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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Winehouse
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kehrte sie den Leuten den Rücken zu – als wollte sie ihnen nicht ins Gesicht blicken. Aber wenn ich sie fragte, ob sie gerne auf der Bühne war, sagte sie immer: „Papa, ich liebe es“; also fragte ich nicht mehr.
    In den Monaten, bevor Frank erschien, gab Amy viele Konzerte, und das bedeutete, dass sie sich eine Band suchen musste. 19 brachte sie mit dem Bassisten Dale Davis zusammen, der eine wichtige Rolle in ihrer Karriere spielen sollte und schließlich ihr musikalischer Leiter wurde. Dale hatte Amy schon im 10 Room in Soho gehört und erinnerte sich an ihre blitzenden Augen – „Sie waren so hell“ –, aber er wusste bis zur ersten Probe nicht, wer sie war. Seltsamerweise bekam den Job als Bassist anfangs gar nicht er, aber als der damals gesetzte Bassist mehr Geld verlangte, fiel die Wahl auf Dale.
    2003 spielte Amy mit ihrer Band beim Notting Hill Carnival. Ein echt harter Gig – das Publikum ist sehr anspruchsvoll –, aber als ich später mit Dale sprach, meinte er, Amy habe die ganze Sache alleine gedeichselt. Sie brauche gar keine Band – ihre Performance sei fantastisch. Er war begeistert von ihr, wie sie da einfach sang und Gitarre spielte – technisch war sie eher keine Gitarrenvirtuosin, „aber niemand könnte so spielen wie Amy und dazu auch noch singen“. Ihr Stil war lässig, aber rhythmisch war sie verdammt gut und die Songs so stark, dass alles zusammenpasste – oder wie Dale meinte: Mick Jagger und Keith Richards sind keine großen Gitarristen – wichtig sind Seele und Überzeugung. Wenn du technisch nicht viel draufhast, „tu es einfach, und mit den Jahren wirst du dein Ziel erreichen“.

    © David Butler/Rex Features
    Amy 2003 kurz nach dem Erscheinen von Frank , noch mit Gitarre auf der Bühne
    Aber Amys Auftritte verliefen nicht immer ganz ohne Probleme. Besonders ein Gig in Cambridge ist mir in Erinnerung geblieben; da spielte sie im Vorprogramm des Pianisten Jamie Cullum. Amy und Jamie verstanden sich gut und wurden Freunde, aber gerade wenn man jung ist und erst anfängt, kann es ein harter Job sein, im Vorprogramm spielen zu müssen. Die Leute waren gekommen, um Jamie zu sehen, nicht sie – nur wenige Zuschauer in Cambridge hatten überhaupt schon mal von Amy gehört –, und anfangs war das Publikum recht unzugänglich. Als sie sie aber singen hörten, fuhren sie drauf ab. Leider ist es bei Supportgigs echt schwierig, herauszufinden, wann es reicht – und an diesem Abend zeigte sich, dass Amy das nicht wusste. Ich kann ihr deshalb keinen Vorwurf machen, ihr fehlte einfach die Erfahrung. Vielleicht hätte ihr Management ihr das erklären sollen, aber sie taten es nicht, und so spielte sie etwa 15 Songs. Das waren wohl gute acht zu viel.
    Zum Ende hin wurden die Leute ungeduldig. Ich hörte, wie sie fragten: „Wie lange spielt sie noch? Wann kommt endlich Jamie Cullum?“ Sogar die, die vorher gesagt hatten, sie fänden sie gut, hatten jetzt genug und wollten den sehen, für den sie bezahlt hatten – Jamie Cullum. Da ich nun mal nicht aus meiner Haut kann, schrie ich die Leute an, sie sollten den Mund halten, und hätte mich um ein Haar mit jemandem geprügelt.
    Zur Erleichterung der Zuschauer beendete Amy schließlich ihr Set, und anstatt hinter die Bühne zu gehen, stieg sie einfach runter und stellte sich zu uns. Wir sahen uns Jamie Cullum gemeinsam an und fanden ihn richtig gut, vor allem Amy, die die ganze Zeit über jubelte, klatschte und pfiff. Sie war anderen Künstlern gegenüber immer sehr großzügig.
    Als die Gigs und Promotermine mit dem baldigen Erscheinen von Frank immer mehr wurden, schmiedete Amy Pläne. Da der Mietvertrag für ihre Wohnung in East Finchley auslief, setzten Janis und ich uns mit Amy zusammen und fragten, was sie vorhabe. Sie sagte, sie wolle sich lieber was kaufen als mieten, und ich war ihrer Meinung. Eine Wohnung war eine gute Investition, vor allem wenn ihre Karriere als Sängerin irgendwann scheitern sollte.
    Das war vor der Rezession – man konnte für 250 000 Pfund eine Bude kaufen und sie am nächsten Tag für 275 000 wieder loswerden. Ich übertreibe ein bisschen, aber jedenfalls boomte der Immobilienmarkt.
    Amy liebte Camden Town, und dort fanden wir am Jeffrey’s Place eine Wohnung, die ihr gefiel: klein und renovierungsbedürftig, aber das war egal. Hier wollte sie leben. All ihre Lieblingsläden und -lokale waren nur ein paar Schritte entfernt, und die Wohnung hatte eine gute Atmosphäre. Um hinzukommen, musste man

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