Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
gehen“, sagte ich zu mir selbst und streckte meinem Spiegelbild die Zunge raus. Dann bürstete ich das pechschwarze Haar und band es zusammen. Bald sah ich wieder relativ normal aus und ging zum Frühstück. „Da bist du ja endlich“, grüßte mich mein Großvater. Ich sagte nur „guten Morgen“ und biss in mein Marmeladenbrot. „Du stehst in Zukunft früher auf, denn ich mache dir sicher nicht jeden Morgen das Frühstück“, sagte meine Großmutter und ich nickte. Noch früher aufstehen, wenn ich jetzt schon verschlief …
Schnell aß ich mein Brot und war auch schon aus dem Haus. Meine Schultasche war leichter als sonst und ich ging etwas fröhlicher zur Schule. Heute hatten wir nämlich früher aus. Genau zwei Unterrichtstunden lagen vor mir! Ich freute mich wirklich sehr. Die Schule verging Gott sei Dank schnell. Meine Mitschüler hatten mich wieder einmal argwöhnisch beobachtet. Ich hatte sie ignoriert.
Rasch ging ich die Straße zu meinem Zuhause entlang. Ich freute mich nicht darauf, weil meine Großmutter wegen des Vorfalls am Morgen sicherlich schlecht gelaunt war. Und dann erinnerte ich mich an Aaron. Ich hatte ihm noch immer nicht verziehen, dass er mich einfach so heimgeschickt hatte. Aber gab es Aaron wirklich? Ich wurde den Gedanken einfach nicht los, dass es nur ein Traum sein konnte. „Doch, es gibt ihn“, widersprach ich mir selbst.
Schließlich war ich vor unserem Haus angekommen und marschierte hinein. „Hallo! Ich bin zurück!“, rief ich laut durchs Treppenhaus. Keine Antwort. Mürrisch ging ich in die Küche. Großmutter saß am Küchentisch und strickte. „Hallo“, sagte sie, ohne aufzublicken. „Was strickst du denn da?“, fragte ich höflich, als ich mir meine Suppe aufwärmte. „Einen Schal für den Winter.“ „Ach so.“ Als die Suppe fertig war, schlang ich sie eilig hinunter. „Warum isst du denn so schnell?“, fragte meine Großmutter. „Ich möchte noch zu Luna.“ Wo war heute nur Großvater? Wahrscheinlich bei einem Freund.
Ich beeilte mich, zu Luna zu kommen. Die schlechte Laune meiner Großmutter war einfach nicht auszuhalten. Luna begrüßte mich stürmisch und wir machten einen Spaziergang. Anschließend ging ich wieder nach Hause und -erledigte die Hausaufgaben. Wir hatten zum Glück nur Mathematik auf. Ich hasste Mathematik und lernte deswegen auch nicht sehr viel. Trotzdem stand im Zeugnis meist eine Eins.
Nach einiger Zeit dämmerte es schon und ich beschloss, Abendessen zu kochen. Ich ging in die Küche und war nicht erstaunt, meine Großmutter dort anzutreffen. Sie strickte immer noch. „Ich mache heute Pfannkuchen. Ist das in Ordnung?“, fragte ich sie. Großmutter nickte. Pfannkuchen backen war meine absolute Leidenschaft. Meistens drehte ich sie in der Luft um. Ich hatte es heimlich geübt, wenn meine Großeltern nicht zu Hause waren, denn sonst hätte ich Ärger bekommen.
In der Zwischenzeit war mein Großvater nach Hause gekommen. Ich deckte den Tisch und servierte die Pfannkuchen, die ich wirklich mit viel Liebe zubereitet hatte. Sie schmeckten hervorragend. Nach dem Essen ging ich hinauf in mein Zimmer und beschloss, heute früh schlafen zu gehen. Mittlerweile war es draußen schon dunkel. Ich machte meine Fensterläden zu und sah zuvor noch kurz zum nächtlichen Himmel. Es ging ein kalter Wind, ich fröstelte. Mein Lieblingsstern war heute wieder zu sehen. Heller als alle anderen leuchtete er. Ich schloss das Fenster, zog mir meinen Schlafanzug an, legte mich ins Bett und schlief sofort ein.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich fühlte mich ausgeschlafen und beschloss, im Wohnzimmer nachzuschauen, ob Großvater eventuell noch wach war. Doch unten war niemand zu sehen. Irgendwie zog es mich wieder zum Fernrohr. Aber ich wollte Aaron die Freude nicht machen, ihn zu besuchen. Gegen meinen Willen drehte ich trotzdem an den Rädern und spürte das Herumwirbeln. Ich schloss die Augen und wenige Augenblicke später stand ich auch schon in der Wüste. Sofort erkannte ich Silvester. Heute wartete er ganz alleine. „Hallo, mein Schöner. Wo ist denn Basko?“, fragte ich ihn, als ich auf ihn zuging. Silvester schnaubte. Ich sah an mir herunter. Wieder hatte ich vergessen, ein anderes Kleid anzuziehen. Doch über Silvester hing eines. Es leuchtete silbern und ich zog es mir schnell über. Dann schwang ich mich auf das Pferd. Ohne dass ich ihn angetrieben hätte, ging Silvester von alleine los. Erst erschreckte ich mich, doch dann war ich
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