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Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
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einfach nur da, wie soll ich sagen, einfach nur da – als Gefühl.
    Trauerbegleiterin: Sie spüren dann ihre Präsenz und Kraft?
    Trauernde: Irgendwie ist sie da, und das genügt dann.
    Trauerbegleiterin: Paula ist ein Teil von Ihnen, ganz nah und ganz sicher in Ihnen.
Du bist Teil meiner Seele – und so bleibst du für immer in mir verankert
    Auch wenn wir nun mehr und mehr wieder ins Leben zurückkehren, geht uns der geliebte Mensch nicht verloren. Wir nehmen ihn mit in unser Leben, weil er zu einem festen Teil unserer Person und unseres Körpererlebens geworden ist.
    Auf meine Frage, wo sie ihren verstorbenen Mann in ihrem Körper spüre, antwortet eine sechzigjährige Witwe, die ihren Mann vor drei Jahren verloren hat, mit einem Lächeln: »Hier unter meinem Herzen. Und da nehme ich ihn überallhin mit.« Dann überlegt sie und ergänzt: »Er muss dann auch dorthin mitgehen, wo er früher nicht gerne mit mir hinging.«
    Schon zu Lebzeiten haben wir unseren geliebten Menschen als ein inneres Bild tief in unserer Seele abgespeichert. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass wir wichtige Menschen nach innen nehmen und ihr Bild ganz sicher in unserem emotionalen Gedächtnis gespeichert ist. Intensive Beziehungen und Bindungen an Menschen bleiben dort ein ganzes Leben lang gespeichert. Die Bindungsforschung hat uns gezeigt, dass sich unsere Bindungserfahrungen mit den wichtigsten Bezugspersonen unseres Lebens in Form von sogenannten Bindungsstilen niederschlagen. Weil Bindungen schon für unser Überleben als Kind so wichtig sind, werden sie stabil und überdauernd als emotionale Erfahrungen gespeichert. Wir erleben und verhalten uns in Beziehungen immer wieder in einer ähnlichen Weise, so wie es uns unser Bindungsstil vorgibt. So sind auch die Bindungserfahrungen mit unserem geliebten Menschen sehr stabil als Bindungswissen in den tiefen und unbewussten Schichten unseres Gehirns gespeichert.
    Zwar war durch den Tod unseres geliebten Menschen unsere Beziehung zu ihm vorübergehend bedroht, doch in der Trauerzeit haben wir unsere innere Beziehung zu ihm durch die Erinnerungsarbeit erneut realisiert und vertieft. Auch das Wissen um den sicheren Ort für unseren geliebten Menschen hat in uns eine Beziehungsgewissheit verankert, in der wir unseren geliebten Menschen ganz sicher als inneres Gegenüber wissen. In diesen Prozessen wird der geliebte Mensch so sehr ein Teil von uns, dass er geradezu einen Teil unserer Persönlichkeit darstellt.
Nicht immer denke ich an dich – und doch bist du im Hintergrund da
    Kurz nach dem Tod unseres geliebten Menschen ist unser Denken und Fühlen gänzlich auf ihn und sein Fehlen ausgerichtet. Wir können gar nicht anders, als ständig an ihn zu denken. Diese intensive Beschäftigung mit dem geliebten Menschen tritt allmählich zurück und es gibt Zeiten, Stunden und Tage, an denen wir nicht an ihn denken. Viele Trauernde entdecken das mit einem Erschrecken. Doch es genügt ein Augenblick der Besinnung, dann ist der geliebte Mensch wieder präsent. Was sehr sicher in unsgespeichert ist, wird von unserem Gehirn im so genannten »impliziten« oder »unbewussten« Gedächtnis abgelegt. Damit »verschwindet« es zunächst aus unserem Bewusstsein, geht aber nicht verloren. Wir können uns das an dem einfachen Beispiel des Autofahrens verdeutlichen.
    Wir wissen nicht mehr, wie wir Auto fahren. Das bewusste Wissen um die Abläufe beim Autofahren ist in den Hintergrund getreten. Wir können uns aber jederzeit bewusstmachen, was wir beim Autofahren tun.
    Dazu müssen wir unsere bewusste Aufmerksamkeit wie einen Lichtkegel auf das Autofahren richten, dann wissen wir nicht nur, wie wir fahren, sondern wir erinnern uns auch an die erste Fahrstunde oder an die Fahrprüfung. Es ist also eine Frage unserer Aufmerksamkeitsfokussierung , wie viel wir von dem Unbewusst-Gewordenen wieder bewusst wissen wollen. Mit der Fokussierung der Aufmerksamkeit kann ich das aus dem Hintergrund nach vorne bringen, was mir wichtig ist.
    Wenn ich den Eindruck habe, mein geliebter Mensch sei zu sehr in den Hintergrund meines Lebens gerückt, kann ich mich fragen, wie viel meiner Aufmerksamkeit, meines Fühlen, meines Denken und letztlich meiner Liebe ich wieder auf ihn richten will. Dabei helfen uns auch die Erinnerungstage wie sein Geburt- oder Todestag. Auch unsere Sehnsucht oder unsere Wehmut könnten Impulse sein, unser Denken und Fühlen auf unseren geliebten Menschen zu fokussieren und ihn damit wieder auf die

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