Meine Tochter Amy (German Edition)
diesem Abend war nicht gut. Amy war okay, aber sie lief dauernd nach hinten, um Blake zu küssen. Er stand hinter der Bläsergruppe, und so dachte wohl jeder, der nicht Bescheid wusste, er sei Teil der Show. Aber es war sehr unprofessionell, und es machte mich wütend, dass sich Amy auf der Bühne so aufführte. Mein Rücken tat weh, deshalb beschloss ich, am nächsten Tag heimzufliegen, sprach aber vorher mit Raye wegen der Küsserei. Er versprach, dass er sich drum kümmern würde. Die Tour lief derweil weiter, nächste Station war Holland.
Zurück in London, sprach ich auf GMTV über Amys Drogensucht. Es ging dabei nicht um Details, Crack und Heroin wurden nicht erwähnt, aber ich dachte, es könne nicht nur mir und uns, sondern auch anderen Familien in ähnlicher Lage helfen, wenn ich über ihre Probleme redete. Das zu tun war ungeheuer schwierig, und ich wusste, dass es Amy nicht gefallen würde. Aber nach allem, was ich auf der Tour mitgekriegt hatte, sah ich keinen anderen Weg, und es gab einige sehr positive Reaktionen von Zuschauern.
Ein paar Tage danach sprach ich mit Amy. Eigentlich sollte sie tags darauf heimkommen, wollte jedoch bis Ende der Woche in Europa bleiben. Sie hatte von der GMTV-Sendung erfahren, war außer sich und beschimpfte mich. Als sie kurz Atem holte, fragte ich: „Worüber regst du dich so auf?“
„Papa, du hast gesagt, es geht um einen Vater, der sich bemüht, seiner Tochter zu helfen, oder so was. Ich will nicht, dass du im Fernsehen über unsere Probleme sprichst.“
„Zu schade“, sagte ich. „Lass mich eines klarstellen. Ich tue alles, um dich von den Drogen wegzukriegen. Wag es nicht, mich über meine Loyalität gegenüber der Familie zu belehren.“
Ich war echt sauer, und im Hintergrund hörte ich Blake ihr zuflüstern. Das Gespräch endete nicht gut. Amy muss jedoch meinen Zorn bemerkt haben: Ein paar Minuten später rief sie wieder an und klang viel versöhnlicher.
„Ehrlich, Schatz“, sagte ich, „Ich tue mich da schwer – wie wir alle. Wir versuchen nur, dir zu helfen. Nach dem Interview haben eine Menge Leute angerufen, Eltern in derselben Lage, die sagten, sie fühlten sich durch das, was ich gesagt habe, weniger isoliert.“
Dann erzählte ich ihr etwas, was sie zum Lachen brachte. Der Daily Star verkündete an diesem Tag „exklusiv“: „Amy Winehouse sagt, man habe ihr den Magen ausgepumpt und Adrenalin in die Brust injiziert … “ Ich hatte bei der Zeitung angerufen und erklärt, Amy sei zwar der Magen ausgepumpt worden – aber das war Monate her, und eine Adrenalininjektion hatte sie nie bekommen. Das war denen egal.
„Klar, Papa, wieso sollten sie sich durch die Wahrheit eine gute Story verderben lassen?“, sagte sie. Jetzt musste ich lachen.
In der folgenden Woche trat Amy bei den MTV European Music Awards in München auf und erhielt die Artists’-Choice-Auszeichnung. Sie war fabelhaft, und die Anerkennung ihrer Kollegen bedeutete ihr viel. Eigentlich hätte es also wirklich was Besonderes sein müssen, aber mir wurde langsam alles zu viel. „Sehr gut, noch eine Auszeichnung“, schrieb ich in mein Tagebuch. „Schade, dass sie keinen Preis dafür kriegt, mit den Drogen aufzuhören.“ Ich zermartete mir verzweifelt den Kopf, um eine Lösung zu finden, es lief jedoch immer auf dasselbe hinaus: Das Problem war Blake, aber Amy liebte ihn. Mit ihm, dachte ich, kann es keine Lösung geben.
10
EIN SPRUNG IN DER PLATTE
Obwohl Back To Black ein solcher Erfolg war, ihre Songs ständig in Clubs, Bars, Läden und so gut wie überall sonst liefen, war 2007 für Amy ein schlimmes Jahr. Die Zeitungen fielen über sie her, und wir waren ihren dauernden Angriffen wehrlos ausgesetzt, solange Amy nicht endlich mit den Drogen aufhörte. Noch schlimmer war, dass sie nach wie vor nur Blake im Sinn hatte. Nun sollten Probleme aus seiner Vergangenheit Amys Leben auf den Kopf stellen.
2006 war Blake mit seinem Freund Michael Brown beim Trinken im Macbeth, einem angesagten Musiklokal, in dem viele Prominente verkehrten, in Hoxton im Londoner Osten gewesen. Auch Amy sah man hier öfter, allerdings nicht an diesem Abend. Irgendwann am Abend hatte James King, der Wirt, Brown vor die Tür gesetzt, und nachdem die Kneipe zumachte, rächte sich Brown. Als King das Lokal gegen Mitternacht verließ, stürzte sich Brown auf ihn und schlug ihn nieder. Blake beteiligte sich an der Schlägerei, trat King mehrmals gegen Kopf und Körper. King wurde so schwer verletzt,
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