Meine Tochter Amy (German Edition)

Place.

    Am Mittwoch, den 19. September wurden die MOBO Awards 2007 verliehen. Amy und ich wollten eigentlich zusammen hin, aber am Nachmittag rief Tyler an, dass es Probleme mit Blake gebe. Amy war sauer, und Blake wollte nicht, dass sie zu der Feier ging. Während Tyler mir das sagte, läutete mein anderes Telefon. Es war Raye: Er war mit Amy unterwegs zum O2 in Greenwich zu den MOBOs. Er bestätigte uns, dass Blake in der Wohnung geblieben, Amy aber überraschenderweise mitgekommen war, statt bei ihm zu bleiben. Das konnte ich nur als gutes Zeichen deuten.
    Amy war in vier Kategorien nominiert: „Best UK Female“, bester R&B-Act, bester Song (für „Rehab“) und bestes Video („Back To Black“), und sie spielte zwei Songs. Raye war sicher, sie werde alle vier Preise abräumen. Am Ende gewann sie „Best UK Female“. Sie freute sich trotzdem, ebenso wie Raye und ich. Es war fantastisch, zu sehen, dass sie wieder Spaß hatte, wenn sie auf der Bühne stand. Vor allem aber war ich glücklich über einen schönen Abend ohne Blake. In mein Tagebuch schrieb ich Folgendes: „Amy lässt sich Blakes Mist nicht mehr so einfach gefallen. Ist das vielleicht der Anfang vom Ende? Ich hoffe es.“
    Ein paar Tage später trafen Amy, Raye und ich Universal-Boss Lucian Grainge, um über Amys weitere Karriereplanung zu sprechen, etwa ihre anstehende USA-Reise und die Arbeit mit Salaam Remi. Blake wollte ursprünglich zu dem Treffen mitgehen, aber ich überzeugte Amy, dass das keine gute Idee war. Das Meeting verlief gut; Universal hatte große Pläne: Sie wollten Frank nach dem weltweiten Erfolg von Back To Black international neu vermarkten. So erfreulich das alles war – Amy war mit ihren Gedanken ganz woanders.
    Am Montag darauf rief Raye an: Amy sei völlig neben der Spur und wolle nicht in die USA reisen. Als ich später mit ihr sprach, wirkte sie okay, aber nach Amerika wollte sie immer noch nicht: „Es langweilt mich, mit Salaam zu arbeiten, Papa.“ Ich rief Raye zurück, und wir einigten uns, nichts zu überstürzen, sondern ein paar Tage abzuwarten. Abends schrieb ich in mein Tagebuch: „Amy sagt, mit Salaam zu arbeiten sei langweilig – ja, für ihn wahrscheinlich! Wegen diesem Idioten, mit dem sie verheiratet ist, dreht sie langsam völlig durch.“ Ich war restlos entäuscht.
    Ich konnte nicht glauben, dass Amy sich die Chance verscherzte, mit jemandem zu arbeiten, den sie so sehr bewunderte. Aber ehrlich gesagt, um den Menschen zu verstehen, in den sich meine Tochter gerade verwandelte, durfte ich jetzt nicht mehr rational über diese Dinge nachdenken.

    Ein paar Wochen später zogen Amy und Blake in ein modernes Apartment in einem Block auf Fish Island in Bow, Ostlondon, wo ihr Freund und Friseur Alex Foden wohnte. Ich besuchte Amy ein paar Tage nach dem Einzug und sah mich um. Die Räume waren schön geschnitten, und das Wohnzimmer hatte eine tolle Glasfront.
    Amy wirkte leicht benebelt. Ich fragte, ob sie Geoff getroffen habe, und sie sagte Ja. Mit ihr in diesem Zustand zu sprechen gefiel mir nicht, also ging ich nach 20 Minuten wieder. Zurück im Taxi, stützte ich meinen Kopf in meine Hände und schluchzte wie ein Baby. Egal welche Pläne ich oder wer auch immer – Raye, ihre Ärzte und cleanen Freunde – für Amy schmiedete, ihr unberechenbares Verhalten machte sie alle zunichte.
    Am 10. Oktober ging Amy auf eine Party bei Harvey Nichols in Knights-bridge, wo die Olsen-Zwillinge ihre Modekollektion vorstellten, und wie immer war sie spät dran. Als sie ankam, hatte sich es Blake gerade mit dem Supermodel Lily Cole gemütlich gemacht. Amy drehte durch und machte ihm vor der versammelten Meute eine Riesenszene. Blake verließ die Party mit Lily Cole, Amy musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Als Blake drei Stunden später zurückkam, verzieh sie ihm leider wieder. Mir gegenüber spielte sie die Sache herunter, aber ein Freund von mir hatte den Zoff mitbekommen. Ich wusste also Bescheid, was passiert war. „Wann wird Amy Blake endlich so sehen, wie er ist?“, schrieb ich in mein Tagebuch. „Wenn sie von ihm loskommt, könnten wir das Drogenproblem in den Griff kriegen. Ich bin mit meinem Latein am Ende.“ Amy gegenüber konnte sich Blake offenbar alles herausnehmen.
    Tags darauf rief Raye an und fragte, ob ich Amy auf ihrer Europatour, die in der folgenden Woche starten sollte, begleiten würde. Ich war froh, dass Amy auf Tour ging. Beim letzten Gruppentreffen ihretwegen waren wir uns einig