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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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Sie, welche Lebenswünsche in Ihnen allmählich wieder aufkeimen, und planen Sie behutsam deren Verwirklichung. Lassen Sie daran Ihren geliebten Menschen teilhaben.
Wenn Sie in Ihre Zukunft blicken, dann stellen Sie sich vor, dass am Ende dieser Zukunft Ihr geliebter Mensch auf Sie wartet. So fällt auf Ihre nun ganz anders gewordene Zukunft das Licht einer besonderen Hoffnung.
2. Immer wieder vermisse ich dich – und dann bist du plötzlich wieder da
    Trauernde: Nach fünf Jahren vermisse ich meine Tochter immer noch, ist das normal?
    Trauerbegleiter: Ich weiß nicht, ob es normal ist, aber Ihre Tochter bleibt tatsächlich abwesend.
    Trauernde: Und das wird mir immer wieder bewusst.
    Trauerbegleiter: Das darf immer noch wehtun.
    Trauernde: Und ich muss da nicht endlich darüber weg sein?
    Trauerbegleiter: Nein, Ihr Gefühl drückt aus, was Realität ist.
    Trauernde: Mir geht es doch auch ganz gut, aber es gibt Zeiten, da brechen diese Gefühle wieder auf.
    Trauerbegleiter: Gefühle von Vermissen und Sehnsucht nach Ihrer Tochter?
    Trauernde: Ein leiser, ziehender Schmerz.
    Trauerbegleiter: So etwas wie Wehmut?
    Trauernde: Ja, genau.
    Trauerbegleiter: Ich denke, die wird und die darf bleiben. Auch deshalb, weil sie Ihre Tochter Ihnen immer wieder nahebringt.
Schwere Tage und Zeiten kommen – und dann bist du wieder näher bei mir
    Auch wenn ich nun im Alltag meinen geliebten Menschen nicht mehr ständig vermisse, gibt es Momente, in denen das alte Missen und Sehnen wieder aufbricht. Dies geschieht besonders an den Tagen, die mit Erinnerungen an den geliebten Menschen verbunden sind, wie zum Beispiel sein Todestag oder Geburtstag.
    Im September, wenn das Wetter spätherbstlich wird, schleicht sich in meiner Brust eine Traurigkeit ein, für die es zunächst scheinbar keinen Anlass gibt. Doch alles in dieser Zeit erinnert mich zuerst unbewusst, dann immer bewusster daran, dass derTodestag meines Sohnes ansteht. Dieser Tag kommt dann wie eine dunkle Wolke auf mich zu, was mich niederdrückt und mit leisem Schmerz erfüllt. Am liebsten würde ich die Augen verschließen und mein Fühlen abstellen, damit ich den Todestag meines Sohnes nicht erleben muss. Doch ich spüre, dass das nicht möglich ist und dass sich dann meine Traurigkeit in einer depressiven Schwere niederschlägt. Die einzige Lösung ist es, dass ich mich dem Todestag und dem Tod meines Sohnes stelle und wieder mein Sehnen und Missen spüre. Und dieses bringt mir meinen Sohn wieder nahe, schmerzlich zwar, aber auch doch auch so, dass ich meine Liebe zu ihm wieder deutlicher spüre.
    Solche Gedenk- und Erinnerungstage sind schwer und doch nötig, weil sie mich immer wieder auf meinen Sohn hin ausrichten. Sie unterbrechen meine mit vielen Aufgaben und Pflichten gefüllte Alltagsroutine, in der mein Sohn manchmal zu sehr in den Hintergrund tritt. So kommt mir mein Sohn wieder näher und ich bin in meinen Gedanken wieder mehr bei ihm.
    Auch Phasen von zunächst nicht verständlicher Müdigkeit, Niedergeschlagenheit oder Depressivität weisen darauf hin, dass ich mir wieder das Fehlen meines geliebten Menschen bewusster machen sollte. Oft ist auch wieder die Trauer zu Gast und teilt uns mit, dass wir uns wieder intensiver auf die innere Beziehung zu unserem geliebten Menschen einlassen sollten.
Wenn es für mich so schön ist – dann vermisse ich dich doch wieder
    Hoffentlich können wir allmählich wieder Schönes erleben und genießen, nicht zuletzt weil der geliebte Mensch es uns auch wünscht. So wird das Leben wieder mehr zu meinem Leben, mit dem ich mich über das Schöne anfreunde. Doch gerade der schöne Augenblick, der Augenblick des Genießens, kann mein Sehnen nach meinem geliebten Menschen wieder wachrufen. Ich sitze in einem Konzert, bin ganz in den Klängen des Orchesters versunken, und dann fühle ich, wie mir Tränen über die Wangen laufen. Jetzt spüre ich angesichts des Schönen, wie traurig es ist, dass mein Sohn sterben musste und nicht mehr leben darf. Ich seheeine rührende Liebesszene im Film, und plötzlich will ein Schluchzen aufsteigen. Die Filmszene konfrontiert mich damit, dass das mein Sohn nie mehr erleben kann.
    In solchen Situationen wird das Schöne – um ein bekanntes Rilke-Wort abzuwandeln – des Traurigen Anfang. Im schönsten Augenblick kommt mir das Leben und komme ich mir selbst ganz nahe. In dieser dichten Präsenz meiner selbst wird aber auch deutlich, dass mein geliebter Mensch jetzt abwesend ist. Dann wird mir

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