehrer der akademischen Abteilung der Schule Janis und mich in seine Sprechstunde und sagte, er sei sehr enttäuscht von Amys Arbeitseinstellung. Er müsse sie ständig unter Druck setzen, damit sie sich hinsetzte und etwas zustande brachte. Dass sie sich langweilte, sah er ein, er ließ sie sogar eine Klasse überspringen, um sie mehr zu fordern. Aber es funktionierte nicht; sie war noch unaufmerksamer als zuvor.
Ein echter Schlag ins Kontor war, dass der Oberlehrer hinter Sylvia Youngs Rücken Janis anrief und meinte, wenn Amy auf der Schule bleibe, werde sie ihren Abschluss wohl nicht schaffen. Als Sylvia davon erfuhr, war sie sehr verärgert; der Oberlehrer verließ die Schule kurz darauf.
Aber obwohl manche Leute das behauptet haben, aus irgendeinem Grund auch Amy selbst, flog sie nicht von der Sylvia-Young-Schule. In Wahrheit beschlossen Janis und ich, sie runterzunehmen, weil wir glaubten, sie habe an einer „normalen“ Schule mehr Chancen im Examen. Wenn man gesagt bekommt, die Tochter werde ihren Abschluss nicht schaffen, sollte man sie auf eine andere Schule schicken, und genau das taten wir. Amy wollte nicht weg von Sylvia Young und weinte sehr, als wir ihr unsere Entscheidung mitteilten. Auch Sylvia war bestürzt und versuchte uns umzustimmen, aber wir waren überzeugt, das Richtige zu tun. Sylvia blieb nach Amys Abgang mit ihr in Kontakt, was Amy angesichts der vielen Auseinandersetzungen wegen der Schulordnung überraschte. (Auch unsere Verbindung mit Sylvia und ihrer Schule ist bis heute intakt. Ab September 2012 vergibt die Amy Winehouse Foundation als Sponsor ein Stipendium, das einem Schüler die gesamten fünf Jahre auf der Schule finanziert.)
Aber irgendwo musste sich Amy auf ihren GCSE-Abschluss vorbereiten. Und so kam die Mount School in Mill Hill in Nordwestlondon, eine reine Mädchenschule, als nächste in den Genuss der „Amy-Behandlung“. Die Mount School war eine nette, „anständige“ Schule, deren Schülerinnen hübsche braune Uniformen trugen – ganz was anderes als Stulpen und Nasenringe. Musikalisch war auf der Mount einiges geboten, und laut Amy war es das, was sie nach der Enttäuschung über den Abschied von Sylvia Young bei der Stange hielt. Der Musiklehrer zeigte großes Interesse an Amys Talent und half ihr, sich einzugewöhnen. „Eingewöhnen“ ist vielleicht zu viel gesagt: Sie trug nach wie vor ihren Schmuck, kam zu spät und stritt ständig mit Lehrern wegen ihrer Piercings, die sie mit Freuden jedermann präsentierte. Wenn man bedenkt, wo sie manche dieser Piercings trug, ist es kein Wunder, dass das Ärger
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