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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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ist. Die geistige Liebe zum Verstorbenen bleibt so immer geerdet.
    Mit zunehmender Zeit können sich aber auch die Chancen einer geistigen Liebe entfalten. Wie der Geist leicht und frei ist, so kann diese Liebe trotz der immer wieder aufbrechenden Wehmut auch etwas Leichtes gewinnen. Die Nähe zum geliebten Menschen bekommt etwas Schwebendes. Ich spüre ihn ganz fein, ganz leicht und bin sanft von ihm berührt. Wenn ich an den Verstorbenen denke, kann in mir ein Lächeln aufsteigen. Überrascht entdecke ich, dass wir gemeinsam über eine komische Situation lachen. Ich höre, wie mein geliebter Mensch ein witzige Bemerkung oder einen Scherz macht. Wenn ich meinem geliebten Menschen begegne, sehe ich ihn in einem hellen Licht. Manchmal ist es mir, als tanzte er um mich oder forderte mich zum Tanz auf. Manchmal ertappe ich mich, dass ich selbst heiter und leichter werde. Ich bin mir dann sicher, dass mein geliebter Mensch sich mit mir freut.
    Es mag für akut Trauernde unwahrscheinlich klingen, und dochwird es möglich sein: Die Begegnungen und die inneren Erfahrungen mit dem verstorbenen geliebten Menschen können heiter und beglückend sein. Sie gleichen einem leichten Tanz und einem heiteren Miteinander-Spielen.

    Spüren Sie noch einmal in die Anfangszeit Ihrer Trauer zurück und nehmen Sie die intensiven Liebesgefühle von damals auf. Sie werden deren verzehrende Intensität und verzweifelte Schwere spüren. Dann sagen Sie zu sich: »Es ist gut, dass es diese intensive Liebe gibt. Sie hat mir geholfen, eine neue Beziehung zu meinem geliebten Menschen zu finden. Und es ist gut, wenn es diese intensive Liebe weiterhin gibt.«
Wenn Sie die Erfahrung gemacht haben, dass die verzehrende, verzweifelte Anfangsliebe sich zurückgenommen hat oder in den Hintergrund getreten ist, erlauben Sie sich dieses: »Die verzehrende Liebe darf weniger werden, weil ich weiß, dass eine andere Form der Liebe sich entwickelt und dazukommt.«
Stellen Sie sich vor, wie die Sonne nach langer, dunkler Nacht allmählich aufsteigt, an Leuchtkraft gewinnt und als strahlendes Licht über Ihnen steht. Nehmen Sie über dieses Bild Kontakt zu Ihrer Liebe auf und sagen Sie: »Meine Liebe hat sich durchgesetzt, und ich weiß, dass sie bleiben wird. Mit jedem Tag wird sie kräftiger, stärker und leuchtender.«
Suchen Sie ganz bewusst nach Erinnerungen, in denen Sie mit Ihrem geliebten Menschen gelacht haben, in denen Sie mit ihm Freude erlebt haben und in denen Sie beide heiter und gelöst waren. Spüren Sie dann, wie sich in solchen Situationen Ihre Liebe zu Ihrem geliebten Menschen anfühlte und jetzt noch anfühlt. Nehmen Sie das Leichte in diesen besonderen Liebeserfahrungen auf und sagen Sie: »Die Liebe zu dir war immer auch leicht und heiter und sie darf es jetzt auch nach deinem Tod wieder sein.«
5. Ich achte dein Schicksal – und lerne, mein eigenes zu akzeptieren
    Trauernder: Warum musste meine Frau sterben? Warum?
    Trauerbegleiter: Das ist schwer, vielleicht nie zu verstehen.
    Trauernder: Nein, ich will es nicht einmal akzeptieren, dass das alles so passiert ist
    Trauerbegleiter: Es wehrt sich alles in Ihnen gegen die Krankheit Ihrer Frau und Ihren Tod?
    Trauernder: Ja, es kann einfach nicht sein.
    Trauerbegleiter: Wenn es sich nur ungeschehen machen ließe.
    Trauernder: Ja, wenn das nur ginge.
    Trauerbegleiter: Aber… (Pause – der Trauernde nickt.) Es ist geschehen, was geschehen ist.
    Trauernder: Dann muss ich es wohl irgendwie akzeptieren.
    Trauerbegleiter: Zuerst ist es der Zwang der Fakten, dann ist es oft ein Sich-daran-Gewöhnen und irgendwann können Sie vielleicht dem, was geschehen ist, zustimmen. Aber lassen Sie sich dafür Zeit.
    Trauernder: Manchmal – und das ist nur eine Sekunde – weiß ich, dass es richtig ist, was passiert ist, aber das ist nur eine Sekunde, dann kämpfe ich wieder dagegen.
Alles wehrt sich in mir gegen deinen Tod
    Warum muss mein geliebter Mensch den Weg gehen, den er gehen musste? Warum sind ihm sein Leiden, sein Sterben und sein – vielleicht viel zu früher – Tod so beschieden? Warum musste mein geliebter Mensch im Tod gehen, und ich darf – muss vielleicht – noch bleiben? Diese Fragen stellen wir uns anfangs und später immer wieder. Zunächst sind sie auch als wütender Protest gegen den Tod des geliebten Menschen formuliert. Wir wollen nicht , dass der geliebte Mensch diesen Weg gehen muss. Wir würden alles dafür tun, um seinen Tod rückgängig zu machen. VieleTrauernde hoffen lange,

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