Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
ich zu mir selbst. „Hab dir nicht zu viel versprochen, was!?“ Aaron sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. Es war unmöglich, etwas zu sagen. Die Aussicht war faszinierend. Nach einiger Zeit hatte ich meine Stimme wiedergefunden und fragte nach den Dörfern in der Nähe. Aaron beantwortete mir all meine Fragen: „Das ist das Dorf des Königs Oswald im Westen. Hier drüben in dem kleinen Dorf herrscht Alessandro. Ein netter Kerl.“ „Und hier“, fuhr Aaron fort, „siehst du das Reich von Achille. Das Dorf, oder besser gesagt die Stadt, nennt sich Kingsleon. Achille ist … nun ja, wie soll ich es ausdrücken … er ist anders . Man sagt, er sei ein … ein herrschsüchtiger König. Und dann hat er noch eine Tochter …“
Aufmerksam hörte ich zu. „Eine Tochter? Wie heißt sie denn?“, fragte ich und wartete geduldig auf eine Antwort, denn diesmal antwortete er mir nicht so schnell. „Ja, ihr Name ist Anastasia. Sie ist, laut Legenden, sehr hübsch und hat langes, gelocktes Haar. Doch den Charakter hat sie von ihrem Vater, wie man sich erzählt.“ Ich nickte und stellte mir Anastasia vor. Sie musste wirklich sehr hübsch sein. „Wie wär’s, sollten wir wieder zurückgehen?“, fragte Aaron mich und lächelte. „Ja“, antwortete ich, obwohl ich am liebsten noch Stunden oder Tage dort geblieben wäre. Langsam gingen wir zurück. Als wir vor dem Schloss -standen, sagte der Prinz: „Du bleibst doch noch bis morgen, oder!? Ich möchte nicht, dass du gehst.“ „Wenn du -möchtest“, antwortete ich. Dann brachte er mich in mein Zimmer. Doch auch hier war keiner der Dienstboten zu sehen. Nicht einmal Shania befand sich in meinem Zimmer.
Begegnung
In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Obwohl ich keine Albträume hatte, wälzte ich mich in meinem Bett unruhig hin und her. Nach einiger Zeit war ich hellwach und beschloss aufzustehen. Meine Augen hatten sich bald an die Dunkelheit gewöhnt und ich schaute mich im Zimmer um. Alles sah aus wie immer. Der große Schrank, das Badezimmer und die vielen Bilder. Doch der Sessel, auf dem normalerweise Shania saß, war leer. „Komisch“, dachte ich und trat aus dem Zimmer. Eigentlich war es mir ja nicht erlaubt, einfach so im Schloss herumzuschleichen, doch ich war zu neugierig. Ich schämte mich für mein Verhalten. Ohne Schuhe, nur mit meinem Nachthemd bekleidet, marschierte ich los.
Das Schloss war wirklich riesig. Größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich kam an mehreren hohen Türen vorbei. An den Wänden hingen große Bilder. Ich sah mir jedes ganz genau an. Vor einem blieb ich besonders lang stehen. Zu sehen war ein Mann mittleren Alters. Er sah erschöpft aus. Sein langes, graues Haar hing schlaff an den kräftigen, muskulösen Schultern hinunter. Der Gesichtsausdruck wirkte traurig. Als ich ein Schild neben dem Bild entdeckte, erschrak ich: Elio I. von Abanon. Er war offensichtlich König in diesem Schloss gewesen. Noch eine ganze Weile betrachtete ich das Bild, dann ging ich weiter.
Bald gelangte ich zum Dachboden des Schlosses. Hier hingen weder Bilder noch Kerzenleuchter. „Unheimlich“, sagte ich zu mir selbst. Vorsichtig tastete ich mich an der Treppe entlang und entdeckte eine eher abgelegene Tür. Wäre ich nicht so lange gegangen, wäre sie mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Im Gegensatz zu den anderen Türen hatte diese kein Schloss, sondern einen Riegel. Ich schob ihn auf. Die Tür öffnete sich knarrend. Ich blinzelte, denn hier drinnen war der Raum hell erleuchtet. Vorsichtig tapste ich ins Zimmer. Auf dem Boden lag Staub und an den Wänden schälte sich der Putz. Ich schauderte und ging um eine Ecke. Erst jetzt stand ich richtig im Zimmer. Doch als ich meinen Blick in die Mitte des Raumes richtete, konnte ich kaum glauben, was ich sah. Dort stand ein Bett. Ein Himmelbett mit blutrotem Stoff. Darin lag eine Person. Ich trat näher, um sie begutachten zu können.
Da bemerkte ich erst den Gestank. Ich hielt mir die Hand vor die Nase, um den beißenden Geruch nicht einatmen zu müssen. Im Bett lag ein alter Mann. Ich schätzte ihn auf über siebzig Jahre. Er sah ungepflegt aus. Als ich mich über sein Gesicht beugte, schlug er die Augen auf. Es sah aus, als wolle er losschreien, doch es kam kein Laut aus seinem Mund. Sein Gesicht war voller Falten. „Ich tue Ihnen nichts“, stotterte ich. Wieder wollte mir der Mann etwas sagen. Vorsichtig setzte ich mich auf die Bettkante. Vielleicht konnte ich ihn damit etwas
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