Meine Tochter Amy (German Edition)
Hospital in Paddington.“
Das ergab überhaupt keinen Sinn: Einige Zeit zuvor hatte Andrew angerufen, Amy und er seien unterwegs nach Sheffield. Wie kam sie in ein Londoner Krankenhaus? Es gibt kein Royal Oak Hospital in Paddington. Während ich langsam aufwachte, wurde mir klar, dass dieser Anruf wohl ein böser Streich war: Dieser Danny hatte offenbar keine Ahnung, dass Amy in Sheffield war.
Ich war angewidert und schockiert, aber statt lange darüber nachzudenken, wählte ich Amys Nummer. Sie ging nicht ran, also rief ich Andrew an, weckte ihn und sagte, Amy solle mich sofort zurückrufen. Das tat sie nach ein paar Minuten: Alles sei in Ordnung, nichts war passiert, der Anruf ein Schwindel.
Danach konnte ich nicht mehr schlafen, also ging ich runter und starrte aus dem Fenster. Ich begriff nicht, was jemanden dazu brachte, so was zu tun. Welche Art Mensch war dazu fähig? Die ständigen Beschimpfungen in der Presse waren schlimm genug, ganz zu schweigen von den anonymen SMS und diesem ganzen Mist. Und jetzt das. Wie ich da saß, fühlte ich mich immer schlechter, bis ich plötzlich aufsprang und – was bei mir selten vorkommt – ins Bad rannte, um mich zu übergeben.
Ein paar Stunden später rief Amy an, um sich nach mir zu erkundigen und mir noch mal zu sagen, dass sie okay war.
Eines Nachts, als sie betrunken war, teilte sie mir aus heiterem Himmel mit, Blake sei wieder voll auf Heroin. Sie habe ihn in Sheffield dabei erwischt. Sie muss meine Angst gespürt haben, denn sie fügte ungefragt hinzu: „Papa, du weißt, dass ich nie wieder harte Drogen nehme.“ Das wusste ich. Mein größtes Anliegen war nun, dass sie mit dem Trinken aufhörte.
Im Februar ging Amy nach Jamaika, um mit Salaam Remi im Studio zu arbeiten. Es gab noch kaum Material für ihr drittes Album; sie war äußerst selbstkritisch, deshalb würde es diesmal viel länger dauern, die Songs fertigzukriegen, als bei den ersten zwei Alben. Sie probierte eine Idee nach der anderen und verwarf sie wieder. Das ließ mich hoffen, dass sie vielleicht bald über Blake hinweg sein könnte. Wenn Amy arbeitete, war er das Letzte, was ihr in den Sinn kam.
Während Amy weg war, fand ich am Camden Square ein neues Haus für sie. Sie wollte unbedingt wieder nach Camden Town – es war wohl ihre Heimat in London –, und das Haus war perfekt: ein wunderschöner Bau aus dem frühen 19. Jahrhundert mit eigenem Grund. Es gab viel daran zu machen; momentan war das Gebäude in sechs Wohnungen aufgeteilt, wir mussten es also vollständig entkernen. Aber das bot Amy die Möglichkeit, alles einzubauen, was sie wollte: Fitnessraum, Aufnahmestudio, viele Schlafzimmer, einen schönen Garten. Ohne es auch nur gesehen zu haben, beauftragte sie mich, es zu kaufen.
Als sie von Jamaika zurückkehrte, führte ich sie zum ersten Mal hin. Sie verliebte sich sofort in das Haus und machte Pläne für die Renovierung. Leider würden die Arbeiten längere Zeit dauern, und der Mietvertrag in Hadley Wood lief aus. Sie brauchte schnell eine Wohnung. Die am Jeffrey’s Place gehörte ihr zwar noch, aber da wollte sie wegen der schlimmen Erinnerungen nicht hin. Weil ich wusste, dass Amy gerne nahe am Zentrum lebte, mietete ich ihr Anfang März eine sehr hübsche Wohnung am Bryanston Square im West End.
Neben den Sessions mit Salaam Remi arbeitete sie auch mit Mark Ronson in London. Mitte März luden Janis und ich sie zum Mittagessen bei Reubens ein, wo wir uns die Bäuche vollschlugen. Ich war heilfroh, dass sie sich wieder mit dem beschäftigte, was sie am besten konnte, und es war fabelhaft, darüber zu reden, statt um ihre Probleme herumzutänzeln. Amy sagte, die Songideen für das neue Album seien weiter als auf Jamaika, es gebe jedoch noch keine fertigen Tracks. Wie üblich erzählte sie mir wenig von ihrer Musik, solange nichts vollendet war.
„Du wirst abwarten müssen, Papa“, sagte sie. „Ich kann dir nur so viel verraten: Ich habe mit Mark an Sixties-Girlgroup-Sounds gearbeitet, das gefällt mir immer noch. Und ein paar andere Sachen. Außerdem habe ich auf Jamaika Reggae neu entdeckt und mit Salaam ein paar Tracks in diesem Stil gemacht.“
Bald darauf wollte Amy unbedingt, dass ich mit ihr zu Selfridges shoppen gehe. Sie hatte seit drei Tagen nichts getrunken und sagte, sie wolle einen Intensiv-Fahrkurs machen – Gott steh uns bei, dachte ich. Nach dem Einkaufen tat ich etwas Dreistes. Ich wusste, sie würde die Hälfte der Sachen, die sie gekauft hatte, nie
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