Meine Tochter Amy (German Edition)
gewesen, dass es für sie gut wäre, sich wieder auf die Musik zu konzentrieren. Der Zuspruch ihrer Fans bei den Konzerten gab ihr Kraft – wenn sie nicht gerade high war. Ich sagte, ich würde mitfahren, aber nur wenn Blake nicht dabei war. Für mich war er Amys größtes Problem, aber wie sollte ich ihn von der Tour fernhalten?
Zu allem Übel erzählte Raye, dass Blake einen Kumpel mitnehmen und ihn mit auf die Gehaltsliste setzen wolle. Wir versuchten Amy zu überzeugen, statt Blake Naomi Parry mitzunehmen – eine ihrer vernünftigen Freundinnen. Aber es hatte keinen Zweck. Wir konnten Blake nicht überreden dazubleiben, also fuhr er mit, mit Naomi und Alex Foden.
Die Tour hatte schon schlecht begonnen, bevor Amy und Blake London auch nur verlassen hatten. Am Sonntagmorgen, den 14. Oktober wollte Raye die beiden abholen und zum Flughafen bringen. Als er in Bow ankam, waren sie high und in einem schrecklichen Zustand. Er bekam sie nicht aus der Wohnung raus, sie verpassten den Flug, und die Band reiste ohne sie ab. Zum Glück erwischten sie einen späteren Flug nach Berlin.
Der erste Auftritt am Abend darauf verlief allem Anschein nach gut, ebenso der zweite in Hamburg, aber ich hätte es mir denken können, dass die Sache nicht glattgeht. Am nächsten Abend hatte Raye ganz anderes zu berichten. Amy und Blake waren in Bergen in Norwegen festgenommen worden. Sie hatten in Amys Hotelzimmer Gras geraucht, ein Wachmann hatte es gerochen und die Polizei geholt.
Ich packte sofort meinen Koffer und flog nach Norwegen. Das Erste, was ich bei meiner Ankunft sah, war Amy auf der Titelseite praktisch aller norwegischen Zeitungen. Sie und Blake waren über Nacht in Haft geblieben, hatten sich wegen Marihuanabesitzes schuldig bekannt und waren gegen Zahlung einer Geldstrafe von etwa 350 Pfund freigekommen.
Amy freute sich, mich zu sehen, als ich im Hotel ankam, aber Blake schien beunruhigt. Er redete die ganze Zeit davon, wie unfair das alles sei – wegen dem bisschen Gras. „Ihr habt gegen das Gesetz verstoßen“, sagte ich, „also müsst ihr auch die Konsequenzen tragen.“
Ich war wütend auf Amy und nahm kein Blatt vor den Mund. Außerdem machte ich mir Sorgen wegen ihres Visums. Sie sollte im Februar in die USA reisen, mit einer Verurteilung wegen Drogen würde das problematisch werden. Aber das war Sache unserer Anwälte. Entscheidend war jetzt, dass sich Amy wieder auf die Tour konzentrierte.
Trotz allem war die Show an diesem Abend fantastisch und Amy voll in ihrem Element. Ich stand neben dem Mischpult und konnte alles auf der Bühne überblicken. Amys Bassist und musikalischer Mastermind Dale und die Band machten ihre Sache großartig. Dale spornte Amy an, wenn sie sich ihm zuwandte. Er übte einen guten Einfluss auf sie aus, sowohl auf der Bühne als auch sonst. Live ahnte er jede ihrer Bewegungen voraus. Das gab ihr Sicherheit, sie konnte sich dem Publikum widmen und auf den Jubel reagieren. Sie spielten eine Menge Songs von Frank , wenn auch sicher nicht mir zuliebe. Gegen Ende hielt sich Amy die Hand vor die Stirn und spähte über die Menge hinweg.
„Wo ist mein Papa? Wo bist du, Papa?“
Die Leute drehten sich um, als ich ihr winkte. „Hier, Schatz“, rief ich.
„Das ist mein Papa, Leute“, schrie sie, und eine Menge verwirrter Norweger klatschte mir Applaus.
Der Vormittag hatte mich allerdings doch ziemlich mitgenommen, und eines der seltenen Male in meinem Leben trank ich zu viel Bier. Vielleicht war es auch nicht zu viel, sondern zu stark. Wir fuhren nachts mit dem Tourbus nach Oslo, und es ging mir echt miserabel. Ich war furchtbar erkältet und, als wir gegen halb zehn vormittags in Oslo ankamen, wohl immer noch betrunken. Beim Aussteigen stürzte ich auf der Bustreppe und verletzte mich am Rücken.
Amy sorgte sich sehr um mich. Sie kümmerte sich darum, dass ich genug zu essen bekam, und bestellte heißes Zitronenwasser – sie mochte es nie, wenn ich krank war, und konnte manchmal sehr mütterlich sein. Dann verkündete sie plötzlich, ihr gehe es nicht gut und sie werde am Abend nicht auftreten. Zehn Minuten später unternahm Blake einen kurzen Spaziergang, kam mit weiß der Teufel was zurück, und simsalabim! – ging es Amy besser, und sie wollte doch auf die Bühne. Sie bildeten sich tatsächlich ein, wir anderen hätten keine Ahnung, was los war. Ganz im Gegenteil; egal wie oft das passierte, für mich war es immer dasselbe Gefühl: wie ein Schlag ins Gesicht.
Die Show an
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