Meine Tochter Amy (German Edition)
die mir schwerfielen.
„Papa, ich brauche Unterwäsche“, sagte sie.
„Okay, ich hol dir welche von Marks & Spencer“, sagte ich.
„Nein, Papa, nicht Marks. Geh zu Agent Provocateur.“
In den Dessousladen? Ich schluckte. „Spinnst du? Ich kann da nicht rein.“
Klar, dass sie ihren Willen bekam. Ich marschierte zu Agent Provocateur in Soho und fand es, gelinde gesagt, etwas merkwürdig. Es wäre mir peinlich gewesen, nach Schlüpfern für meine Tochter zu fragen, also sagte ich, sie seien für meine Frau.
Amy war mit meinen Einkäufen sehr zufrieden, aber ich machte den Fehler, ihr zu sagen, wie sehr ich mich geschämt hatte. Sie genoss es, wenn ich mich wand und krümmte, und wusste genau, wie sie mich aufziehen konnte. Darin hatte sie jahrelange Übung, und mit meiner üblichen Antwort – „Frag nicht mich, sondern deine Freundinnen“ – war ich diesmal grandios gescheitert. Tags darauf schickte sie mich wieder hin: Dieses Mal sollte ich ein Babydoll-Nachthemd kaufen.
Zu den Pflegern und Patienten in der London Clinic war Amy wunderbar. Es war ihr stets ein Anliegen, Leute kennenzulernen. Sobald ich ihr Zimmer betrat, fing sie an: „Das da drüben ist Dave. Er wurde am Rücken operiert … Susan ist seit sechs Wochen hier, kommt aber morgen raus“, und so weiter und so fort. Sie kannte auch die Lebensgeschichten sämtlicher Pfleger. Wenn sie nüchtern war, hatte sie ein hervorragendes Gedächtnis und merkte sich all ihre Vorlieben und Abneigungen, die Namen ihrer Kinder und ihre Lieblingsmusik. Wenn sie mal einen Namen oder ein Datum wusste, dann für immer. Sie konnte fantastisch mit Menschen umgehen, die Pfleger und Patienten liebten sie. Nach ihrem Tod meldeten sich einige Leute, die damals mit ihr in der Klinik gewesen waren, und erzählten, wie sie sie immer aufgemuntert hatte.
In der London Clinic ließ sich Amy eine Tätowierung entfernen, ein Pik-ass am Finger. Es stammte noch aus ihrer Zeit mit Alex Clare und hatte Blake nie gefallen. Die News of the World glaubte zu wissen, sie lasse es wegmachen, weil sie und Blake wieder zusammen seien; Amy und Blake seien verlobt und wollten Anfang 2010 heiraten, behauptete das Blatt. Ich gab keinen Kommentar ab, sprach Amy jedoch bei meinem nächsten Besuch darauf an: Die Geschichte mit der Verlobung war frei erfunden, an der Mutmaßung, dass Blake hinter der Entfernung des Tattoos steckte, war hingegen vielleicht etwas dran. Amy gab es zwar nicht zu, stritt es aber auch nicht ab.
Als Nächstes wollte sie sich die Nase machen lassen – sie sagte, sie wolle sie kleiner haben, hasse ihre Form und könne sich nicht mehr im Spiegel sehen. Da wurde ich zornig. Die Brustvergrößerung hatte ich verstanden, aber das war lächerlich. Als ich ging, war ich niedergeschlagen und traurig.
Amy verließ die Klinik am 25. November, tags darauf besuchte ich sie in Hadley Wood. Sie sagte, sie sei einsam und depressiv, wolle bei Blake sein und nicht mehr in Hadley Wood wohnen. Ich machte ihr deutlich, was ihre Familie von Blake hielt, aber mit dem Haus, sagte ich, lasse sich was machen. Wenn sie zurück nach Camden wolle, würde ich mich umschauen. Blakes Namen wieder zu hören, demoralisierte mich. Ich dachte, Amy käme langsam darüber hinweg, aber sie liebte ihn wohl immer noch.
Am späteren Nachmittag rief ich Dr. Romete an, und wir unterhielten uns lange über Amys Alkoholismus. Mir wurde einiges klar, und so informierte ich mich im Internet über die Anonymen Alkoholiker (AA) sowie andere Hilfsangebote für Alkoholabhängige.
Am nächsten Tag fuhr Andrew Amy nach Sheffield zu Blake. Tags darauf verkündete Amy Raye, zwischen ihr und Blake sei alles aus. Wie ihre Laune änderte sich auch die Beziehung zu Blake täglich, und ich konnte mit der Entwicklung nicht mithalten. Am einen Tag beschloss sie, alles sei vorbei, am nächsten telefonierte sie stundenlang mit ihm. Als ich dann hörte, sie seien angeblich wieder fest zusammen, hielt ich es nicht mehr aus, fuhr sofort nach Hadley Wood und hatte einen fürchterlichen Streit mit Amy – einen der schlimmsten überhaupt. Ich sagte schreckliche Dinge, die ich auf der Stelle bereute. Es fällt mir schwer, aufzuschreiben, was ich ihr alles an den Kopf warf.
„Du hast die Wahl“, brüllte ich. „Wenn du mit ihm gehst, riskierst du, deine Familie zu verlieren.“
Natürlich hätten wir zu ihr gestanden, egal wie sie sich entschied, aber damals empfand ich das als katastrophalen Rückschlag. In Amys Augen
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