Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Winehouse
Vom Netzwerk:
ihr Radio auf, und da lief ein Song von Frank .
    „Mach das Fenster zu, Papa, ich will das nicht hören“, sagte Amy.
    Mir ging das schon eine Weile durch den Kopf, deswegen fragte ich sie: „Hast du an jemand Bestimmten gedacht, als du „Fuck Me Pumps‘ geschrieben hast?“ Sie schüttelte den Kopf. „Da gibt es diese Zeile … wie geht sie gleich wieder … warte … lass mich mal die CD anschauen, wo ist sie?“
    „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt eine habe, Papa.“
    „Was? Du hast dein eigenes Album nicht da?“
    „Nein, ich habe damit abgeschlossen. Es ging nur um Chris, und das ist Vergangenheit. Ich hab’s vergessen, Papa. Ich schreibe jetzt andere Sachen.“
    Das war neu für mich. Diese Seite von Amy kannte ich nicht: dass sie etwas so Persönliches und Wichtiges hinter sich lassen konnte, als spielte es keine Rolle mehr.
    Dennoch machte Amy weiterhin Promotion für Frank und spielte einige prestigeträchtige Gigs: das Glastonbury-Festival, das V-Festival und das internationale Jazzfestival in Montreux. Egal, was passierte, ihre Familie und ihre Musik waren immer das Wichtigste. Ansonsten hatte sie dieselben Vorlieben wie viele Mädchen in ihrem Alter – Klamotten, Jungs, mit Freunden ausgehen, Image und Style – im Grunde war sie eine normale Frau Anfang 20.
    So ablehnend sie gegenüber Frank auch war, es gab Dinge, die ihr klarmachten, dass das Album etwas Besonderes war, zum Beispiel als „Stronger Than Me“, das sie mit Salaam Remi geschrieben hatte, den Ivor Novello Award in der Kategorie Bester zeitgenössischer Song in Sachen Musik und Text gewann. Das bedeutete Amy etwas, weil die Auswahl von Kollegen getroffen wurde, anderen Komponisten und Textdichtern. Sie ging zu der Preisverleihung und rief mich an, um mir mitzuteilen, dass sie gewonnen hatte. Es klingelte, als ich gerade mit dem Taxi auf der Fulham Road war und jemanden nach Putney fuhr.
    „Papa! Papa! Ich habe einen Ivor Novello gewonnen!“
    Ich war total begeistert, aber erst mal musste ich diesen Typen heimfahren und meine Schicht beenden – derweil wurde es spät, und ich hatte niemanden, den ich nerven konnte, also weckte ich meine Mutter auf.
    „Amy hat einen Ivor Novello gewonnen!“
    Sie freute sich genauso wie ich.
    Eine große Enttäuschung für uns alle war, dass Frank in den USA zunächst nicht veröffentlicht wurde. Ich sprach mit den Leuten von 19 darüber; ihrer Ansicht nach war Amy noch nicht reif für die Staaten. Sie meinten, man kriege nur eine Chance, dort den Durchbruch zu schaffen; und ihrer Meinung nach war Amy leistungsmäßig einfach noch nicht so weit.
    Es war frustrierend, aber im Nachhinein betrachtet, hatten sie wohl recht. Damals spielte Amy auf der Bühne noch Gitarre, und das gefiel den Leuten von 19 gar nicht. Sie schaute ständig auf die Gitarre, statt sich an das Publikum zu wenden. Manchmal war es, als wären die Zuschauer gar nicht da; als sänge und spielte sie zu ihrem eigenen Vergnügen. Ihre Stimme war fantastisch, aber auf der Bühne machte sie nichts her. Sie brauchte Training, um ihrem Publikum das Beste bieten zu können. Die 19-Leute glaubten, sie müsse ihre Show enorm verbessern, um in den USA an den Start zu gehen.
    In puncto Kommunikation mit dem Publikum rieten sie Amy, den Zuschauern zu zeigen, dass sie auf der Bühne Spaß hatte und sich amüsierte. Das Problem war, dass sie sich genau damit schwertat. Sie liebte es, vor Familie und Freunden zu singen und zu spielen, aber je größer die Konzerte wurden, desto stärker wurde auch der Druck, und es zeigte sich, dass sie keine natürliche Begabung für die Bühne hatte. Amy wirkte nach außen hin so selbstbewusst, dass niemand etwas von ihrem Lampenfieber ahnte, das mit den wachsenden Zuschauermassen nicht abnahm – sondern immer schlimmer wurde. Sie konnte das so gut verbergen, dass nicht mal ich erkannte, wie sehr es sie belastete. Bei Auftritten beging sie oft die Todsünde, dem Publikum den Rücken zuzukehren. Wenn ich im Publikum war und das sah, hätte ich ihr am liebsten zugerufen: „Sprich mit den Leuten, sie lieben dich. Sag einfach „Hi‘ und frag sie, wie es ihnen geht. Ob sie sich amüsieren.“
    Leider fand Amy nie ein Mittel gegen ihr Lampenfieber. Sie wurde zwar nicht körperlich krank, wie das manchen Künstlern passiert, aber manchmal brauchte sie einen Drink, um auf die Bühne gehen zu können, oder rauchte vielleicht ein bisschen Cannabis. Aber das kann ich nicht beschwören, weil sie nie in meiner

Weitere Kostenlose Bücher