Meine Tochter Amy (German Edition)
dass man ihn zwölf Stunden lang operieren und sein Gesicht mit Metallplatten und Schrauben rekonstruieren musste. Die Polizei nahm Blake und Brown fest, sie wurden wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung angeklagt, plädierten auf „nicht schuldig“, und so wurde der Fall zur späteren Verhandlung an den Crown Court überwiesen.
Nun, mehr als ein Jahr danach, im November 2007, musste sich Blake deshalb vor Gericht verantworten. Amy hatte fürchterliche Angst, dass er im Gefängnis landen würde, und verschob ein paar Konzerte, um dem Prozess beiwohnen zu können. Dass er schuldig war, bestritt sie vehement. Ich behielt meine Meinung für mich, da ich ihr mehr denn je, zur Seite stehen musste. Insgeheim dachte ich, es wäre das Beste für Amy, wenn Blake in Haft käme. Es schien momentan der einzige Weg, die beiden zu trennen und sie vielleicht zu der Einsicht zu bringen, wie schlecht er für sie war. Zumindest würden wir uns um ihre Sucht kümmern können, wenn er im Gefängnis säße.
Während sich Amy auf den Prozess vorbereitete, dachte Raye wie immer an konstruktive Dinge und beantragte bei der US-Botschaft ein Visum für Amy, da sie ein paar Tage darauf in die Staaten reisen und in einigen Talkshows auftreten sollte. Nach einigem Hin und Her bekam sie das Visum unter der Auflage, dass sich Amy am Tag vor der Abreise einem Drogentest unterzog. Als ich das hörte, sank mein Mut. Die Reise musste platzen, weil sie einen solchen Test nie bestehen würde.
Donnerstags darauf fiel Amy durch den Test – noch eine Chance durch Drogen zunichtegemacht. Zufällig war tags zuvor die Writers’ Guild of America in Streik getreten, weshalb die Shows, in denen Amy auftreten sollte, sowieso abgesagt wurden. Dadurch ernteten wir ein einziges Mal ein günstiges Echo der Medien, die die Absage von Amys Reise dem Autorenstreik zuschrieben.
Der gescheiterte Drogentest machte keine Schlagzeilen, aber Amy war trotzdem erschrocken und bat mich am nächsten Tag um ein Treffen. Auf meinen Vorschlag hin gingen wir ins Hawley Arms in Camden Town, damit Blake ihr nicht vorschreiben konnte, was sie denken, tun und sagen sollte. Ich bestand allerdings darauf, dass sie keinen Alkohol trank. Sie war enttäuscht, nicht in die USA zu reisen; nicht einmal der Tantiemenscheck über 750 000 Pfund von Universal konnte sie aufmuntern.
Ich fühlte mich wie eine Platte mit Sprung. Sie wollte nicht, dass ich ihr immer wieder dieselben Vorhaltungen machte. Ich wollte das ebenso wenig, aber ich war so frustriert. „Es ist deine eigene Schuld, dass du nicht nach Amerika kannst“, meinte ich. „Was willst du tun?“
Sie fummelte an ihrem Hemdknopf herum, weil sie wusste, dass ich recht hatte, und meinen Blick nicht ertragen konnte. „Ich weiß, Papa“, murmelte sie. Dann blickte sie auf, und ich sah etwas in ihren Augen, was ich lange nicht gesehen hatte. „Ich werd’s versuchen, Papa, wirklich.“
Sie rückte näher an mich heran, ich umarmte sie, und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Ich will clean werden, Papa.“
Ich wusste: Sie meint es ernst.
Nach einer Weile stand sie auf. „Sei’s drum, Papa. Lass uns nicht mehr Trübsal blasen.“ Sie holte an der Bar noch was Alkoholfreies zu trinken, und ich bemerkte, wie großartig sie an dem Tag aussah. Eine gute halbe Stunde später geriet sie in Streit mit einer sturzbetrunkenen Frau und ohrfeigte sie.
Als wir später in Soho was essen gehen wollten, wurde Amy jedoch von Fans belagert, und im Handumdrehen waren auch schon die Paparazzi da. Schließlich fanden wir ein ruhiges kleines Bistro, wurden beim Essen allerdings ständig von Blake unterbrochen, der anrief und wissen wollte, worüber wir redeten.
Amy wiederholte ihm Wort für Wort, was wir gesprochen hatten. Das war sehr ärgerlich. Als ich sie fragte, wieso das sein musste, gab sie keine Antwort und wechselte das Thema, um mich zu beschwichtigen: Möglicherweise sei Blake mit einem Ehevertrag einverstanden. Das wollte ich erst glauben, wenn ich es sah. Ich fragte, was sie vorhatte, wenn Blake ins Gefängnis musste. Sie meinte, sie müsse sich dann eben beschäftigen.
Nach dem Essen wollten wir einkaufen gehen, aber das war wegen der Fans und Fotografen unmöglich. Ich setzte sie schließlich an ihrer Wohnung ab und fuhr mit gemischten Gefühlen heim. Einerseits wollte Amy clean werden, andererseits machte Blakes andauernde Anwesenheit das unwahrscheinlich.
Am nächsten Tag ging ich ins türkische Bad in der
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