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Meine Väter

Meine Väter

Titel: Meine Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bronnen
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andere von der Tragödie eines Vaters, den sein eigener Sohn verleugne, nur die höflich bedauernde Antwort, ein Schüler warte auf ihn.
    Ich stelle mir vor, wie Frischauer hartnäckig fortfährt: Es sei ja verständlich, daß die Frage der Provenienz seines Sohnes um so rascher auftauche, als er im nationalsozialistischen Fahrwasser zu segeln begann und, von den Machthabern des Dritten Reiches aufs Schild gehoben, die Karriereleiter bestieg. Und im Zusammenhang mit dem Vatermord, da habe der Sohn Arnolt Bronnen öffentlich eine Erklärung für seine Abstammung abgegeben, eine Entschuldigung quasi, die er als »Einlaßschein« in die Karriere-Gefilde des Dritten Reichs benutzt habe.
    Mit einer knappen Entschuldigung schob sich Ferdinand
in dem engen Flur an Frischauer vorbei und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Sofort kam Martha aus dem Schlafzimmer und bereitete einen Kaffee zu. Bewundernswert ihre stoische Haltung, die sie dem unangenehmen Überraschungsgast gegenüber aufbrachte.
    Frischauer setzte sich ins Wohnzimmer, rührte in seinem Kaffee und blickte Martha an, deren Gesicht, wie er fand, »immer noch eine gewisse Schönheit verriet«.
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    Ãœberzeugt vom »Schmerz des vom Sohn mißbrauchten Weibes«, gab Frischauer seine Geschichte vom Mutterherzen zum besten, das der Sohn der Mutter aus dem Leib gerissen und sich dabei verletzt habe: »Da zuckte das Mutterherz zum erstenmal auf«, sagte Frischauer und sog an seiner Zigarre, »hast du dir wehgetan, mein Sohn? fragte es.«
    So, er lehnte sich zurück, mag es Ihnen zumute sein.
    Doch Martha ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Â»Wenn mein Sohn etwas behauptet«, versicherte sie kühl, »wird er schon wissen, warum. Ich kann dazu nichts sagen. Ich bin ein Feind all jener, die meinem Sohn schaden wollen und die versuchen, seine Stellung zu erschüttern. Für mich ist es wichtig, daß er sich eine Position geschaffen hat. So einfach ist das.«
    Ist es nicht, meinte Frischauer. »Ich bin nicht der Sohn meines Vaters! schreit Arnolt Bronnen in die Welt hinaus, ich wurde in einem ehebrecherischen Verhältnis meiner Mutter mit einem Bauernsohn gezeugt! Es begann mit einem Vatermord und sicherte die Fortsetzung mit dem moralischem Muttermord. Mußte dazu der Arierparagraph geschaffen werden? Wie können Sie noch miteinander verkehren, Eltern und Sohn?«
    Â»Wir sind in ständiger Verbindung«, sagte Martha kühl,
»Arnolt schreibt mir wie meinem Mann und wir freuen uns, daß es ihm gutgeht.«
    Â»Hat je ein Sohn seine Mutter mit einem ähnlichen Vorwurf beleidigt«, fragte Frischauer scharf, »je die Ehre seiner Eltern in dieser Form angegriffen?«
    Â 
    Â 
    Martha stand auf. »Ich werde doch nichts sagen, was meinem Kinde schaden kann.«
    Gewiß, setzte Frischauer noch flink hinzu, um Martha zu provozieren, gewiß ist Ihr Leben, Ihre Ehe schwer, vielleicht sogar eine Plage?
    Martha öffnete die Haustür. Das muß ich mir von Ihnen nicht sagen lassen. Wir sehen unserer Zukunft getrost entgegen.
    Als Frischauer sich verabschiedete, hörte er aus dem Nebenzimmer die Kinderstimme: Aurea prima sata est …, und dazu Ferdinands Bleistift, der auf dem Schreibtisch trommelte.
    Draußen, im Park, nahm Frischauer vielleicht seinen Stift und notierte in sein Heft, was anderntags in der Zeitung stand: »Er will von Politik nichts wissen, der alte Professor Bronner, und nichts von Rassenkunde. Wenn es dem Jungen da draußen, in Deutschland, nur gut geht. Das Übrige soll er mit seinen Vorgesetzten, mit seinem Gewissen, abmachen.
    Der Preis, um den sich Arnolt Bronnen seine Stellung erkauft hat, ist hoch.«
    Als wäre es das Resümee seines Interviews, beschließt Frischauer seinen Artikel mit der unsäglichen Behauptung:
    Â»Eine Mutter faltet die Hände müde im Schoß …«
    Sie ist überrascht. Hier zeigt sich ihr eine Martha, die sie
noch nicht kannte. Ihr Verhalten zeugt von taktischer Intelligenz, ihre Sprache ist von trockener Klarheit. Von Tricks des Journalisten läßt sie sich nicht überlisten, und es gelingt ihm nicht, sie mit sentimentalen Floskeln zu beeindrucken. Sie bleibt sachlich und läßt sich nicht korrumpieren. Von Ferdinand vorgeschickt, bleibt sie Herrin in dieser unerwarteten Situation. Instinktiv und pragmatisch zugleich, macht sie keinen Fehler.
    Auf geradezu

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