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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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Menschen.
Finden Sie bewusst Symbole für die Abwesenheit Ihres geliebten Menschen, so wie Sie Symbole (insbesondere Fotografien oder Erinnerungsstücke) für die Anwesenheit und Präsenz Ihres geliebten Menschen gefunden und gestaltet haben. Schauen Sie diese Abwesenheitssymbole immer wieder an und sagen Sie: »Ich spüre jetzt deine Abwesenheit, und das ruft mir dich in Erinnerung.«
Achten Sie immer wieder bewusst auf die Symbole und Zeichen für die Anwesenheit Ihres geliebten Menschen. Wenn Ihnen solch ein Zeichen in die Augen fällt, dann sagen Sie: »Ich spüre, dass du da bist, und das ist gut so. Das ist ein Geschenk für mich, das mir hilft und unsere Beziehung und Verbundenheit vertieft und stärkt.«
3. Ich bin mit dir verbunden und du mit mir – und dabei sind wir frei
    Trauernder: Ich möchte meine Frau gerne bei mir behalten, aber …
    Trauerbegleiter: Das finde ich sehr verständlich. Und doch gelingt es Ihnen nicht?
    Trauernder: Dann entzieht sie sich.
    Trauerbegleiter: Je mehr Sie sie festhalten wollen?
    Trauernder nickt.
    Trauerbegleiter: Vielleicht liegt genau hier der Schlüssel.
    Trauernder: Sie meinen, ich soll loslassen?
    Trauerbegleiter: Ich finde, das Loslassen ist ein schwieriges Wort. Vielleicht könnte es ein Freilassen sein.
    Trauernder: Und dann geht sie mir nicht verloren?
    Trauerbegleiter: Nein, ich glaube nicht. Ganz im Gegenteil, dann wird sie kommen.
    Trauernder (lächelt): Ja, meine Frau hat immer gemacht, was für sie richtig war.
    Trauerbegleiter lacht: Und könnte es jetzt nicht auch so sein? Wenn Sie Ihre Frau freigeben, dann kommt sie, und dann kommt sie aus freien Stücken.
Du bist frei im Land der unendlichen Freiheit – und ich freue mich für dich
    Wie immer wir uns die Gestalt und Seinsweise unseres geliebten Menschen an seinem sicheren Ort vorstellen, eines ist für viele Trauernde klar: Der geliebte Mensch lebt dort in einer ganz anderen Weise, als wir es in unser konkreten, materiellen Welt tun. Ob wir den Verstorbenen als personales Gegenüber, als innere Kraftquelle, als geistige Person, als Engel oder als etwas Unvorstellbares denken und erleben, immer unterscheidet er sich von unserer eigenen leiblichen Existenzweise. Im Unterschied zu derirdischen Existenz scheint der geliebte Mensch frei zu sein von den Fesseln des Körpers, der Schwerkraft und der Zeitlichkeit.
    Ein wichtiger Schritt in der Beziehungsarbeit ist es, den geliebten Menschen in seine andere Seinsweise gehen zu lassen. Wir können den geliebten Menschen nicht mehr »hier unten« halten. Wir werden allmählich akzeptieren, dass er in einer ganz anderen Freiheit existiert. Aus unserer Erfahrung, insbesondere aus der schweren Erfahrung der Trauer und des Schmerzes, ist diese Freiheit etwas unendlich Leichtes, Schwebendes, Fliegendes und Beglückendes. Für uns selbst ist dieser Zustand unvorstellbar, aber für unseren geliebten Menschen können wir uns allmählich vorstellen, dass er in dieser so ganz anderen Seinsweise existiert. Wie wunderbar muss diese unendliche Freiheit für unseren geliebten Menschen sein. Je klarer wir uns das machen, umso mehr können wir uns freuen, dass unser geliebter Mensch so existieren darf. Im Reich der Verstorbenen, im Reich der Unsterblichen ist die Freiheit grenzenlos – und unser geliebter Mensch lebt in dieser grenzenlosen Freiheit. Etwas Schöneres kann man keinem Menschen wünschen, den man liebt. Vielleicht können wir uns auch von dieser leichten Freiheit ein wenig anstecken lassen. Unser geliebter Mensch wird uns das ganz sicher erlauben!
Du bindest mich nicht mehr – und ich binde dich nicht mehr
    Kommen wir noch einmal auf die immer wieder neu gestellte Frage nach dem »Loslassen« zurück. Für mich bedeutet loslassen auch, den geliebten Menschen frei zu lassen. Ich akzeptiere, dass mein geliebter Mensch in einer unendlichen, für uns kaum vorstellbaren grenzenlosen Freiheit lebt. Er ist nicht mehr an das Irdische und damit auch nicht mehr an mich, meine Vorstellungen und Wünsche gebunden. Wenn ich als Trauernder das akzeptiert habe, dann will ich ihn auch nicht mehr binden, nicht mehr durch meine Bedürfnisse, auch nicht mehr durch meine Trauer. Ich kann meinen geliebten Menschen dort, an seinem sicheren Ort, dort, in seiner neuen Existenzweise, nicht mehr einschränken – und ich will es irgendwann auch nicht mehr, weil ich anerkennen muss, dassdas der neuen Existenzweise meines geliebten Menschen nicht mehr angemessen ist. Loslassen heißt nun, den

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