Meine Tochter Amy (German Edition)
gegenüber, betrachtete meine Tochter und versuchte mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass dieses Mädchen, das seit seinem zweiten Lebensjahr bei jeder Gelegenheit gesungen hatte, nun seine eigene Musik veröffentlichte. „Amy, du bringst tatsächlich ein Album raus“, sagte ich. „Das ist der Wahnsinn.“
Dieses eine Mal schien sie wirklich begeistert über den Deal: „Ja, Papa, ist das nicht großartig? Sag Oma vor Freitag nichts davon, ich will sie überraschen.“
Ich versprach es ihr, aber solche Neuigkeiten konnte ich nicht für mich behalten. Sobald Amy gegangen war, rief ich meine Mutter an.
Wenn ich heute darüber nachdenke, wird mir klar, für wie selbstverständlich ich ihr Talent hielt. Was ich damals dachte, war lediglich: „Prima, es sieht so aus, als würde sie damit ein bisschen Geld verdienen.“
Amy bekam 250 000 Pfund Vorschuss von ihrem Label. Das hört sich nach viel Geld an, aber damals gab es Künstler, die eine Million erhielten und dann wieder gefeuert wurden, ohne auch nur eine Platte zu veröffentlichen. Für uns war es ein Vermögen, für die Musikindustrie ein eher bescheidener Vorschuss. Von der EMI hatte sie für den Verlagsvertrag ebenfalls 250 000 Pfund Vorschuss erhalten. Von diesem Geld musste Amy leben, bis die Verkaufserlöse der Platte die Vorschüsse wieder eingespielt hatten. Erst wenn das klappte, war sie an den Einnahmen beteiligt. Mir schien das noch weit entfernt – wie viele Platten musste sie verkaufen, um 250 000 Pfund einzuspielen? Eine ganze Menge, dachte ich. Ich wollte sicherstellen, dass ihr nicht zu bald das Geld ausging.
Als Amy den Vorschuss bekam, wohnte sie bei Janis in Whetstone in Nordlondon, mit Janis’ Freund, seinen zwei Kindern und unserem Sohn Alex. Als das Geld kam, zog sie aus und mietete mit ihrer Freundin Juliette eine Wohnung in East Finchley, Nordlondon.
Amy begriff schnell, dass sie das Geld verprassen würde, als gäbe es kein Morgen, wenn ihre Mutter und ich nicht irgendwie darauf aufpassten. Ich hatte nichts dagegen, dass sie großzügig zu ihren Freunden war – sie ließ zum Beispiel Juliette keine Miete bezahlen –, aber Amy wusste ebenso gut wie ich, dass ich sie bändigen und davon abhalten musste, alles zu verplempern. In dieser Hinsicht war sie zumindest schlau genug, zu wissen, dass sie Hilfe brauchte.
Amy und Juliette zogen in die Wohnung und genossen es, „erwachsen“ zu sein. Ich schaute oft dort vorbei. Mein Doppelglasgeschäft hatte ich mittlerweile aufgegeben, fuhr seit ein paar Jahren Taxi und kam auf dem Heimweg an ihrer Straßenecke vorbei. Obwohl ich nur Hallo sagen wollte, bestand Amy immer darauf, dass ich dablieb, und bot mir an, für mich zu kochen.
„Eier auf Toast, Papa?“, fragte sie.
Ich sagte jedes Mal Ja, auch wenn ihre Eier grässlich waren.
Und wir sangen gemeinsam. Manchmal machte auch Juliette mit. Außerdem war ich nicht der Einzige, der vorbeikam – Alex und Janis waren ebenfalls die ganze Zeit da.
Damals hatte ich erstmals den Verdacht, dass Amy Cannabis rauchte. In der Wohnung fand ich immer wieder mal Reste von Joints im Aschenbecher. Ich stellte sie zur Rede, und sie gab zu, dass sie kiffte. Wir hatten darüber eine große Auseinandersetzung. Ich war sehr wütend auf sie.
„Schluss damit, Papa“, sagte sie, und letztendlich gab ich auf; aber ich war immer gegen jede Art von Drogenkonsum, und es war niederschmetternd, zu wissen, dass Amy Joints rauchte.
Mit der Zeit entwickelten alle bei 19, EMI und Universal eine solche Begeisterung für Frank , dass ich glaubte, das Album könnte sich gut verkaufen und vielleicht, nur vielleicht, werde aus Amy tatsächlich ein Star. Wenn sie einen Auftritt hatte, ging ich manchmal hin und stand vor der Halle, zum Beispiel einmal vor der Bush Hall in der Uxbridge Road in Westlondon. Wie ich da so stand, schien es, als wüchse ihr Ruhm mit jeder Minute. Ich hörte, was die Leute beim Reingehen sagten, sie wirkten echt begeistert.
Danach gingen Amy und ich oft essen, in Lokale wie Joe Allen in Covent Garden. Sie war dann immer total euphorisch, plauderte mit anderen Gästen und machte Scherze mit den Kellnern. Damals waren Auftritte für sie kein Problem, weil sie als praktisch unbekannte Künstlerin nicht unter Druck stand und einfach Spaß hatte. Nach den Shows wirkte sie immer sehr glücklich, und so gefiel sie mir.
Ihre Stimme riss das Publikum jedes Mal mit, ihre Bühnenpräsenz hingegen ließ damals noch zu wünschen übrig. Manchmal
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